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Fragiler Beziehungs- und Erziehungsalltag von Pflege- und Adoptiveltern – (Re-)Konstruktionen des Elternselbst-Leitbildes als Ansatzpunkt für Präventionsarbeit bei ‚erworbener‘ Elternschaft

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Institutionelle und professionsbezogene Zugänge zum Kinderschutz

Zusammenfassung

Pflege- und Adoptivelternschaft macht das alltägliche Elternsein in dieser familialen Konstellation komplex. Zudem sind Pflege- und Adoptiveltern spezifisch gesellschaftlich positioniert. Die Verletzbarkeit von Müttern und Vätern durch ihre ‚erworbene‘ Elternschaft und ihr Umgang mit ihrer Verletzbarkeit als Eltern(teil) werden anhand von monatlichen E-Mail-Erhebungen bei 57 Elternindividuen über ein Kalenderjahr (2013/14 und 2014/15) hinweg (re)konstruiert. Dies indem im Sinne der Grounded Theory Methodology nach dem Weiterleben-Lernen gefragt wird (Corbin und Strauss 2010). Hierbei handelt es sich selbstverständlich nicht um ein kontinuierliches, ungestörtes Vorankommen während der ‚Elternzeit‘. Vielmehr geht es um diskontinuierliche, unstetige Prozesse, zu denen u. a. Störungen, Unvorhersehbares, Verletzungen und Widerfahrenes gehören. Dabei sind verschiedene Zeithorizonte bedeutsam. (Re-)Konstruierte Balanceleistungen zielen immer wieder auf ‚Familienharmonie‘ oder zumindest Harmonisierung ab. In Form eines variablen, aber v. a. visionären Elternselbst-Leitbildes kann dieses Ziel erreicht werden. Die Arbeit am Elternselbst-Leitbild ist zugleich – privat und institutionell – ein präventiver Ansatzpunkt, um spezifischen pflege- und adoptivfamilialen Risiken entgegenzuwirken.

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Notes

  1. 1.

    Pflegeeltern wurden mittels eines Beitrags zum Thema „Elternschaft macht verwundbar, Pflegeelternschaft auch.“ in der Fachzeitschrift Pflegekinder und Kindesschutz Netz (Gassmann 2013a) und in einem Newsletter der PACH Pflege- und Adoptivkinder (vormals Pflegekinder-Aktion) Schweiz zur Teilnahme aufgerufen. Über die (ehemalige) Schweizerische Fachstelle für Adoption meldeten sich die Adoptiveltern auf einen Mailversand (vgl. Gassmann 2018b, S. 165). Andere Eltern antworteten auf ein Inserat „Kind, du tust mir weh!“ im Schweizer Elternmagazin Fritz und Fränzi (Gassmann 2013b).

  2. 2.

    Die Nachrichten wurden durch die Autorin und eine bestimmte Mitarbeiterin der PACH Pflege- und Adoptivkinder Schweiz täglich abgerufen und anonymisiert. Im Zuge dessen wurde von der Autorin geprüft, ob jemand Hilfe wünscht oder benötigt. Bei den insgesamt über 700 eingegangenen E-Mails wurde einmal ein Beratungsangebot gemacht.

  3. 3.

    Misztal (ebd.) legt drei mögliche Strategien (Remedies) dar, um auf verschiedene Verletzbarkeitsarten (siehe 4.1) zu antworten: Verantwortung, Versprechen und Vergebung. Diese sind auch im präsentierten Vertrauensraum von Bedeutung.

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Gassmann, Y. (2022). Fragiler Beziehungs- und Erziehungsalltag von Pflege- und Adoptiveltern – (Re-)Konstruktionen des Elternselbst-Leitbildes als Ansatzpunkt für Präventionsarbeit bei ‚erworbener‘ Elternschaft. In: Schierer, E., Rabe, A., Groner, B. (eds) Institutionelle und professionsbezogene Zugänge zum Kinderschutz. Edition Centaurus - Perspektiven Sozialer Arbeit in Theorie und Praxis. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-35097-0_4

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