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Dann – ein früher Tierrechtler, Mahner und Aktivist

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Tierschutz und Tierrechte im Königreich Württemberg
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Zusammenfassung

Der seinerzeit bekannte pietistische Land- und Stadtpfarrer C. A. Dann gab durch seine Predigten, sein persönliches Verhalten und vor allem durch zwei populäre Agitationsschriften gegen Tierquälerei den Anstoß für die Tierschutzbewegung ab 1837. Diese beiden Texte, populär, packend und handlungsorientiert geschrieben, waren mit mehrfachen Auflagen die am weitesten verbreiteten deutschen Tierschutz-Veröffentlichungen des 19. Jahrhunderts. Sie werden hier wirkungsästhetisch gewürdigt, ihre weitgehenden tierrechtlichen Ansätze in den Horizont zeitgenössischen Denkens eingeordnet und bewertet.

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Notes

  1. 1.

    Vgl. Jung 2002, 116 (Nachwort). Einen detaillierten Nachweis der Auflagen der beiden Texte bringt Jung auf S. 78 ff. Jung hat den verschollenen „Aufruf“ Danns in seiner ursprünglichen Form wieder ausgegraben, im Umlauf befindliche Legenden über die Stuttgarter Vereinsgründung korrigiert und mit der sorgfältigen Edition und Kommentierung der Texte von Dann und Knapp einen äußerst wichtigen Beitrag zur Geschichte der dt. TSB geleistet.

  2. 2.

    Die Lektüre Danns ist auch ein gutes Mittel, gegen simplifizierende oder gegenüber Tieren einfach ignorante Darstellungen der Entstehung des Tierschutzes immun zu werden, wie sie etwa der immer noch zitierte Aufsatz Orvar Löfgrens von 1986 formulierte. Über das bäuerliche Tierverhältnis in Schweden schreibt er, dass „Tierquälerei … kaum vor(kam)“ und dass in der TSB „sich einige klassische Sujets“ ausbildeten: „der … misshandelte Kettenhund oder die klapprige Mähre, die der rohe, betrunkene Kutscher peitscht und quält“, so, also handelte es sich dabei um eine neue bürgerliche Mythenbildung, nicht um Beschreibungen der Realität. (Natur, Tiere und Moral. Zur Entstehung der bürgerlichen Naturauffassung, in: Jeggle, Utz, Gottfried Korff, Martin Scharfe, Bernd Jürgen Warneken (Hg), Volkskultur in der Moderne. Probleme und Perspektiven empirischer Kulturforschung, Hamburg 1986, 141).

  3. 3.

    = Seite 26 in: Christian Adam Dann, Bitte der armen Thiere, der unvernünftigen Geschöpfe, an ihre vernünftigen Mitgeschöpfe und Herrn die Menschen, in: Jung (Hg) 2003. Im Weiteren so nachgewiesen, oder auch als „Dann 1822“.

  4. 4.

    So hat sich Albert Schweitzer noch 1919 auf sie berufen: Jung 2003, S. 119 (Nachwort).

  5. 5.

    Dann 1822, 8. Hervorhebung im Original. Grundsätzlich sind Hervorhebungen in Zitaten vom Autor, im übrigen Text von mir. Ich weise nur auf Abweichungen von dieser Regel hin.

  6. 6.

    zit. nach: Narr, Dieter, Menschenfreund und Tierfreund im 18. Jahrhundert, in: Narr, Dieter, Studien zur Spätaufklärung im deutschen Südwesten, Stuttgart 1979, S. 176. (Ich danke für den Hinweis auf diesen Aufsatz Hermann Bausinger.) Vgl. auch DT 1912, 91 f. Sailer war nach Baranzke (S. 224) „einer der wenigen Katholiken, die das Verhalten gegenüber Tieren überhaupt thematisieren“. Trotz des Einflusses von Dann warnte er „bezeichnenderweise sogleich vor einer übertriebenen Zuwendung zum Tier“. Er suchte dabei Hilfestellung bei Kant.

