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Faktoren sozialer Angemessenheit: Das FASA-Modell

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Soziale Angemessenheit

Zusammenfassung

Erstaunlicherweise sind Menschen meist in der Lage in Interaktionssituationen den ‚richtigen Ton‘ zu treffen und zu wissen, was in bestimmten Situationen als (un-)angemessen gilt. Und selbst wenn das Verständnis davon, was in einer bestimmten Situation sozial angemessen ist und was nicht, zwischen den Interagierenden variiert, weisen Menschen eine herausragende Fähigkeit dazu auf, sich innerhalb von kürzester Zeit aufeinander abzustimmen und etwaige entstandene ‚Brüche‘ in der Kommunikation effektiv zu reparieren. Mit dem hier vorgestellten Modell der Faktoren sozialer Angemessenheit schlagen wir für dieses Phänomen der sozialen Angemessenheit fünf entscheidende Einflussgrößen vor: «Handlungs- und Verhaltensweise»; «Situation»; «individuelle Varianzen»; «Relationen der Interagierenden» und «Üblichkeitsstandards». Mit dem Modell wird die Analyse und Beschreibung sozialer Handlungs- und Verhaltensweisen in Bezug auf deren Angemessenheit anhand der «Faktoren» und zugehörigen ‹Faktorenkriterien› möglich.

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Notes

  1. 1.

    Förderkennzeichen: 16SV7880K.

  2. 2.

    Siehe detaillierter auch Bellon et al. (2022). Die im vorliegenden Band angestellten Ausführungen zum kaleidoskopischen Blick entsprechen weitgehend dem dortigen Kap. 3, die Ausführungen zum FASA-Modell orientieren sich – stark gekürzt – an Kap. 4 und die Baumstrukturen entsprechen Kap. 5.

  3. 3.

    In Bezug auf den Übertrag zum Technischen finden sich in der Datenbank unter vielen weiteren auch Beiträge aus den Forschungsfeldern der Mensch-Technik-Interaktion, der Sozialen Robotik, des Designs, der Akzeptanzforschung, usw.

  4. 4.

    Unter Interagierenden werden hier nicht notwendigerweise nur menschliche Akteur:innen verstanden.

  5. 5.

    Das ist ein für Anschauungszwecke vereinfachtes Bild. Tatsächliche Observablen wären z. B. einzelne Kleidungsstücke bzw. noch feinkörniger: einzelne, genau zu definierende Ausschnitte spezifischer Kleidungsstücke. Eigentlich ‚schließt‘ man also (meist implizit, vorbewusst und ‚automatisch‘) bereits auf den konkreten Kleidungsstil auf Grundlage von gewissen Erkennungsmerkmalen, deren situative Bedeutung etwa einem technischen System erst erklärt werden müsste.

  6. 6.

    Für die Ausführungen zur Face-Saving View von Brown und Levinson sowie Fußnote 7 vgl. Bellon et al. (2020, S. 274–278), wo Forschungen zur Höflichkeit, insbesondere die Face-Saving View, im Kontext technischer Systemen adressiert werden.

  7. 7.

    Zur Publikationsvielfalt und -menge vgl. Fraser 1999 und Bousfield und Locher (2008). Seit 1996 kann man davon sprechen, dass die Höflichkeitsforschung um Forschung zum Thema der Unhöflichkeit ergänzt wird (Dynel 2015). Seit 2005 findet sich Forschung zu Höflichkeit im Journal of Politeness Research, einem „international and multidisciplinary forum for research into linguistic and non-linguistic politeness phenomena“ (Christie 2005, S. 1).

  8. 8.

    Diese Einteilung in drei Wellen ist angelehnt an Held (2017, S. 63 f.). Andere Einteilungen subsumieren die interpretativen und interaktionalen Ansätze unter „diskursive Ansätze“ (vgl. Locher 2017, S. 78 f.).

  9. 9.

    Allgemein: Das öffentliche Selbstbild, das man vor sich selbst und anderen aufrecht erhalten möchte.

  10. 10.

    Die Face-Saving View ist noch immer Gegenstand des wissenschaftlichen Diskurses über sprachliche Höflichkeit, nicht zuletzt auf Grund vieler Theorien, die direkt oder indirekt auf sie aufbauen, wie z. B. Überlegungen eines Supportive Face-work (Arndt und Janney 1985, 1991), eines Rapport Management (Spencer-Oatey 2000) oder einer Intercultural Communication (Scollon et al. 2012) [2001]).

  11. 11.

    ‚Angesicht‘ wäre – im Kontext einer Rede von Gesichtsverlust – eine mögliche Übersetzung dieses Terminus. Da dies aber nicht genau die Bedeutung des Terminus face von Brown und Levinson trifft, wird dieser in seiner englischen Form als quasi Terminus technicus übernommen.

  12. 12.

    Es lautet: „Make your conversational contribution such as is required, at the stage at which it occurs, by the accepted purpose or direction of the talk exchange in which you are engaged.“ (Grice 1993 [1967], S. 26).

  13. 13.

    Die Maximen ordnet Paul Grice in die Kategorien der Quantität, der Qualität, der Relevanz und des Stils (ebd., S. 26 f.). Unter die Kategorie der Quantität fallen dabei folgende zwei Maximen: „1. Make your contribution as informative as is required (for the current purposes of the exchange)” und „2. Do not make your contribution more informative than is required”. Unter die Kategorie der Qualität fällt zunächst die Obermaxime „Try to make your contribution one that is true” mit den Untermaximen „1. Do not say what you believe is false” und „2. Do not say that for which you lack adequate evidence”. Unter die Kategorie der Relevanz fällt die einzelne Maxime “Be relevant” und unter die Kategorie des Stils fällt die Obermaxime „Be perspicuous“ mit den Untermaximen „1. Avoid obscurity of expression“, „2. Avoid ambiguity”, „3. Be brief (avoid unnecessary prolixity)” und „4. Be orderly“.

  14. 14.

    «Üblichkeitsstandards» wurden hier nicht explizit in die Diskussion mit einbezogen, sie spielen jedoch implizit in allen drei Höflichkeitstheorien eine zentrale Rolle: Handlungs- oder Verhaltensregelmäßigkeiten gelten gerade als höflich, insofern sie an bestimmten Standards orientiert sind. Lakoffs Rede von ‚Höflichkeitsregeln‘ und Leechs von einem ‚Höflichkeitsprinzip‘ veranschaulichen dies.

  15. 15.

    Für weitere Beispiele und Nennung weiterer Faktorenkriterien siehe auch Bellon et al. (2022).

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