Die Rückkehr in den Beruf nach der Geburt eines Kindes und die damit verbundene Nutzung von institutioneller Fremdbetreuung hat für viele Mütter und ihre Kleinkinder tagtäglich praktische Relevanz. Da sich die Befunde der Auswirkungen des geänderten Betreuungssettings auf die Kompetenzen der Kinder inkonsistent darstellten und in Deutschland bislang kaum untersucht wurden, hat sich die vorliegende Arbeit mit der Analyse dieser Themenstellung befasst.

Das Ziel der Arbeit war es, die durch Erwerbsarbeit von Müttern und frühkindliche Fremdbetreuung entstehenden Wohlfahrtseffekte aufzuzeigen und auf Nachhaltigkeit hin zu bewerten, Zielkonflikte und deren Zusammenhänge zu erklären sowie mit den Ergebnissen den gesellschaftlichen Diskurs zu bereichern und Implikationen für politische Entscheidungsträger abzuleiten. Die Analyse und Bewertung fokussierte sich auf die soziale Nachhaltigkeit, wobei die Themenfelder Ökonomie und Ökologie nicht ganz ausgeschlossen wurden, um Zielkonflikte verdeutlichen zu können.

Die Untersuchung folgte der Forschungsfrage, welche Effekte durch die zunehmende Erwerbsarbeit von Müttern und die daraus resultierende Fremdbetreuung der Kleinkinder entstehen, und wie diese Effekte im Hinblick auf Nachhaltigkeit bewertet werden können. Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass je umfangreicher Erwerbsarbeit von Müttern und frühkindliche Fremdbetreuung sind, desto mehr negative Wohlfahrtseffekte auftreten. Für die Analyse wurden drei Unterfragen entwickelt und die unterschiedlichen Perspektiven von Kindern, Müttern und Erziehern separat beleuchtet. Diese Struktur wurde für die Darstellung der Ergebnisse und zu Beginn der Diskussion beibehalten.

Um die Forschungsfrage beantworten zu können, wurde eine Literaturrecherche in Bezug zum theoretischen Rahmen durchgeführt. Dieser bestand zum einen aus den wirtschaftswissenschaftlichen Ansätzen der Nachhaltigkeit und des Marktgleichgewichts, zum anderen aus den psychologischen Ansätzen des „Giving vs. Giving In“, der Feinfühligkeit und Motivation sowie des Lernens am Modell und wurde durch die Begrifflichkeiten Verantwortung, Gerechtigkeit und moralische Urteilsbildung vervollständigt. Die Literaturrecherche orientierte sich zunächst an der Struktur der Unterfragen, den Perspektiven der Kinder, Mütter und Erzieher, und wurde danach hinsichtlich der Aspekte Pfadabhängigkeiten, Gesundheit und Bildung sowie Ökonomie und Ökologie ausgeweitet und um die verhaltensökonomische Perspektive ergänzt.

Die Analyse hat gezeigt, dass der intrinsischen Motivation und intuitiven Feinfühligkeit der Mütter eine Schlüsselrolle in Bezug auf den kognitiven und emotionalen Kompetenzerwerb der Kinder zufällt, und dass diese mütterlichen Kompetenzen aufgrund der Substitution durch institutionelle Fremdbetreuung zunehmend ungenutzt bleiben und durch die Erzieher nicht gleichwertig ersetzt werden. Anhand des entwickelten Caregiving-In-Modells, in dem die Theorie des Marktgleichgewichts mit dem Ansatz des „Giving vs. Giving In“ verknüpft wurde, konnte das Verhalten der Mütter ebenso hergeleitet und begründet werden wie Markteingriffe in den Fürsorgemarkt und das Entstehen negativer externer Effekte.

Die externen Effekte zeichneten sich überwiegend als Beeinträchtigungen im Hinblick auf Gesundheit und Wohlbefinden ab und wirkten sich ebenfalls ungünstig auf das spätere Bildungsergebnis der Kinder und die Produktivität der Mütter aus. Aufgrund der im europäischen Vergleich noch jungen Fremdbetreuungskultur in Deutschland wurden zwecks Prognose die Daten skandinavischer Länder herangezogen und der schwedische Entwicklungsverlauf fokussiert betrachtet. Anhand der Parallelen der dortigen Zunahme depressiver Erkrankungen und des Konsums von Antidepressiva, insbesondere der jungen weiblichen Bevölkerungsanteile, und der Etablierung frühkindlich institutioneller Bildungsprogramme wurde eine für Deutschland ungünstige Prognose skizziert. Dabei wurde mit den im Analyserahmen verankerten Begriffen der moralischen Urteilsfindung, Verantwortung und Gerechtigkeit argumentiert und auf einen weiteren möglichen Rückgang der Humankapitalausstattung und der damit verbundenen Gefährdung der Wettbewerbsfähigkeit hingewiesen. Die herausgearbeiteten Effekte wurden daher überwiegend als sozial nicht nachhaltig bewertet. Eine Ausnahme bildete die Zufriedenheit und finanzielle Unabhängigkeit der Mütter durch deren Einkommen, von dem auch die Kinder materiell profitierten. Dieser Punkt wurde deshalb bei der Ableitung der Implikationen berücksichtigt. Ein weiterer positiver Effekt zeigte sich aufgrund der Zunahme der Einkommen der Mütter und Erzieher und des Wachstums des Fremdbetreuungsmarktes mit dem unmittelbaren Anstieg des BIP, bezogen auf die ökonomische Nachhaltigkeit. Der mit der Fremdbetreuung einhergehende Ressourcenverbrauch wurde hingegen als ökologisch nicht nachhaltig bewertet und hieraus weiterer Forschungsbedarf begründet. Anhand verhaltensökonomischer Aspekte konnte abschließend politisches und individuelles Entscheidungsverhalten begründet und die gesellschaftlichen Entwicklungen erklärt werden.

Die abgeleiteten Implikationen hatten zum einen das Ziel, die Bedürfnisse der Kinder und Mütter in den Entscheidungsprozessen stärker zu gewichten, beide Gruppen von den Anforderungen zu entlasten und dadurch das Ausmaß der negativen externen Effekte zu reduzieren. Zum anderen wurden Vorschläge für eine Verbesserung der generativen und prozeduralen Gerechtigkeit unterbreitet. Sämtliche Maßnahmen zielten darauf ab, Müttern und Kleinkindern gemeinsame Zeit bei wirtschaftlicher Sicherheit zu verschaffen und ordnungspolitisch zu garantieren sowie die Fremdbetreuungsstrukturen nach dem Subsidiaritätsprinzip zu organisieren. Zum Ende der Arbeit wurden Vorgehen und Ergebnisse kritisch reflektiert, die Anwendung der Resultate eingeschränkt und Vorschläge für die weitergehende Forschung erörtert.