  7. 7.

    Insbesondere Untersuchungen zur „Genealogie der Emotionen“, zur „Emotionsgeschichte“ konstatieren gern, dass die im 19. Jahrhundert zunehmende Hinwendung zu Tieren diese „emotionalisierte“, „weil sie fühlen was wir fühlen“, wie Pascal Eitler es im Titel eines Aufsatzes ausdrücklich apostrophiert. Die Rede von der „Emotionalisierung“ macht „das Tier“ zu einer Black Box. Über seine Emotionen und Gefühle können keine Aussagen getroffen werden, lediglich die der Menschen erscheinen als fassbare. Tierliebe basiert vorgeblich auf Zuschreibungen. (P. Eitler, „Weil sie fühlen, was wir fühlen.“ Menschen, Tiere und die Genealogie der Emotionen im 19. Jahrhundert, in: Historische Anthropologie Jg. 19, Heft 2/2011, vor allem S. 217 f.) Sogar in den Animal Studies grassiert noch die Angst, für unwissenschaftlich gehalten zu werden, wenn man in Bezug auf die anderen Tiere von mehr als von „Zuschreibungen“ spricht. Dass Tiere Emotionen haben und positive wie negative Gefühle anderer Tiere einschließlich des Menschen erwidern können, ist inzwischen ausreichend wissenschaftlich nachgewiesen. Der Biologe Josef H. Reichholf (Der Hund und sein Mensch, München 2020, 180) schreibt dazu: „… der alte Einwand, wir dürften einem Tier nicht die Gefühle eines Menschen unterstellen, zieht nicht mehr. Die physiologischen Befunde zeigen unabweisbar die Übereinstimmung.“ Frans de Waal präzisiert diese Auffassung als Ergebnis seiner jahrzehntelangen verhaltensbiologischen Forschungen, indem er Emotionen bei Menschen und anderen Tieren gleichermaßen als zunächst körperliches Phänomen fasst, als die „Schnittstelle, wo Körper, Geist und Umwelt zusammenlaufen“. Emotionen werden automatisch ausgelöst; Gefühle, die er begrifflich davon unterscheidet, „entstehen, wenn Emotionen in unser Bewusstsein vordringen und wir sie wahrnehmen.“ (F. de Waal, Mamas letzte Umarmung. Die Emotionen der Tiere und was sie über uns aussagen, Stuttgart 2020, 117 u. 119) Ich verwende im Folgenden diese Unterscheidung zwischen „Emotion“ und „Gefühl“ gleichwohl nicht, da sie von der Begrifflichkeit der Quellen zu weit wegführt. Von Dann bis Plieninger sind Emotion und Gefühl Synonyme. Für die Zwecke meiner Untersuchung genügt das ebenfalls; ich gehe ohnehin davon aus, dass Menschen und viele andere Spezies nicht nur in Beziehung auf Emotionen und Gefühle prinzipiell gleichzustellen sind. – Die Erforschung der „Emotionsgeschichte“ geht übrigens oft von der falschen Annahme aus, die Entwicklung verstärkter gefühlsmäßiger Hinwendung zu den Tieren stehe damit in Zusammenhang, dass im 19. Jh. die Haltung von Tieren wie Hunden und Katzen in den Familien zugenommen habe. Das gilt jedenfalls für die erste Hälfte des Jhs. nicht, und was die TSB angeht, auch nicht im größten Teil der 2. Hälfte des Jhs. – sie kümmerte sich hauptsächlich um Nutztiere, wie die vorliegende Untersuchung zeigen wird. Die Vorstellung, dass die „Emotionalisierung von Mensch-Tier-Verhältnissen“ im Lauf der ersten Hälfte des 19. Jhs. zuerst auf religiöser, dann auf moralischer Herleitung beruhte, wie Eitler schreibt, lässt gesellschaftliche Entwicklungen und damit verbundene neue ideologische Strömungen, wie ich sie im Folgenden noch skizziere, außer Acht und passt nicht zur beschriebenen Tatsache, dass etwa bei Dann sich aufklärerische, empfindsame und religiöse Impulse verschränken und er eher von den gequälten Tiersubjekten selbst als vom anthropozentrischen Verrohungsargument ausgeht. (Vgl. P. Eitler 2011. Vgl. auch ders., Tierliebe und Menschenführung. Eine genealogische Perspektive auf das 19. und 20. Jahrhundert, in: Tierstudien 03/2013: Tierliebe, Hg. v. J. Ullrich/F. Weltzien, Berlin).

