Zusammenfassung
Die nach dem Zweiten Weltkrieg unter amerikanischer Hegemonie vereinbarte liberale WO steht im Zentrum dieses Kapitels, das den historischen Hintergrund für die Entstehung und Ausarbeitung des Global-Governance-Konzepts aufbereitet. In der Epoche von 1945 bis zur Auflösung der SU (1990/1991) war die überstaatliche Handlungsebene nur schwach ausgebildet. Wir sprechen von einem Governancesystem mit passivem Multilateralismus. Erst nach 1990 konnte sich ein vergleichsweise aktiver Multilateralismus entwickeln, der allerdings bis in die Gegenwart umkämpft ist. Die Restrukturierung des Governancesystems nach dem Ende des Kalten Kriegs kann als politische Antwort auf die Weltprobleme der 1980er- und 1990er-Jahre, auf die vom Neoliberalismus beschleunigte Globalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft sowie auf politische Reformbemühungen verstanden werden, das UN-System neuen Weltbedingungen anzupassen. Im Zentrum der Etablierung einer überstaatlichen Handlungsebene stehen zunächst die UN-Organisationen, die aber zunehmend in das Geflecht sich dynamisch entwickelnder regulativer NGOs, gouvernementaler und nicht-gouvernementaler Regime und Netzwerke eingebunden werden.
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Notes
- 1.
Zum Dokument der Atlantik Charta siehe https://usa.usembassy.de/etexts/democrac/53.htm (21.09.2021).
- 2.
Der bedeutende, höchst umstrittene, realistische Theoretiker und republikanische Außenpolitiker Henry Kissinger (geb. 1923 in Fürth, Sicherheitsberater der Präsidenten Richard Nixon und Gerald Ford, United States Secretary of State 1973–1977, Friedensnobelpreis 1973) führt das Zerbrechen der Versailler Ordnung und den Zweiten Weltkrieg auf die mangelnde Bereitschaft der westlichen Großmächte zurück, gegenüber Hitler-Deutschland eine Politik des Machtgleichgewichts zu betreiben. Für ihn beginnt mit der nicht geahndeten Besetzung des entmilitarisierten Rheinlandes (Bruch der Locarno-Verträge von 1925) der Weg in den Zweiten Weltkrieg (Kissinger, 1992, S. 28 ff.; Kissinger, 2014, S. 100).
- 3.
- 4.
Siehe die Homepage des UN-Informationszentrums in Bonn (UNRIC). In Bonn haben 20 UN-Organisationen ihren Sitz: https://www.unric.org/de/charta (25.11.2019).
- 5.
Die Entwicklung der UN-Mitgliedsländer kann dem UN-Portal entnommen werden, das als Wissensportal für alle UN-Themen genutzt werden kann. Siehe: https://www.un.org/en/sections/member-states/about-un-membership/index.htm (25.11.2019).
- 6.
Robert O. Keohane (geb. 1941 in Chicago) ist seit 2005 Professor für International Affairs an der Woodrow-Wilson-Fakultät der Universität Princeton. Er ist mit zahlreichen Publikationen der wichtigste Vertreter der Theorie des liberalen Institutionalismus.
- 7.
Bereits 1917 brandmarkte Woodrow Wilson im ersten Punkt seiner berühmten 14 Punkte die Geheimdiplomatie und die Intransparenz von Verträgen als eine Ursache des Weltkriegs.
- 8.
John G. Ruggie (geb. 1944 in Graz) ist Berthold-Beitz-Professor in Human Rights and International Affairs an der Harvard Kennedy School. Von 1997 bis 2001 war er stellvertretender UN-Generalsekretär, von 2005 bis 2011 UN-Sonderbeauftragter für Unternehmen und Menschenrechte. Zudem ist er Träger des A.SK Social Science Award 2017 (zahlreiche Publikationen).
- 9.
Siehe die Homepage des IWF (https://www.imf.org/external/about/orgfin.htm) sowie https://www.imf.org/external/np/sec/memdir/members.aspx.
- 10.
Siehe https://www.lpb-bw.de/erklaerung-menschenrechte/ (22.09.2021).
- 11.
- 12.
Siehe https://menschenrechte-durchsetzen.dgvn.de/menschenrechte/sozialrechte/ (23.09.2021).
- 13.
Siehe auch die von Ruggie selbst herausgegebene Aufsatzsammlung Ruggie, 2006, Kap. 2.
- 14.
Zur Geschichte des Wiederaufbaus und der Gründung von IOs zwischen 1945 und 1970 siehe Karns et al., 2015, Kap. 3.
- 15.
Die USA haben die Vereinbarung am Ende der Konferenz (1997) paraphiert, aber nicht formell unterzeichnet und ratifiziert. Kanada kündigte, als es feststellte, die vereinbarten Minderungsziele bis 2012 nicht zu erreichen, um Strafzahlungen zu vermeiden, die Mitgliedschaft im Protokoll. Japan trat der zweiten Verpflichtungsperiode (2012–2020) nicht bei.
- 16.
Siehe zu den Zahlen den Bericht des UN-Generalsekretärs für das Jahr 2018 (UN, 2019, S. 118). Die vier größten Beitragszahler sind die USA (22 % der Pflichtbeiträge), China (12 %), Japan (8,56 %) und Deutschland (6,05 %); siehe: https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/internationale-organisationen/uno/deutschland-in-der-uno/205624 (18.04.2020).
- 17.
Im Internet finden sich zahlreiche Abbildungen zur Organisationsstruktur des UN-Systems. Der neueste Stand der institutionellen Entwicklung kann leicht dem Internetportal der Vereinten Nationen entnommen werden: https://www.un.org/en/about-un/. Siehe auch das Portal des United Nations Regional Information Centre for Western Europe, https://www.unric.org/de.
- 18.
Diese Aussage bezieht sich nicht auf Regionen – Annexion der Krim durch Russland – oder völkerrechtlich umstrittene Territorien wie Taiwan oder die Westbank (Westjordanland). Die Annexion des völkerrechtlich anerkannten Emirats Kuwait durch den Irak im Jahre 1990 wurde durch eine US-geführte Intervention mit UN-Mandat rückgängig gemacht (Zweiter Golfkrieg).
- 19.
Siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Enlargement_of_the_United_Nations (28.09.2021).
- 20.
Siehe die erste globale Bestandsaufnahme: The Global 2000 Report to the President Council on Environmental Quality, 1980.
- 21.
Siehe das Portal von UNEP: www.unenvironment.org.
- 22.
Da die Erde mit Sonnenenergie reichlich versorgt wird, bildet der Sektor der Energie mit den Erneuerbaren eine wichtige Ausnahme.
- 23.
Unter Präsident Saddam Hussein hatte der Irak am 02.08.1990 Kuwait angegriffen, besetzt und schließlich annektiert. Eine internationale Koalition unter amerikanischer Führung und legitimiert durch ein Mandat des UNSR befreite Kuwait (16.01.-25.02.1991) und stellte dessen Staatlichkeit und Souveränität wieder her.
- 24.
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Simonis, G. (2022). Liberale Weltordnung (WO). In: Global Governance. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-36462-5_2
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