Zusammenfassung
Im Rahmen einer Staatsschuldenkrise verschiedener Euro-Mitglieder ist die Möglichkeit eines Austritts einzelner Länder oder gar eines Zerfalls der Eurozone nicht auszuschließen. Die Geschichte von Währungsunionen gibt hierfür zahlreiche Beispiele. Ein Austritt bedarf allerdings der gründlichen Planung und Vorbereitung. Entgegen der Vermutung, lediglich die Schaffung einer Währungsunion benötige Koordination, ist ein Konsens zwischen den Mitgliedsländern unbedingt notwendig, will man Probleme für die neue Währung und Konflikte mit der Rest-Union vermeiden. Vorteilhaft wären Vorkehrungen durch institutionelle Regelungen in den EU-Verträgen, die einen Austritt eines Mitgliedes oder gar die vollständige Auflösung der Währungsunion prozessural und rechtssicher vorsehen.
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Notes
- 1.
Vgl. Seidel (2007), der aus dem generellen Austrittsrecht ein Recht zu einem Teilaustritt ableitet (a maiore ad minorem); ähnlich Herrmann (2010, S. 417); Vischer (2010, S. 44 f.). Generell kritisch zur Austrittsmöglichkeit nach Art. 50 EUV äußern sich Zeh (2004, S. 199 f.); Deo et al. (2011, S. 9).
- 2.
Die Währungssouveränität wurde auf die Europäische Union (EU), nicht aber auf die Europäische Zentralbank (EZB) übertragen. Hierfür sprechen die Kompetenzen des Rats zur Festlegung des Wechselkursregimes gegenüber Drittstaaten (Art. 219 AEUV) sowie Maßnahmen zum Zahlungs- und Kapitalverkehr mit Drittstaaten (Art. 64 Abs. 2; Art. 66 AEUV). Siehe auch Herrmann (2010a, b, S. 118–120). Die EZB ist lediglich ein EU-Organ (Art. 13 EUV).
- 3.
Art. 88 GG: “Der Bund errichtet eine Währungs- und Notenbank als Bundesbank. Ihre Aufgaben und Befugnisse können im Rahmen der Europäischen Union der Europäischen Zentralbank übertragen werden, die unabhängig ist und dem vorrangigen Ziel der Sicherung der Preisstabilität verpflichtet.” Die Währungssouveränität hat der Bund inne, indem er gemäß Art. 73 Nr. 4 GG “die ausschließliche Gesetzgebung über: … 4. das Währungs-, Geld- und Münzwesen” hat. Gemäß Art. 23 Abs. 1 i. V. m. Art. 79 Abs. 2/3 GG kann er dieses Hoheitsrecht auf die EU übertragen und entsprechend zurückholen.
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Meyer, D. (2022). Rechtliche Möglichkeiten eines Ausscheidens aus dem Euro und die Rückübertragung der Währungssouveränität. In: Europäische Union und Währungsunion in der Dauerkrise II. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-35713-9_9
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