Zusammenfassung
Für ein organisationssensibles Verständnis der digitalen Transformation im Sinne des Wechselspiels von Digitalisierung und Organisation bedarf es, neben einem fundierten Verständnis der Universitätsorganisation und ihrer Funktionslogiken, einer Spezifikation der digitalen Transformation in der Hochschulorganisation – um darauf aufbauend die vorliegende Forschungsfrage nach den Effekten und Auswirkungen der organisationalen Funktionslogiken von Universitäten auf den Prozess der digitalen Transformation zu beantworten.
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Notes
- 1.
Außerhalb des deutschsprachigen Raums ist das Label 4.0 hingegen unbedeutend. Dort wird Digitalisierung unter anderen Begrifflichkeiten, insbesondere Internet of Things (IoT), verhandelt, was ein weiteres Anzeichen für die Ambiguität des Digitalisierungsbegriffs ist. Das Label selbst stellt kein wissenschaftliches Konzept dar, sondern ist als ein Diskurslabel zu verstehen (siehe Kapitel 7.1.1). Die vielfältigen 4.0-Adaptionen sind dabei ebenso eine Beschreibung der Digitalisierung wie Big Data, Internet of Things (IoT) und Software as a Service (SaaS). Dies bedeutet im Gegenzug nicht, dass diese Begriffe synonym genutzt werden könnten, sondern vielmehr, dass das Spektrum der möglichen Verständnisse von Digitalisierung weit gestreut ist.
- 2.
Da in dieser Untersuchung, konträr zu den meisten Forschungsansätzen in diesem Zusammenhang, nicht die Digitalisierung als Ausgangspunkt des Transformationsprozesses gesetzt wird, sondern dem vorgeschaltet die Auswirkungen der Universitätsorganisation auf eine – organisationssensible – digitale Transformation, entsteht im Folgenden kein leitendes Konzept zur Untersuchung. Das forschungsleitende theoretische Konzept dieser Untersuchung bleibt die systemtheoretische Organisationssoziologie Luhmanns (1995; 2000) sowie die Theorietechnik des Äquivalenzfunktionalismus.
- 3.
So können zwar Kommentare an den Rand eines Textes geschrieben werden und auch ein Ausschneiden von Textfragmenten ist grundsätzlich denkbar. Die Veränderungen sind jedoch an das analoge Medium gebunden. Damit jemand auf die Kommentare reagieren kann, bedarf es ebendieses Exemplars des Buches, wodurch wiederum eine Begrenzung der Gleichzeitigkeit auftritt. Bei einem gesampelten analogen Text – zerschnitten und neu zusammengesetzt – ist zudem eine Rückkehr zum Ursprung nur erschwert möglich.
- 4.
Auch wenn es oftmals den Anschein hat, als wäre der digitale Wandel ein neues Phänomen, das vorher so nicht aufgetreten wäre, sind die damit einhergehenden Veränderungen nicht unbedingt neu. So setzt Nassehi (2019) bspw. die funktional differenzierte Gesellschaft als Ausgangspunkt und datiert die Ursprünge der Entwicklung mehr als 200 Jahre zurück (siehe Kapitel 7.1.1).
- 5.
Die Bezeichnungen von Geschäftsprozessen und -modellen sind organisationssoziologisch betrachtet für die Beschreibung von Hochschulen und Universitäten nicht optimal. Da sie jedoch ein Teil des Feldes sind und die Denkweise prägen und wiedergeben, wird sie – trotz begrifflicher Schwächen – zur Darstellung der Digitalisierungserwartungen und -narrative genutzt, analytisch wird jedoch mit dem systemtheoretischen Vokabular operiert und bspw. von Programmen anstatt von Geschäftsprozessen gesprochen.
- 6.
Winter (2017) sieht in den Plattformen zudem datenbasierte Geschäftsmodelle, bei denen die Kund:innen bspw. Leistungen nicht monetär, sondern über das Preisgeben ihrer Daten entlohnen.
- 7.
Eine derartige Machtkonzentration wurde auch im Hochschulwesen mit Blick auf die Plattformangebote von MOOCs erwartet (siehe Kapitel 7.1).
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Graf-Schlattmann, M. (2021). Das Digitalisierungsverständnis und Digitalisierungsarten. In: Hochschulorganisation und Digitalisierung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-35242-4_6
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