Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Studie theoretisierend zusammengefasst und in den Stand der Forschung eingeordnet (siehe dazu auch Kapitel 2). Leitend für die theoretische Verortung der Untersuchung ist die Habitustheorie von Bourdieu mit Erweiterungen von Helsper (2014) und Kramer (2002, 2011), die den Stellenwert des Individuellen im Orientierungsrahmen deutlicher herausgearbeitet und mit dem Theorem der kulturellen Passung von Schule und Familie ein grundlegendes theoretisches Modell von Generativität, schulische Bildungsprozesse ins Verhältnis von Schule-Familie-Schüler*in gesetzt haben. An diese Überlegungen möchte ich mit meinen empirischen Ergebnissen anschließen und diese erweitern mit meiner Perspektive auf das Passungsverhältnis von Schule und Familie, die die Schüler*innen in Zentrum der Betrachtung rückt.
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Notes
- 1.
An dieser Stelle sei noch einmal darauf hinzuweisen, dass hier keine Relationierungen der Orientierungen von Familien und Schüler*innen vorgenommen werden, da die Familien aus der Perspektive der Interviews mit den Schüler*innen rekonstruiert wurden und nicht selbst mit ihre jeweiligen Perspektiven als Gegenstand in die Untersuchung einbezogen wurden.
- 2.
Abgrenzungen gegenüber anderen Peers finden sich bei Zschach, Köhler und Haschke auch für potentiell gefährliche „Migrationsandere“, es zeigt sich anhand des Falls Kasim (vgl. Helsper et al. 2018:371–384) dahingehend wie diese den Bildungserfolg gefährden könnten.
- 3.
Nach Decis und Ryans (1993) Selbstbestimmungstheorie der Motivation, die die Autoren ihrer Analyse von Zugehörigkeit als Grundbedürfnis von Freundschaften zugrunde legen, hat der Mensch drei Grundbedürfnisse, wovon eines sich auf soziale Eingebundenheit und Zugehörigkeit bezieht. Daher wird das Aufwachsen mit Gleichaltrigen und die Ausbildung von Freundschaften zentral für die Identitätsbildung der Kinder. Schule stellt dabei einen Raum für soziale Eingebundenheit her (vgl. Rohlfs 2010: 65). Erfahrungen von Gleichheit und Ungleichheit sowie Anerkennung unter Peers spielen dabei ebenso eine entwicklungsrelevante Rolle (vgl. ebd. 76).
- 4.
Obgleich im Kindergarten Sprache als Kommunikationsmittel ebenfalls einen wesentlichen Faktor darstellt, ist es doch keine ‚Eingangsvoraussetzung‘ für den Zugang zum Kindergartenbesuch selbst.
- 5.
Siehe dazu die Rekonstruktionen der Schulkultur bei Helsper et al. 2018 S. 437.
- 6.
Zu funktionalen Bezügen der Peers siehe auch Deppe & Krüger 2014: 266; Lüdemann et al. 2012:72; Deppe 2015:185.
- 7.
Für detaillierte Ausführungen zur Entstehung des Passungstheorems und zu verschiedenen Anschlussmöglichkeiten siehe auch Kramer 2013, 2014; Kramer & Helsper 2010; Helsper et al. 2009.
- 8.
Ob dabei eine konkrete Passung bzw. Nichtpassung zwischen Schülerhabitus und Schulkultur besteht, wird an dieser Stelle nicht beantwortet bzw. für die vorliegende Analyse zunächst ausgeklammert. Da hier der Fokus auf der Bearbeitung der Schüler*innen von Passung bzw. Nichtpassung liegt, ist es zunächst nicht von Relevanz, hier schon von vornherein je Fall zu bestimmen, ob generell eine Passung zur Schulkultur besteht. Dass sich die Passung bzw. Nichtpassung für die Schüler*innen als in einem Bearbeitungsprozess befindlich betrachtet wird (und evtl. nicht als abgeschlossen zu betrachten ist), wird in den Strategien deutlich gemacht, die die Schüler*innen nutzen, um schulisch Anerkennung zu bekommen und habituelle Passung über den Schülerhabitus herzustellen.
- 9.
- 10.
Für Robert ist allerdings an dieser Stelle anzumerken, dass es sich bei ihm im Vergleich zu Sora um keine familiäre Bildungsaufstiegsgeschichte handelt.
- 11.
Dies eröffnet theoretische Anschlussfragen für die Thematik des Habitus im Sinne transformatorischen Bildungsprozesse, wie diese von Nohl (2006b), Niestradt und Ricken (2014) und Koller (2012) betrachtet wird. Außerdem gilt es, das Verhältnis von Habitus und Individuum, wie es z. B. Bohnsack (2014b) beschreibt, weiterzuentwickeln bzw. kritisch in den Blick zu nehmen.
- 12.
Es sollte aber an dieser Stelle darauf verwiesen werden, dass die Erkenntnisse bzgl. der Nichtpassung bzw. Passung hier lediglich aus der Perspektiver der Schüler*innen aus den Interviews gewonnen wurden und nicht aus der institutionellen Perspektive, also von der Schulkultur her. Die schulkulturelle Ebene über das institutionelle ideale Schülerbild der Schule wurde allerdings bereits rekonstruiert und kann daher dazu ins Verhältnis gesetzt werden zur Einordnung der Passung bzw. Nichtpassung (siehe Helsper et al. 2018: 262 f.). Da dies hier aber nicht der Fokus der Untersuchung war, wurde es an dieser Stelle ausgeklammert.
- 13.
Zum Fall Nathanael siehe detaillierter Helsper et al. 2018:278–290.
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Kotzyba, K. (2021). Theoretisierung und Einordnung der Ergebnisse in den Forschungsstand. In: Schüler*innen mit “Migrationshintergrund” exklusiver Gymnasien. Studien zur Schul- und Bildungsforschung, vol 88. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-34572-3_6
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