Zusammenfassung
Marianne Weber gehörte zur vierten Generation im Rahmen der Weberschen Familiengeschichte, über die ich hier einen Überblick bieten will. Angesichts der gewaltig angewachsenen Literatur über Geschlechtergeschichte und Frauenbewegung offeriere ich meine Geschichten wegen ihres illustrativen Wertes.
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Notes
- 1.
Auf der Oerlinghausener Tagung über Marianne Weber im September 1998 referierte ich über die Frühzeit von Marianne und Max, jetzt Kap. XVI in meinem Buch Max Webers deutsch-englische Familiengeschichte 1800–1950, Tübingen 2001. Der jetzige Text basiert auf einem Vortrag, den ich im April 2002 an der University of Wisconsin in Madison hielt unter dem Titel „Bourgeois Gender Relations and the Emergence of the Women's Movement: A Four-Generation Family Story“. Alle hier nicht näher gekennzeichneten Briefe in BStB Dep.
- 2.
Brief vom 10. April 1926 an Emmy Beckmann, ihre Nachfolgerin als Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Lehrerinnen Verbands. Helene Lange, Was ich hier geliebt, hrsg. von Emmy Beckmann, Tübingen 1957, S. 271 f.
- 3.
Otto Baumgarten, Meine Lebensgeschichte, Tübingen 1929, S. 188.
- 4.
Weber, M. Gesammelte Schriften zur Religionssoziologie 1. Tübingen. S. 170, FN 1.
- 5.
Eduard Souchay, Familienerinnerungen, Manuskript Stadtarchiv Frankfurt/M., S. 188.
- 6.
Eduard Pickford, Einleitung in die Wissenschaft der politischen Ökonomie, Frankfurt/M. 1860, S. 114 f. Pickford teilte hier John Stuart Mills Forderung nach Geburtenbeschränkung in On Liberty (1859); er übersetzte das Werk unter dem Titel Über die Freiheit (Frankfurt/M. 1860).
- 7.
In seiner Selbstkritik des deutschen Liberalismus von 1866 benutzte Baumgarten ganz unbefangen eine Rhetorik der Männlichkeit und eine organizistische Metaphorik: die Nation ist krank und muss gesunden durch männliche Kraftanstrengung. Die an der Pathologie orientierte Terminologie schließt ein: „die Erkrankung und Ungesundheit der bisherigen Entwicklung“ (S. 46, 50), die Symptome „einer schweren inneren Krankheit“ (S. 139) und „nationaler Krankheit“ (S. 57), „die krankhaften Abstraktionen unserer kümmerlichen Zwergstaaterei“ (S. 30), „eine ernste Erkrankung des ganzen Organismus“ (S. 140), „die „krankhafte“ Frucht durchaus ungesunder politischer Zustände“ (S. 150). „Ideales Ziel ist eine gesunde nationale Organisation“ (S. 35), „ein gesundes politisches Leben“ mit gesunden Parteien (S. 17), ein „gesundes Staatswesen“ (S. 38). Die heilende Kraft liege bei Preußen, das beweisen muss, „dass deutsche Macht und Tüchtigkeit, dass das Vermögen, Grosses zu vollbringen, dass Gesundheit der politischen und militärischen Organisation allein bei ihm“ sind (S. 138). Was den Deutschen, besonders den Liberalen, not tut, ist „männlich Tapferkeit“ (S. 128), „Mannesliebe“ und „Männerzorn“ (S. 57), „männliche Wehrhaftigkeit“ (S. 95), „männliche Tüchtigkeit“ (S. 146), „volle Manneskraft“ (S. 102), „männliche Taten“ (S. 128), „hoher männlicher Stolz“ (S. 43), „männerbildendes Mark“ (S. 26). Der deutsche Liberalismus. Eine Selbstkritik, zitiert nach dem Nachdruck, Frankfurt/M. 1974.
- 8.
Fallenstein und Gervinus hatten eine späte Männerfreundschaft entwickelt. Nach Fertigstellung des heute so genannten „Max Weber Hauses“, das Fallenstein1847 am Neckarufer mit dem Vermögen seiner Frau baute, zog das kinderlose Ehepaar Gervinus in den Oberstock ein.
- 9.
Die Sekundärliteratur war lange auf lnformationen aus zweiter Hand angewiesen. Ich habe einen Teil des Briefwechsels der Beteiligten in meiner „Familiengeschichte“ zusammengestellt (S. 671–682).
- 10.
Siehe Pat Jalland, Death in the Victorian Family, New York 1996.
- 11.
Undatierter Brief an die Schwester Emilie (Nix) Benecke.
- 12.
Marianne Weber, Lebenserinnerungen, Bremen 1948, S. 43.
- 13.
Ich danke Stephan Buchholz von der Marburger Rechtsfakultät für Aufklärung des Sachverhalts; vgl. meine „Familiengeschichte“, S. 550.
- 14.
Vgl. meinen Essay, Emile Durkheim und die Prinzipien von 1789. Zum Problem der Geschlechtergleichheit, in: Ilona Ostner/Klaus Lichtblau (Hrsg.), Feministische Vernunftkritik, Frankfurt/M. 1992, S. 167–188, bes. 171 ff.
- 15.
Martin Green versuchte schon vor drei Jahrzehnten, einen guten Teil der Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts aus der Gegensätzlichkeit von Max Weber und D.H. Lawrence zu erklären: The von Richthofen Sisters. The Triumphant and the Tragic Modes of Love. Else and Frieda von Richthofen, Otto Gross, Max Weber and D.H. Lawrence, in the Years 1870–1970 (New York 1974; deutsch zuletzt München 1996). In meiner eigenen Darstellung habe ich mich bemüht, in einem realistischeren Rahmen zu bleiben; siehe „Familiengeschichte“ S. 581 ff.
- 16.
Erlebnisse der Seele, Die Frau, 22:2 (Feb. 1915), S. 258 u. 261.
- 17.
Die besonderen Kulturaufgaben der Frau, noch vor Kriegsende geschrieben, aber erst 1919 veröffentlicht; siehe FF, S. 250.
- 18.
Brief an Marie Baum, Juni 1920, Handschriftenabteilung, Universität Heidelberg.
- 19.
Über die Weimarer Jahre und die Nazizeit vgl „Familiengeschichte“, S. 595–618.
- 20.
Marianne Weber, Erfülltes Leben, Heidelberg 1946, S. 349 f.
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Roth, G. (2021). Zur Geschlechterproblematik in der Weberschen Familiengeschichte. In: Sigmund, S. (eds) Kapitalismus, Herrschaft und Max Weber. Ausgewählte Aufsätze. Studien zum Weber-Paradigma. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-33939-5_15
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