Zusammenfassung
Das Kapitel spannt den Analyserahmen der Untersuchung und differenziert zwischen drei Ebenen der Parteiendistanz der Wählergemeinschaften: (1) Mitglieder, (2) Identität sowie (3) Organisation, Präsenz und Erfolg. Die Mitgliederebene verknüpft die in der lokalen Politikforschung geführte Auseinandersetzung um die abnehmende Präsenz und elektorale Verankerung der lokalen Parteiorganisationen mit der über die kommunale Ebene hinausreichenden Herausforderung, sich mit dem Mitgliederschwund sowie der ungleichen Partizipation der verschiedenen Bevölkerungsschichten in den Parteien zu arrangieren. Die Identitätsebene bettet die parteienskeptische Haltung der Wählergemeinschaften in die Forschung zu Parteienverdruss und Populismus ein. Ob die Parteifreien von der abnehmenden Organisationsdichte der lokalen Parteiorganisationen profitieren, bildet den Rahmen für die Untersuchung der Organisations-, Präsenz- und Erfolgsebene.
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Notes
- 1.
Die Bürger, so die Hoffnung, fungieren als Vetospieler und nötigen die Ratsparteien bereits durch die (antizipierte) Androhung eines Bürgerentscheids auch zwischen den Wahlen zu responsivem Verhalten (Bogumil (2017, S. 131).
- 2.
Inwieweit dezidiert rechtspopulistische Wählergemeinschaften das Spektrum in Deutschland prägen, rückte in den vergangenen Jahren unter dem Begriff der rechtsextremen Wählergemeinschaften, sogenannter „ReX KWG“ in den Blick (Krappidel (2012). In der Ratsdebatte profitieren diese von ihrer attestierten Janusköpfigkeit, „mit der das Changieren [..] zwischen Sachpolitik und Provokation gemeint ist“ (Krappidel (2016, S. 229): Eine ideologische Auseinandersetzung mit den moderaten Parteien wird einerseits durch den Rückzug auf vermeintlich sachpolitische Fragen abgewehrt, andererseits offenbaren gezielte Provokationen ihren Charakter als rechtspopulistische Protestbewegung. Bislang handelt es sich bei den Rechtspopulisten um ein Randphänomen im Spektrum der Parteifreien, allerdings um ein stetiges (vgl. Rabus (1955, S. 204).
- 3.
Hinzuweisen ist auf die Grenzen der Übertragbarkeit des Analyserasters. Katz und Mair (1993, S. 598) antizipieren starke personelle Überschneidungen zwischen den in den Ortsverbänden der Parteien organisierten Mitgliedern und den Inhabern eines Amtes und/oder Mandates auf kommunaler Ebene: „[…] the party on the ground [.] may be taken to include (or be fused with) the holders of local political office […]“ (Katz u. Mair (1993, S. 600). Aufgrund des kommunalen Fokus von Wählergemeinschaften sind sie insofern eher vergleichbar mit den Ortsverbänden bundesweit organisierter Parteien als mit diesen Parteien in ihrer Gänze. Auch wenn im Verlauf der Arbeit der empirische Vergleich unterbleibt, sind grundsätzlich größere Schnittmengen zwischen den drei Gesichtern von Wählergemeinschaften als zwischen denen der bundesweit organisierten Parteien zu erwarten. Aufgrund der Begrenzung auf die Kommunalpolitik stellt das Engagement in einer Wählergemeinschaft zudem eine ehrenamtliche Tätigkeit dar, weshalb auch nicht davon auszugehen ist, dass die party in central office durch hauptamtliche Mitarbeiter unterstützt wird. Bei der Übertragung des Konzepts der drei Gesichter auf die Organisationsform Wählergemeinschaft sind insofern die strukturell bedingten Unterschiede zwischen den Organisationsformen zu berücksichtigen.
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Angenendt, M. (2021). Analyserahmen. In: Politik abseits der Parteien. Empirische Studien zur Parteienforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-35259-2_4
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