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Wissenssoziologische Implikationen

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Norbert Elias und der Tod
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Zusammenfassung

Herausgearbeitet werden die wissenssoziologischen Implikationen des Elias‘schen Gesamtwerkes im Allgemeinen und seiner Todesperspektive im Besonderen.

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Notes

  1. 1.

    Historisch betrachtet, war nicht Mannheim, sondern Max Scheler der ‚erste‘ Wissenssoziologe (Scheler 1960). Schelers Zugang verlief dabei allerdings stärker vor einem philosophisch-anthropologischen und metaphysischen Hintergrund, der mit dem Erkenntnisfokus von Mannheim (und auch Elias) wenig gemein hat.

  2. 2.

    Interessanterweise kommen hier erneut die Priester als ‚Wissensmonopolisten‘ ins Spiel, die die „ersten Spezialisten des aktiven Zeitbestimmens“ einer früheren Stufe der Gesellschaftsentwicklung gewesen seien. So setze die Zeitbestimmung nämlich die Bereitschaft einer Mehrzahl von Menschen voraus, „sich einer integrierenden Autorität zu unterwerfen“ (Elias 1984: 151). Diese Autorität wurde lange Zeit den Priestern zugesprochen: „Insbesondere die Koordination durch das Wissen der ‚rechten‘ Zeit, in der Dinge getan werden müssen, ist lange die spezielle soziale Aufgabe von Priestern.“ (Ebd.: 19)

  3. 3.

    Zur Bedeutung der klassischen sowie der neueren Wissenssoziologie für die thanatosoziologische Forschung siehe generell Schiefer 2007. Im Sinne einer „wissenssoziologische[n] Thanatologie“, die sich insbesondere dem im Alltag implizit bleibenden Todeswissen zuwendet, argumentiert auch Tirschmann 2019.

  4. 4.

    Die Nähe zu philosophischen Positionen ist insofern bemerkenswert, als Elias befand, dass die Soziologie „eine große Zukunft“ habe, derweil die (gemeint ist wohl: akademische) Philosophie „ganz epigonal“ sei (zit. nach Greiner 1987).

  5. 5.

    Dass Elias in diesem Zusammenhang ausgerechnet das Beispiel der Fliege wählt, dürfte Zufall sein; zugleich verweist dieser Zufall aber auf Schelers Auseinandersetzung mit dem Tod, denn dort taucht ebenfalls an prominenter Position ein Zweiflügler auf. Scheler bedient sich einer Metapher: Man stelle sich vor, man befinde sich bei geöffnetem Fenster in einem Raum mit einer Mücke. Verlässt man das Zimmer und schließt die Tür hinter sich, dann besteht die Möglichkeit, dass die Mücke während der eigenen Abwesenheit durch das offene Fenster ihrerseits den Raum verlässt. Sollte sie dies tun, dann gewiss nicht deshalb, weil man selbst das Zimmer verlassen hat (vgl. Benkel/Meitzler 2021b: 16). Mit seinem bildhaften Vergleich lädt Scheler zum Nachdenken darüber ein, dass „durch die Setzung des fremden Körpers“ – gemeint ist ein präsenter Leichnam, der kürzlich noch ein lebendiger Leib war – noch kein sozialer Substanzverlust beglaubigt ist (Scheler 1979: 40 f.).

  6. 6.

    Genau hierin liegt letztlich der soziologische Kern der Todesproblematik: Es braucht immerzu den anderen, um eine Vorstellung von Endlichkeit zu entwickeln. Elias sieht im „Anblick eines Sterbenden“ eine Art memento mori, welches „an der Phantasieabwehr [rüttelt], die Menschen wie eine Schutzmauer gegen den Gedanken des eigenen Todes aufzubauen neigen. Die Selbstliebe flüstert ihnen zu, sie seien unsterblich. Allzu nahe Berührung mit Sterbenden bedroht diesen Wunschtraum“ (Elias 2002: 17).

  7. 7.

    Wie Jitschin (2021: 109) berichtet, hatte Elias 1983, ein Jahr nachdem seine Studie über das Lebensende erschien, selbst eine Nahtoderfahrung, als er infolge eines Magendurchbruchs nur „durch eine Notoperation gerettet werden“ konnte.

  8. 8.

    Auch Elias‘ thanatosoziologische Studie lässt sich vor dem biografischen Hintergrund des Autors lesen. In lebensweltliche ‚Todesnähe‘ geriet Elias bereits als Soldat im Ersten Weltkrieg, während seiner Zeit im Lazarett (vgl. Jitschin 2021: 100 ff.) sowie beim späteren Verlust seiner im Konzentrationslager ums Leben gekommenen Mutter. Es erscheint wohl nicht zu weit hergeholt, würde man Über die Einsamkeit der Sterbenden in unseren Tagen als Eliasʼ persönlichsten Essay bezeichnen, in dem er „ganz auf die bis dahin praktizierten Techniken der Distanzierung“ verzichtet (Korte 2005: 98).

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Meitzler, M. (2021). Wissenssoziologische Implikationen. In: Norbert Elias und der Tod. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-34654-6_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-34654-6_3

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-34653-9

  • Online ISBN: 978-3-658-34654-6

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