  8. 8.

    Zit. n. Narr 277.

  9. 9.

    Zit. nach Narr 278.

  10. 10.

    Jung 2002 weist in seinem genauen und sehr nützlichen Kommentar zum Text auch auf implizite wie explizite Rückbezüge Danns auf die Antike hin, die u. a. dazu dienen – vgl. 81 ff.

  11. 11.

    Jung 2002, 86 (Kommentar). Vgl. auch Steinbrecher 2011.

  12. 12.

    Vgl. Plieningers Bearbeitung der „Bitte“ (in 7.3: „Die ‚Vereinsschriften‘“) oder Jung 2003, 187.

  13. 13.

    Jung (2002) erklärt, wofür welche Tiere als Muster dienen können: S. 88.

  14. 14.

    Vgl. Günther Lorenz, Tiere im Leben der alten Kulturen. Schriftlose Kulturen, Alter Orient, Ägypten, Griechenland und Rom, (2. Aufl.) Innsbruck 2013, 257 und 311 ff. Diese fundierte, materialreiche und interessante Untersuchung, erkennbar geschrieben von einem forschenden Tierfreund und gut lesbar, ist auch nach dem „animal turn“ und im Rahmen der „human animal studies“ bisher viel zu wenig rezipiert worden.

  15. 15.

    B27. Jung (2002, 89) hat die Quellen für diesen Bezug auf die Antike im Detail aufgespürt.

  16. 16.

    = Seite 41 in: [Christian Adam Dann], 1832, Nothgedrungener durch viele Beispiele beleuchteter Aufruf an alle Menschen von Nachdenken und Gefühl zu gemeinschaftlicher Beherzigung und Linderung der unsäglichen Leiden der in unserer Umgebung lebenden Thiere, Stuttgart, in: Jung (Hg) 2002; so im Folgenden direkt im Text nachgewiesen oder als „Dann 1832“.

  17. 17.

    Brecht, Bertolt, Werke, Bd. 23, Berlin u. a. 1993, S. 216.

  18. 18.

    Derrida, Jaques, Das Tier, das ich also bin, Wien 2010, S. 101.

  19. 19.

    A40–42. Jung (2002, 93) weist darauf hin, dass es sich bei dem Reisenden um Alexander von Humboldt handelte, ein Beleg für die Belesenheit Danns. Dieser übersieht allerdings, dass Humboldt hier Danns fast gleichaltrigen Landsmann, nämlich Schiller zitiert (Die Braut von Messina).

  20. 20.

    zit. n. Scharfe, Martin, Wider die Thierquälerei. Der Tierschutzgedanke im 19. Jahrhundert, in: Schwäbische Heimat 1984, 36.

  21. 21.

    Scharfe 1968, 846; vgl. auch Wiedenmann, Rainer (2002), Die Tiere der Gesellschaft, Konstanz, 73.

  22. 22.

    Eduard Mörike, Der Bauer und sein Sohn. Märchen, in: Eduard Mörikes sämtliche Werke. Mit biographischer Einleitung von Walter Heichen, Berlin o. J., 2. Buch, S. 138.

  23. 23.

