Skip to main content

Kreativität: Theoretische Konzepte und empirische Verortung

  • Chapter
  • First Online:
Kreativität in der Unterhaltungsproduktion

Zusammenfassung

Die Moderne – so stellen Kurt und Göttlich (2012) fest – ist „im Kern kreativitätsversessen“ (2012: 12). „Die kulturelle Idee der Kreativität hat sich mittlerweile als Leitkategorie der Moderne in den Tiefenschichten unserer sozialen Institutionen und individuellen Interessen sedimentiert.“ (Ebd., S. 9) Ist eine Betrachtung der Kreativität in der Fernsehunterhaltungsproduktion damit nicht auch Auswuchs dieser Versessenheit? Die Antwort lautet: Nein. Kreativität, so wird hier argumentiert, spielt eine spezifische Rolle im Feld der Fernsehunterhaltungsproduktion. Wie groß diese Rolle ist, ob sie über- oder unterschätzt wird, soll im Verlauf der Ausführungen erläutert werden.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 69.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Diese Standarddefinition ist eine westliche Definition (vgl. Lubart 1999, S. 347). Da die Kreativitätsforschung und ihre Begriffe kulturell geprägt sind, gelten die hier referierten Ergebnisse nur für ein westliches Verständnis.

  2. 2.

    Letztlich ist diese Frage selbstverständlicherweise auch von der Definition einer Domäne abhängig (vgl. auch Kaufman und Baer 2004, S. 4, Fn. 1). Der Begriff kann sich auf die Ebene eines Praxisfeldes, aber auch auf Richtungen innerhalb eines Praxisfeldes beziehen.

  3. 3.

    Wie noch in Abschnitt 5.2.3 argumentiert wird, können Rezipient*innen durchaus legitime Bewerter*innen von Medienprodukten sein, da sie auf eine lange Erfahrung als Rezipient*innen zurückgreifen können – wenngleich sie auf Ebene der Medienproduktion Lai*innen sind. Wie schwer jedoch die Grenze zwischen Expert*innen und Nicht-Expert*innen/Lai*innen bzw. zwischen legitimen und nicht-legitimen Bewerter*innen zu ziehen ist, zeigt die Studie von Lu und Luh (2012). Die Autor*innen haben in ihrer Studie, in der sie Produktdesigns auf ihre Kreativität hin bewerten ließen, eine höhere Inter-Beurteiler-Reliabilität für die Nicht-Expert*innen als für die Expert*innen ermittelt. Tatsächlich sind ihre Nicht-Expert*innen, da es sich um Designstudierende handelte, aber keineswegs – wie Lu und Luh (2012, S. 336) selbst anmerken – als Feld-Noviz*innen zu bewerten. Lediglich solche Noviz*innen, d. h. Personen mit gar keiner Ahnung vom Feld, sind eindeutig nicht-geeignete Bewerter*innen mit – darauf verweisen erste entsprechende Studien – vermutlich eher niedrigerer Inter-Bewerter*innen-Reliabilität (vgl. Kaufman und Baer 2012, S. 85). Schon allein, um eine Messung nicht ad absurdum zu führen, müssen das Kriterium ausreichender Erfahrung und das Kriterium eines Mindestwerts in der Reliabilität eng aneinander gekoppelt werden – schließlich ist noch nicht ausreichend belegt, dass eine Gruppe von Ahnungslosen einen fremden Gegenstand letztlich doch übereinstimmend beurteilt.

  4. 4.

    Seit dem Jahr 2013 koppelt das DCMS (in einer Anpassung der eigenen Methodologie, vgl. Department for Culture, Media & Sport (DCMS) 2013a) die Identifikation kreativer Branchen an die Identifikation kreativer Beschäftigungen: Wenn eine Branche einen gewissen Anteil an kreativ Beschäftigten überschreitet, gilt sie als kreativ (vgl. Department for Culture, Media & Sport (DCMS) 2014, S. 34; vgl. auch Bakhshi et al. 2013). Dieser Schwellenwert liegt bei 30 Prozent, d. h. wenn 30 Prozent der Beschäftigten identifiziert werden als „people doing creative jobs“ (Department for Culture, Media & Sport (DCMS) 2013b, S. 4), dann empfiehlt das DCMS eine Klassifizierung dieser Branchen als kreativ (vgl. ebd., S. 4, 11). Die Identifikation und Selektion der als kreativ zu qualifizierenden Berufe bzw. Berufsgruppen ist dabei Gegenstand ‚professioneller Beurteilung‘ (professional judgement) (vgl. ebd., S. 9). Die Ausführungen lassen die Schlussfolgerung zu, dass eine Beschäftigung in diesem Prozess professioneller Beurteilung dann als kreativ bewertet wird, wenn sie zur „origination of expressive value“ (Skillset 2011, S. 5) beiträgt. Konkreter sind insbesondere die Tätigkeiten von „specialist artists, professionals or creative individuals“ (ebd., S. 7) als kreative Beschäftigungen zu beurteilen. Genauere Erläuterungen fehlen. Folglich ist davon auszugehen, dass bestehende Konzepte zur Kultur- und Kreativwirtschaft nicht auf empirischen Erhebungen als kreativ angenommener Arbeit beruhen, sondern auf der antizipierten, erfahrungsbasierten Einschätzung dieser Tätigkeiten als kreativ. Implizite und folglich subjektive Kreativitätsdefinitionen sind also die Basis scheinbar objektivierter Daten. Dies soll den Wert dieser Einschätzungen keineswegs schmälern. Die Art und Weise, wie die Kultur- und Kreativwirtschaft identifiziert wird, unterstreicht vielmehr die Legitimität und vor allem Praktikabilität eines Verständnisses von Kreativität als Beobachterkonzept (vgl. Abschnitt 4.6).

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2021 Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Nölleke-Przybylski, P. (2021). Kreativität: Theoretische Konzepte und empirische Verortung. In: Kreativität in der Unterhaltungsproduktion. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-35214-1_4

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-35214-1_4

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-35213-4

  • Online ISBN: 978-3-658-35214-1

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics