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De-Trivialisierung des Trivialen – Entwicklung einer Forschungsheuristik

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Elastizität organisieren

Part of the book series: Organisationssoziologie ((ORGANISAT))

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Zusammenfassung

Was ist an Trivialitäten so interessant? – Dass sie trivial sind. Oder besser: Dass sie so erscheinen. Oder – noch genauer: Es ist interessant zu beobachten, wie es (in) einem gegebenen Kontext gelingt, bestimmte Phänomene so erscheinen zu lassen, als seien sie trivial.

„Eine radikal auf Ereignisgegenwarten setzende Systemtheorie dreht den Primat des Problems vor der Lösung um. Nach wie vor sind Problem-Lösungs-Konstellationen zu beobachten, nur darf das Problem nicht vorempirisch, d.h. quasitranszendental als Bedingung der Möglichkeit von Ordnung vorausgesetzt werden, sondern muss dem empirischen Kontext selbst entnommen werden.“

(Nassehi 2008: 96)

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Notes

  1. 1.

    Damit soll keineswegs gesagt sein, dass die Fokussierung auf Trivialitäten und Alltäglichkeiten ein Alleinstellungsmerkmal der Systemtheorie sei. Siehe dazu nur die zahlreichen Studien im Kontext der „Everyday Life Sociology“, z. B. von Herbert Blumer, Eving Goffman oder Harold Garfinkel. Für einen Überblick siehe Adler et al. 1987.

  2. 2.

    Mit Blick auf den Zeitdruck zeigt Luhmann, dass hier eine Verschiebung in die Zeitdimension einen Konflikt in der Sachdimension zu lösen hilft: Wenn man viele wichtige Dinge zu erledigen hat, so weiß man nicht unbedingt, mit welcher Aufgabe man beginnen soll – alles ist wichtig. Sind die Aufgaben aber befristet, beginnt man einfach mit der zeitlich dringlichsten.

  3. 3.

    Zumindest gilt das für die „starke“ Variante des Funktionalismus. Für die Unterscheidung von „starkem“ und „schwachem“ Funktionalismus siehe Schützeichel (2003: 235 ff.) sowie Kapitel 9.

  4. 4.

    Siehe z. B. Malinowski 1975; Parsons 1937, 1951; Radcliffe-Brown 1935, 1957.

  5. 5.

    Für eine ausführliche Darstellung siehe auch hierzu die methodologische Reflexion der Forschungsheuristik in Kapitel 9.

  6. 6.

    Die erste Studie, an der Luhmann die Möglichkeiten „seiner“ funktionalen Analyse darlegt, ist „Funktionen und Folgen formaler Organisation“ von 1964, in der er die Stabilisierung von Verhaltenserwartungen als Bezugsproblem ausmacht, das durch Formalisierung gelöst werden kann.

  7. 7.

    Luhmann nutzt die funktionale Methode von Anfang an zur Entwicklung der Systemtheorie und die Systemtheorie für die Entwicklung der Methode (vgl. Fuchs 2003) – mit Folgen für den von ihm genutzten Problembegriff (s. Kapitel 9).

  8. 8.

    „Alle funktionalistischen Analysen werden letztlich in Bezug auf Stabilisierungsprobleme als Leitfaden geführt. Die funktionalistische Auslegung des Handelns macht deutlich, dass Handlungen in einem Netz anderer Möglichkeiten immer stabilisierungsbedürftig sind.“ (Luhmann 2009a: 34)

  9. 9.

    Die Grundannahme lautet: Das, was beobachtet wird, besteht nicht „an sich“, sondern wird praktisch erzeugt – durch „Mechanismen“, „Handlungen“, „Kommunikation“, „Ereignisse“ (vgl. Nassehi 2011a: 55). Nur aufgrund dieser Annahme kann das Beobachtete überhaupt Bedeutung gewinnen, im Sinne einer relevanten Information, die einen Unterschied macht, der einen Unterschied macht (vgl. Bateson 1983: 408).

  10. 10.

    Wobei es alles andere als trivial ist, Triviales empirisch zu hinterfragen, wie die Eingangssequenz dieser Studie belegt. Eine Frage zu stellen, obwohl man ihre Antwort bereits kennt, ist im sozialen Alltag unüblich und – wenn es herauskommt – peinlich. Es gibt nur wenige besonders gestaltete Kontexte, in denen Trivialisierungen dieser Art sozial ungestraft bleiben, in Prüfungen etwa oder in der Schule (vgl. Luhmann 2002a: 78).

  11. 11.

    Die Nähe zum Funktionsbegriff der Mathematik ist hier keineswegs zufällig (vgl. Luhmann 1958).

  12. 12.

    Bezogen auf den Praxisfall, der den Rahmen für diese Studie liefert, war dies sogar offensichtlich: Über zehn Jahre hinweg gab es keine formale Stellvertretungen auf Teamleitungsebene – und es ging auch.

  13. 13.

    „Soziologische Forschung interessiert sich also in all ihren Spielarten für jene Unbestimmtheiten, die die konkreten Erscheinungen praktisch mit Bestimmungen versorgen.“ (Nassehi 2008: 89) Nicht übersehen darf man dabei, dass die soziologische Forschung selbst eine dieser Spielarten ist.

  14. 14.

    Diesen Begriff nutzt Luhmann in seinen frühen Texten teils eigenständig, teil synonym für den Begriff des Bezugsproblems. Auf diese Unterscheidung kommen wir in Kapitel 9 im Rahmen der methodologischen Reflexion zurück.

  15. 15.

    Hier ist bereits in einem Satz angedeutet, wohin die methodologische Reflexion der Forschungsheuristik am Ende der Studie führen wird. Funktionale Analysen werden durch „problematische Bezugsgesichtspunkte“ angeleitet, die als stabiler Vergleichspunkt fungieren. Damit sind allerdings nicht zwingend „Bezugs-Probleme“ gemeint – auch „Bezugs-Lösungen“ sind hier denkbar. Diese Lesart ist bereits in Luhmanns Texten angelegt – so zumindest die These, die in Kapitel 9 diskutiert wird.

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Vogel, M. (2021). De-Trivialisierung des Trivialen – Entwicklung einer Forschungsheuristik. In: Elastizität organisieren. Organisationssoziologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-36264-5_2

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-36263-8

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