    Zit. n. Baranzke, 237; nähere Angaben zur Quelle vgl. Jung 2003, 202.

  24. 24.

    Knapp, Albert (1847), Aus dem Leben des seligen M[agisters] Christian Adam Dann, in: Sechs Lebensbilder, Stuttgart 1875, 234 (zuerst erschienen 1847).

  25. 25.

    Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Einwohnerentwicklung_von_Stuttgart (abgerufen 05.03.2020).

  26. 26.

    Theodor Hosemann (1807–1875) war ein bekannter Berliner Genremaler, Illustrator und Kunstprofessor.

  27. 27.

    A42, Fußnote. Jung (2002, 93 bzw. 86) weist dieses Polizeigesetz nach.

  28. 28.

    B17. Gottfried Keller beschreibt auf mehr als 2 Seiten eindrücklich kindliche Grausamkeit gegen Insekten, Vögel und kleine Säuger in: Der grüne Heinrich, 1. Bd., 10. Kap. „Das spielende Kind“. Einige Kapitel später setzt er gegen diese bedrückende Darstellung „unschuldiger“ Tierquälerei eine hübsche Schilderung, wie fröhliche Kinder im offenen Haus mit einem Marder, einer Katze, einem Reh und Hunden herumtoben. (18. Kap.).

  29. 29.

    Die komplette Geschichte, wie das schöne Tier bei der Ruine Reußenstein geschossen wurde, findet sich in: Der Tierfreund. Vereinigt mit „Süddeutscher Tier- und Naturfreund“, Ulm, Heft 4, April 1939, 44.

  30. 30.

    Im gleichen Jahr 1832 schrieb Plieninger, einer der Protagonisten des WüTV und damals Sekretär der Zentralstelle für die Landwirtschaft, in deren Organ, dem „Correspondenzblatt“ (Bd. 2, S. 1 ff.), einen langen Artikel unter dem Titel „Über unzweckmäßige Verfolgung mancher Thiere. Zur Belehrung …“, der 1833 und 1842 als Broschüre noch 2 Mal aufgelegt wurde. Er nimmt (S. 36 ff.) die Spatzen gegen solche Vorurteile ausdrücklich in Schutz, erklärt, warum sie auch für die Landwirtschaft teilweise direkt nützlich sind, und kritisiert die damals üblichen radikalen Ausrottungsmaßnahmen.

  31. 31.

    In der Regel verweist man dazu auf einen Brief an Evi Solny vom 30.08.1964 (Albert Schweitzer Archiv Günsbach). Übrigens hat vor Schweitzer schon Magnus Schwantje, auf den wir hier noch häufig stoßen werden, die Formulierung „Ehrfurcht vor dem Leben“ gebraucht. (Vgl. Renate Brucker, „Ehrfurcht vor dem Leben“. Der Pazifist, Sozialreformer, Vegetarier und Tierrechtler Magnus Schwantje (1877–1959), in: Das Schlachten beenden! Zur Kritik der Gewalt an Tieren, Heidelberg 2010.).

  32. 32.

    Kundera, Milan, Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins, Frankfurt/M 2009, 414.

  33. 33.

    Vgl. dazu Marc Bekoff/Jessica Pierce, Vom Mitgefühl der Tiere. Verliebte Eisbären, gerechte Wölfe und trauernde Elefanten, Stuttgart 2011. Der Originaltitel benennt treffender, worum es in dem Buch geht: „Wild Justice. The Moral Lives of Animals“. Bekoff/Pierce schließen sich Preston/de Waal an und gehen von verschiedenen Stufen der Empathiefähigkeit aus, wobei kognitive E. und das völlige sich Hineinversetzen in die Perspektive des anderen als höchste betrachtet wird. Sie kann auch zum Schaden der anderen verwendet werden (vgl. S. 135 u.139; Bezug: Stephanie D. Preston & Frans de Waal, Empathy: Its ultimate and proximate bases, in: Behavioral and Brain Sciences 25 (1), 2001) Bekoff/Pierce vermeiden eine Aussage, ob Menschen die größte Empathiefähigkeit besitzen und weisen darauf hin, wie wenig man darüber bisher noch weiß. Wenn ich im Weiteren ohne zusätzliche Markierung von Empathie schreibe, meine ich die prosoziale Seite, die nach Bekoff/Pierce Mitleid, Mitgefühl, Fürsorglichkeit, Helfen, Trauern und Trösten und damit nicht nur ein Gefühl und die Grundlage von Moral, sondern wie diese auch Aktivitäten umschließt (vgl. S. 133).

