Wie nachhaltig kann Stadtentwicklung sein? Beton, Asphalt, Abgase und Lärm prägen oftmals unser Bild von Städten. Dies steht im Zusammenhang mit hohen Versiegelungsgraden, Emissionen und Verkehrsbelastungen, die die Folge der Konzentration von Menschen, ihrer Mobilität und ihres Handelns im städtischen Raum sind. Aus dieser Perspektive scheint es schwer vorstellbar, dass Städte zu einer nachhaltigeren Entwicklung unserer Gesellschaft beitragen können. Und in der Tat ist es so, dass Städte weltweit gesehen einen großen Anteil an den CO2-Emissionen haben, die höchsten Energieverbräuche in urbanen Räumen entstehen und Städte somit Mitverursacher vorherrschender globaler Umweltprobleme wie Klimawandel oder Verlust der Biodiversität sind (Bulkeley et al. 2015).

Die demografische Entwicklung zeigt, warum dies problematisch ist: Von 1950 bis 2018 stieg der Anteil der in Städten lebenden Weltbevölkerung um mehr als das Vierfache. Auch wenn sich die Dynamik der Urbanisierung abschwächen wird, werden weltweit bis zum Jahr 2050 rund 2,5 Mrd. neue Stadtbewohner*innen prognostiziert (United Nations 2018). Wächst der urbane Bevölkerungsanteil weiter, ohne dass den negativen Auswirkungen der Urbanisierung auf die Umwelt entgegengewirkt wird, werden sich auch die globalen Umweltprobleme weiter potenzieren.

Angesichts der heute bereits teilweise dramatischen Auswirkungen des globalen Umweltwandels wie steigende Durchschnittstemperaturen, zunehmende Extremwetterlagen oder der Verlust von Biodiversität, müssen wir die Frage, wie nachhaltig Stadtentwicklung sein kann, neu stellen:

Wie lässt sich die Entwicklung der Städte so steuern, dass diese den notwendigen Beitrag zu einer globalen nachhaltigen Entwicklung leisten können?

Seit der Verabschiedung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen im Jahr 2015 mit den darin enthaltenden 17 Nachhaltigkeitszielen, den Sustainable Development Goals (SDGs), wurde deren Umsetzung auf lokaler Ebene in Städten und Gemeinden intensiv diskutiert. In diesem Kontext stellen wir die Frage:

Kann die Agenda 2030 mit den SDGs dabei unterstützen, dass sich Städte nachhaltiger entwickeln?

Mit diesem Buch möchten wir interessierten Leser*innen einen Einstieg mit Hintergrundwissen zur Agenda 2030 und den SDGs liefern, Konzepte nachhaltiger Stadtentwicklung vorstellen und die Chancen sowie Herausforderungen der heutigen und zukünftigen Stadtentwicklung aufzeigen. Unser Ziel ist es, einen kompakten aber dennoch umfassenden Einblick zu vermitteln. Durch Verweise und Leseempfehlungen geben wir den Leser*innen die Möglichkeit, sich an anderer Stelle zu den jeweiligen Themen vertiefend zu informieren. Auch wurden Hinweise zu solchen Hintergrundinformationen ergänzt, die wichtige Themen gesondert darstellen.

Der für dieses Buch gewählte Ansatz ist interdisziplinär. Er vereint Erkenntnisse aus der Geografie, den Sozial- und Politikwissenschaften, aus der Stadtplanung und -forschung sowie den Nachhaltigkeitswissenschaften.

Das Buch besteht aus fünf aufeinander aufbauenden Kapiteln. Nach dieser Einführung werden in Kap. 2 die Agenda 2030 und die SDGs vorgestellt. Kap. 3 beschreibt den Zusammenhang zwischen nachhaltiger Stadtentwicklung und den SDGs. Anschließend werden in Kap. 4 Perspektiven aufgezeigt, die die SDGs für Forschung und Praxis der Stadtentwicklung bieten. In Kap. 5 erfolgt ein Fazit.