Zusammenfassung
Auf der Basis der Umfragen der Forschungsgruppe Wahlen untersuchen die Autoren den Einfluss von direkten und indirekten sozioökonomischen Einflussfaktoren auf das Wahlergebnis der Bundestagswahl 2017. Insbesondere werden Determinanten isoliert, die das gute Abschneiden der AfD bei der Bundestagswahl erklären. Es zeigt sich dabei, dass die Gewöhnung der Bürger an die langanhaltende ökonomische Prosperität dazu führte, dass die CDU/CSU die ihr zugeschriebenen ökonomischen Kompetenzen nicht für sich nutzen konnte. Gleichzeitig schaffte es die SPD unter Martin Schulz nicht, den Begriff der „sozialen Gerechtigkeit“ für sich zu reaktivieren. Indirekt konnte die AfD dadurch profitieren. Differenziert nach Ost- und Westdeutschland zeigen die Autoren mithilfe der Umfrageergebnisse die Diskrepanz zwischen der objektiven und der subjektiv wahrgenommenen wirtschaftlichen Lage auf. Anlehnend an die These der Modernisierungsverlierer wird die Relevanz der durch die strukturellen Veränderungen ausgelösten Benachteiligungsgefühle und Abstiegsängste der Bürger – befördert durch den exogenen Faktor der Flüchtlingskrise – gestützt. Es wird dargestellt, wie die AfD diese Effekte trotz mangelnder Wirtschaftskompetenz für sich nutzen und sich damit etablieren konnte.
Schlüsselwörter
- AfD
- Agendasetting
- Bundestagswahl 2017
- CDU/CSU
- Flüchtlingskrise
- SPD
- Ungerechtigkeitsempfinden
- Wahlentscheidung
- Wirtschaftskompetenz
- Wirtschaftliche Lage
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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde hier und im Folgenden auf eine Genderisierung des Textes verzichtet. Selbstverständlich sind hierbei jeweils sowohl Männer als auch Frauen gemeint.
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Alle Umfragedaten zur Bundestagswahl 2017 hier und im Folgenden, soweit nicht anders angegeben: Forschungsgruppe Wahlen 2017. Um belastbare Ergebnisse für den Osten Deutschlands zu erhalten, wurde diese Umfrage im Osten überquotiert. In Westdeutschland wurden 1353 Personen befragt (darunter 112 AfD-Anhänger) und in Ostdeutschland 585 (darunter 96 AfD-Anhänger). Für gesamtdeutsche Aussagen wurden die beiden Teilstichproben im Verhältnis der tatsächlichen Wahlberechtigten durch Gewichtung zusammengefasst.
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Für eine multivariate Mehrebenenanalyse vgl. Richter und Bösch 2017.
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Forschungsgruppe Wahlen. Jeweils Jahreskumulation der Politbarometer-Umfragen (n = 22.553 bzw. 22.639).
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Jung, M., Jung, L. (2022). Ökonomische Bestimmungsgründe der Bundestagswahl 2017. In: Brinkmann, H.U., Reuband, KH. (eds) Rechtspopulismus in Deutschland. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-33787-2_7
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