  34. 34.

    Lorenz 257 und 311 ff. Vgl. auch Petra Mayr, Just for Fun oder Angst vor dem Tod? Erklärungsversuche für das Jagdbedürfnis von Freizeitjägern, in: TIERethik, Heft 7, 2013/2, S. 85.

  35. 35.

    Horkheimer, Max, 1974, Zum Wesen des Menschen, in: Notizen 1950 bis 1969 und Dämmerung, Frankfurt a. M., 331.

  36. 36.

    Vgl. Buchner, Jutta, Kultur mit Tieren. Zur Formierung des bürgerlichen Tierverständnisses im 19. Jahrhundert, Münster 1996, 194.

  37. 37.

    Vgl. Rollinger. Zur Proteinfrage vgl. auch Teuteberg 56, u. T. C. Campbell/T. M. Campbell, China Study. Die wissenschaftliche Begründung für eine vegane Lebensweise, Bad Kötzting 2011, 30 f.

  38. 38.

    Roscher (2009, 63) deutet das an.

  39. 39.

    Joy, Melanie, Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen. Karnismus – Eine Einführung, Münster 2013. Dass die Lebensmittelindustrie beginnt, auch auf dem bisher winzigen Markt für vegane Produkte mitzuspielen, ist noch unendlich weit von einer echten Trendwende entfernt.

  40. 40.

    Dann 1822, 32; Dann gibt die Quelle selbst an. Siehe dazu den interessanten Kommentar Jungs (2002, 91 f.).

  41. 41.

    „Die Frage ist nicht: Können sie denken? oder: Können sie sprechen? sondern: Können sie leiden?“ (zit. n. Linnemann, Manuela (Hg.), Brüder, Bestien, Automaten. Das Tier im abendländischen Denken, Erlangen 2000, 135).

  42. 42.

    Jung 2003, 191. Jung verweist dazu auf explizite Äußerungen von Dann in einer Schrift für Konfirmanden, die in zweiter Auflage wie die „Bitte“ 1822 in Tübingen erschien.

  43. 43.

    Wie alt diese Vorstellung ist (übrigens nicht älter als die von einem Recht auch eines Tieres auf Leben), weist Lorenz nach, siehe etwa S. 340.

  44. 44.

    Sezgin, Hilal, Artgerecht ist nur die Freiheit. Eine Ethik für Tiere oder Warum wir umdenken müssen, München 2014, 38.

  45. 45.

    Vgl. dazu u. a.: Waal, Frans de (2011), Primaten und Philosophen. Wie die Evolution die Moral hervorbrachte. Mit Beiträgen von R. Wright, C. M. Korsgaard, P. Kitcher und P. Singer. Hg. u. eingeleitet v. S. Macedo und J. Ober, München.

  46. 46.

    Kant, Immanuel, Anthropologie in pragmatischer Hinsicht abgefaßt (1798), zit. n. Linnemann 128.

  47. 47.

    Derrida 153. Derrida bezieht sich auf Th. W. Adornos „Beethoven. Philosophie der Musik. Fragmente und Texte“, Frankfurt 1993, Fragment 202.

  48. 48.

