Zusammenfassung
Aufbauend auf den Ausführungen in Kapitel 2.2 zu den Organisationsmodellen in der Hochschulforschung wird im Folgenden das zugrundeliegende, systemtheoretische Organisationsverständnis von Universitäten sowie die theoretische Ausrichtung expliziert und für die weitere Analyse aufbereitet. Zudem werden die Vorteile des hier verfolgten Ansatzes gegenüber den oben skizzierten Positionen spezifiziert. Diese sind allen voran darin begründet, dass durch ein komplexeres Organisationsverständnis die Prozesse und Strukturen der Universitätsorganisation tiefgehender und facettenreicher beschrieben werden kann und somit die Effekte der Organisation auf den digitalen Transformationsprozess konkreter untersucht werden können.
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Notes
- 1.
Bei steigender Komplexität und Unbestimmtheit geraten die Konditionalprogramme jedoch an ihre Grenzen, wie bspw. an den Ad-hoc-Workflows der modernen Verwaltungsarbeit zu sehen ist (siehe Klapper 2017; Steinbrecher 2020). Dabei steigt der Ermessensspielraum der Mitarbeiter:innen bei der Durchführung der Programme, die nicht mehr in Form eines klassischen Workflows abgebildet werden (siehe Kapitel 13.3.3).
- 2.
In dieser Untersuchung kann nicht explizit auf die informale Seite der Universität eingegangen werden, da dies den Rahmen der Bearbeitung sprengen würde und zusätzlich einen weitaus empirischeren Zugang benötigen würde. Stattdessen werden die Effekte der beiden Seiten aufbereitet und skizziert, ohne die konkreten Auswirkungen im Einzelfall darstellen zu können.
- 3.
Zwar haben systemtheoretisch betrachtet fast alle Organisationen mit unterschiedlichen Funktionssystemen zu tun, da beispielsweise fast jede Organisation mit wirtschaftlichen Transaktionen operiert oder gesetzlich reglementiert ist. Dabei ist jedoch die gleichzeitige Erbringung relevanter Leistungen für zwei Funktionssysteme eine Ausnahme.
- 4.
Im weiteren Verlauf der vorliegenden Untersuchung wird herausgestellt, dass auch eine Zweckprogrammierung des Handelns nur begrenzt möglich ist. Denn aufgrund der unklaren rationalen Technologien (siehe Luhmann und Schorr 1982) kann nicht nur der Weg der Zielerreichung, sondern auch das Ziel nicht allgemeingültig vorgeschrieben werden. Stattdessen erscheint die Wahl des Personals als der zentrale Mechanismus der Generalisierung (siehe Kapitel 4.4 sowie 9.3.3). Die Aufgaben des akademischen Personals sind jedoch innerhalb des Dualismus der Programmierung zweckprogrammiert.
- 5.
Die hohe Macht der Professor:innen stellt hierbei einen weiteren Aspekt der Friktion dar. Ein vierter Aspekt ist die Reibung von Heteronomie durch den Staat und Autonomie des akademischen Personals. Die enge Kopplung an den Staat findet sich vor allem bei der Zentralverwaltung und gestaltet sich aufgrund der Veränderungen im Zuge der Governance-Reformen ein wenig loser gekoppelt. Das grundlegende Kopplungsmuster besteht jedoch weiterhin fort (siehe Kapitel 10.2).
- 6.
Kleimann (2016) erachtet diese Sanktion als vergleichsweise geringfügig, m. E. wäre dies jedoch mit einem weitgehenden Ausschluss aus der wissenschaftlichen Community verbunden und kann dementsprechend auch als existentielle Sanktion verstanden werden.
- 7.
Da nur ein kleiner Teil der Erwartungen durch die Organisation Universität formalisiert werden kann, kommt die funktional äquivalente Generalisierung der Erwartungen im akademischen Bereich zum Tragen. Dies lässt sich an dieser Stelle jedoch nur als Muster darstellen, da sich die Denk-, Bewertungs- und Handlungsmuster der Disziplinen zum Teil fundamental unterscheiden und eine Vielfalt schaffen, die in der vorliegenden Bearbeitung nicht abgebildet werden kann.
- 8.
Neben den systemtheoretischen Ansätzen Luhmanns (1995; 2000), die die Hauptargumentationslinie der vorliegenden Untersuchung darstellen, sind insbesondere die – im Hinblick auf die Typik der multiplen Hybridorganisation bereits angesprochenen – Konzepte zu unklaren rationalen Technologien in Forschung und Lehre (siehe Kapitel 9.1), zu loser Kopplung als Strukturmerkmal der Universitätsorganisation (siehe Kapitel 9.2) sowie zur Konfiguration der Professionellen Bürokratie (siehe Kapitel 9.3) relevant, um die grundlegenden Muster der Universitätsorganisation aufzuarbeiten. Alle drei theoretischen Konzeptionen beschreiben organisationale Muster, die im Sinne des hier verfolgten Grundgedankens die internen Funktionslogiken der Universitätsorganisation fokussieren und die organisationale Struktur als eine funktionale Lösung für bestehende Umwelteinflüsse und Bezugsprobleme verstehen.
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Graf-Schlattmann, M. (2021). Systemtheoretische Organisationskonzeption der Universität. In: Hochschulorganisation und Digitalisierung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-35242-4_3
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