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Mehr Interaktion – mehr Orientierung-Bieten. Das Repräsentationsverständnis von Abgeordneten in der Corona-Krise

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Wahlkreisarbeit von Bundestagsabgeordneten
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Zusammenfassung

Die massiven Maßnahmen zur Einschränkung der Corona-Pandemie betrafen und betreffen die gesamte Bevölkerung. Es ist plausibel anzunehmen, dass dieser bedeutsame „Output“ des politischen Systems Feedback und neuen Input zum Thema generieren würde. So liegt es nahe zu vermuten, dass eine Verschiebung zu mehr Responsivität im Repräsentationsverständnis der Abgeordneten des Deutschen Bundestags erfolgte. Dieser Beitrag untersucht daher, ob und inwiefern sich das Repräsentationsverständnis der MdBs in ihrem Wahlkreis in der ersten Infektionswelle verändert hat. Angelehnt an Hanna F. Pitkins (1967) Konzept von Repräsentation kann beobachtet werden, dass sich trotz gleichbleibendem formalen Verständnis Änderungen hinsichtlich der handlungsbezogenen Repräsentation, dem „Acting-for”, vollziehen. Diese lassen sich in den Themenfeldern Interaktion/Rückkopplung im Wahlkreis, Verhältnis zwischen Anregungen aufnehmen oder Orientierung bieten und Bedeutung der eigenen Meinung in Entscheidungsprozessen verorten. Die Repräsentationsfunktion als „Hörrohr“ (vgl. Gabriel et al. 2018) erlangt eine Aufwertung, wobei zugleich eine stärkere Wichtung der eigenen Meinung und des Führung-Bietens zu verzeichnen sind. Aufgrund dessen wird deutlich, dass in der „Coronakratie“ (Florack et. al., 2021) tatsächlich eine Verschiebung des Repräsentationsverständnis der Abgeordneten zu mehr Responsivität nachzuweisen ist – jedoch nur bis zu einem bestimmten Punkt. Denn der Wissensvorsprung aus der eigenen Beteiligung an den politischen Entscheidungsprozessen im Parlament stärkt offenbar auch das primäre Vertrauen auf die eigene Meinung.

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Notes

  1. 1.

    Diese Einteilung in „Sprachrohr“ und „Hörrohr“ ist angelehnt an die Untersuchung des Selbstverständnis der Abgeordneten im Rahmen des Forschungsprojektes CITREP (Citizens and Representatives in France and Germany) (Gabriel et al., 2018).

  2. 2.

    Siehe dazu auch die politikwissenschaftliche Diskussion ob das Gemeinwohl bereits ex ante oder erst ex post festgestellt werden kann, vgl. im Überblick Schubert und Klein (2011).

  3. 3.

    Bol et al. führten beispielsweise eine Online-Befragung im März/April 2020 vor und nach den sogenannten ersten Lockdowns in 15 Ländern des Globalen Nordens durch. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass die Unterstützung für die Status-Quo Entscheiderinnen und Entscheider verstärkt wurde (vgl. Bol et al., 2021, S. 502).

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Degering, J. (2021). Mehr Interaktion – mehr Orientierung-Bieten. Das Repräsentationsverständnis von Abgeordneten in der Corona-Krise. In: Siefken, S.T. (eds) Wahlkreisarbeit von Bundestagsabgeordneten. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-35143-4_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-35143-4_5

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-35142-7

  • Online ISBN: 978-3-658-35143-4

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