    Vischer, Friedrich Theodor (1847), [anonym] Noch ein vergebliches Wort gegen den himmelschreienden Thierschund im Lande Württemberg, in: Der Beobachter. Ein Volksblatt aus Württemberg (Organ der Demokratischen Württembergischen Volkspartei), Jg. 1847, S. 1314.

  49. 49.

    Narr 261 u. 265 f. Wir sehen Narr die Übernahme des Begriffs „das Tier“ nach. Bekanntlich gibt es „das Tier“ nur als anthropozentrisches Konstrukt, das nicht erst von Derrida gründlich dekonstruiert wurde. Es diente nur als Folie, vor welcher „der“ Mensch den Dünkel seiner geträumten Vorzüge“, wie Plieninger sagte, pflegen und seine dominierende Stellung in der gesamten Natur begründen konnte.

  50. 50.

    Horkheimer, Max, und Theodor W. Adorno, Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente, Frankfurt a. M. 2017, 262.

  51. 51.

    Sämtliche Zitate Narr 269 u. 271.

  52. 52.

    Petrus, Klaus, Tierrechtsbewegung, Münster 2013, 12.

  53. 53.

    Vgl. Zeuske, Michael, Handbuch Geschichte der Sklaverei, Berlin 2013, 564.

  54. 54.

    1807 wurde der Sklavenhandel im britischen Imperium verboten, 1833 die Sklaverei in Großbritannien abgeschafft.

  55. 55.

    Bernet, Claus: Herrnhuter und Quäker: Tierschutz im 19. Jahrhundert, in: Quäker. Zeitschrift der deutschen Freunde, 2002, S. 281.

  56. 56.

    Der Thier- und Menschenfreund, Dresden 1900, S. 19 (im Weiteren zit. als „TuMf“). Vgl. auch Dinzelbacher, Peter, Vorwort, in: Mensch und Tier in der Geschichte Europas, hg. v. dems., Stuttgart 2000, S. IX; Hilal Sezgin, Wir ignorieren das Offensichtliche, Neue Züricher Zeitung v. 24.8.2016; Lexikon der Mensch-Tier-Beziehungen 119. Der Tierrechtler und Ethologe Jonathan Balcombe hebt entsprechend in idealistischer aufklärerischer Tradition den Wert des Wissens hervor – „es prägt moralische Werte und ist Treibstoff für Umwälzungen – man denke nur an das Ende von Kolonialismus und institutionalisierter Sklaverei … Hier hat die Vernunft triumphiert … Ungerechte Verhältnisse … brechen angesichts sachkundiger Vernunftargumente in sich zusammen.“ (Was Fische wissen. Wie sie lieben, spielen, planen: unsere Verwandten unter Wasser, Hamburg 2020, 283).

  57. 57.

    Balluch, Martin, Die Kontinuität von Bewusstsein. Das naturwissenschaftliche Argument für Tierrechte, Wien/Mühlheim a. d. R. 2005, 375. Dabei scheint bei B. gelegentlich die Erkenntnis auf, dass die „Umsetzung des veganen Ideals … eine Frage der gesellschaftlichen Organisation und der sozialen Struktur“ (359) sei. Er verzichtet aber darauf, diese als kapitalistisch und antagonistisch zu spezifizieren, vielmehr konzediert er, wir hätten doch inzwischen eine „sehr egalitäre Gesellschaft“ erreicht. (374)

  58. 58.

    Sève, Lucien, Freidenker und Barbaren, Le Monde diplomatique, Berlin Juli 2013, 19.

  59. 59.

    Der Historiker Gerald Horne in einem Interview mit der TAZ, Berlin, am 04.07.2014. Karl Marx (Der nordamerikanische Bürgerkrieg, in: Marx-Engels-Werke Bd. 15, 1985, S. 336) erwähnt außerdem auch Maryland. In beiden Staaten sei die vorherige Verwendung von Sklaven für die Herstellung von Exportartikeln nicht mehr effektiv gewesen (eine Frage der Qualifikation der Arbeit), und so habe man sich darauf umgestellt, Sklaven zu „züchten“ und zu exportieren.

  60. 60.

    Löwenthal, Leo, Zugtier und Sklaverei. Zum Buch Lefebvre des Noettes’: „L’attelage. Le cheval de selle à travers les âges“. Contribution à l’histoire de l’esclavage, in: Zeitschrift für Sozialforschung, hg. im Auftrag des Instituts für Sozialforschung von Max Horkheimer, Jahrgang 11, 1933 Heft 2, Paris, 202 u. 204 f. Das Werk Lefebvre des Noettes’ war in 2 Bd. 1931 in Paris erschienen. Löwenthal arbeitete auch an dem Teil „Elemente des Antisemitismus“ in „Dialektik der Aufklärung“ von Horkheimer und Adorno mit. Zur Kritik an Lefebvre des Noettes’ Beschreibung des antiken Pferdegeschirrs (was nur einen Teil seiner Ausarbeitungen berührt) vgl. Ulrich Raulff, Das letzte Jahrhundert der Pferde: Geschichte einer Trennung, München 2015, 232 ff. Raulff scheint mir der Kritik an dem französischen Kavalleristen vorschnell zu folgen, wenn er seine Arbeiten in Bausch und Bogen verwirft.

  61. 61.

    Vgl. Karl Marx, Das Kapital Bd. 1, Marx-Engels-Werke Bd. 23, 1969, S. 250.

  62. 62.

    Karl Marx, Der nordamerikanische Bürgerkrieg, S. 336.

  63. 63.

    Karl Marx, Der Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten, in: Marx-Engels-Werke Bd. 15, 1985, S. 346.

  64. 64.

    Löwenthal 207. Aus den offenkundig sehr umfangreichen Beispielen des Buchs leitet Löwenthal noch den jeweiligen Zusammenhang zwischen Sklaverei, mangelnder tierlicher Zugkraft und dem antiken Getreidemühlenwesen bzw. der fehlenden ökonomischen Entwicklung in Afrika ab.

  65. 65.

    Auch Eric Hobsbawm sieht neben den besonders wichtigen ökonomischen noch andere Faktoren – vgl. Das lange 19. Jahrhundert, Band 3: Die Blüte des Kapitals 1848–1875, Darmstadt 2017, 226.

  66. 66.

    zit. n. Bettina Gaus, Fackeln im Sturm, Charlottesville und der Kitsch der Geschichte: Im US-Bürgerkrieg ging es zunächst keineswegs um die Abschaffung der Sklaverei, TAZ, Berlin, 19./20.08.2017, S. 2.

  67. 67.

    Es wird (2014) von bis zu 35,8 Mio. Sklaven weltweit ausgegangen. Vgl. Marschelke, Jan-Christoph, Moderne Sklavereien, in: Sklaverei (Aus Politik und Zeitgeschichte, Heft 50–51/2015), Bonn.

  68. 68.

    Vgl. Roscher 216 ff. Zur nationalistischen Funktionalisierung der Bestrebungen gegen die Sklaverei in Großbritannien ebd. S. 69 ff.

  69. 69.

    Salt 17. Ich übersehe nicht das Problem, dass das Ansetzen an systemischen Ursachen, als die ich im weitesten Sinn die gesellschaftlichen Verhältnisse sehe, viel leichter gesagt als getan ist. Schon die Analyse stößt auf viele Schwierigkeiten, und so viele theoretische und empirisch zu untersuchende Probleme es in diesem Zusammenhang gibt, so wenige Untersuchungen sind dazu zu finden. Die gängigen Animal Studies plagen sich damit kaum herum. Es gibt viele Aspekte, viele historische Schichten im menschlichen Verhältnis zu den anderen Tieren, das diese nur als Objekte und als quasi sachliche Mittel der menschlichen Bedürfnisbefriedigung gebraucht und verbraucht. Spätestens seit der Domestizierung der nutzbaren Tiere und nicht erst seit der Durchsetzung des Kapitalismus ist dieses grundlegende Mensch-Tier-Verhältnis gegeben. Durch die verschiedenen Ausformungen menschlicher Gesellschaften hindurch veränderte es sich offenbar über mehr als zehn Jahrtausende hinweg wenig.

  70. 70.

    Marx schreibt in Bezug auf Produktionsverhältnisse, in denen noch der Gebrauchswert dominiere und „kein schrankenloses Bedürfnis nach Mehrarbeit aus dem Charakter der Produktion selbst entspringt“, dass hier die erzwungene Mehrarbeit noch relativ beschränkt sei. „Sobald aber Völker … mit den niedrigeren Formen der Sklavenarbeit, Fronarbeit usw. … hineingezogen werden in einen durch die kapitalistische Produktionsweise beherrschten Weltmarkt, der den Verkauf ihrer Produkte ins Ausland zum vorwiegenden Interesse entwickelt, wird den barbarischen Greueln der Sklaverei … usw. der zivilisierte Greuel der Überarbeit aufgepfropft.“ Die Arbeit der Sklaven im Süden der USA habe solange noch einen „gemäßigt patriarchalischen Charakter“ bewahrt, „solange die Produktion noch hauptsächlich auf den unmittelbaren Selbstbedarf gerichtet war. In dem Grade aber wie der Baumwollexport zum Lebensinteresse jener Staaten, ward die Überarbeitung des Negers, hier und da die Konsumtion seines Lebens in sieben Arbeitsjahren, Faktor eines berechneten und berechnenden Systems.“ (Marx, Das Kapital Bd. 1, 250).

  71. 71.

    Die Informationen zu dieser Porträtskizze stammen aus: Knapp 1847, 233 ff. Die Zitate sind, soweit nicht anders angegeben, diesem Text entnommen, auch die Aussagen Danns. Was die politische Rolle von Danns Vater angeht verweist Knapp auf: S. Pfaff, Geschichte von Württemberg, 3. Teil, 2. Abt. 1839, S. 355 ff. Außerdem stützte ich mich auf Jung (2002, 2003).

Literatur und Quellen

  • [Dann, Christian Adam] (1822), Bitte der armen Thiere, der unvernünftigen Geschöpfe, an ihre vernünftigen Mitgeschöpfe und Herrn die Menschen, Tübingen, in: Jung (Hg.) 2003

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  • [Dann, Christian Adam.] (1832), Nothgedrungener durch viele Beispiele beleuchteter Aufruf an alle Menschen von Nachdenken und Gefühl zu gemeinschaftlicher Beherzigung und Linderung der unsäglichen Leiden der in unserer Umgebung lebenden Thiere, Stuttgart, in: Jung (Hg.) 2002; zuerst erschienen in Stuttgart

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  • Eitler, Pascal, „Weil sie fühlen, was wir fühlen“ Menschen, Tiere und die Genealogie der Emotionen im 19. Jahrhundert, in: Historische Anthropologie Jg. 19, Heft 2/2011

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  • Knapp, Albert. (1843), Das ängstliche Harren der Kreatur, in: Christoterpe. Taschenbuch für christliche Leser auf das Jahr 1843, hg. v. Albert Knapp, Halle

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  • Knapp, Albert. (1847), Aus dem Leben des seligen M[agisters] Christian Adam Dann, weil. Stadtpfarrers zu St. Leonhard in Stuttgart (zuerst erschienen 1847), in: Ges. prosaische Schriften von M[agister] Albert Knapp, Zweiter Theil. Sechs Lebensbilder, Stuttgart

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Schlenker, W. (2022). Dann – ein früher Tierrechtler, Mahner und Aktivist. In: Tierschutz und Tierrechte im Königreich Württemberg. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-35353-7_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-35353-7_3

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

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