Skip to main content

Variationen Formulierender und Reflektierender Interpretation in der dokumentarischen Interviewanalyse

  • Chapter
  • First Online:
Dokumentarisches Interpretieren als reflexive Forschungspraxis
  • 1630 Accesses

Zusammenfassung

Der Beitrag gibt auf der Grundlage eines systematischen Vergleichs (u. a. von Bohnsack, Nohl sowie Przyborski und Wohlrab-Sahr) einen Überblick über die Variationen der forschungsmethodischen Ausrichtung der dokumentarischen Analyseschritte bis zur Reflektierenden Interpretation. Zwei Ebenen werden mit dieser Vergleichsperspektive angesprochen und gleichermaßen im Kontext der dokumentarischen Analyse von Interviewmaterial bearbeitet: die theoretische Anlage der Analyseschritte sowie deren konkrete Darstellungsform. Daran anknüpfend wird eine in der Forschungspraxis erprobte Form der (teil-)kombinierten Darstellung dargelegt und diskutiert. Ziel des Beitrages ist es, Methoden-Einsteiger*innen eine Hilfestellung für projektorientierte Entscheidungen zu geben und ein Desiderat des Methodendiskurses zu bearbeiten.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 64.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 84.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Angenommen werden kann, dass zu diesem Zeitpunkt bereits weitgehende gegenstandstheoretische und methodologische Entscheidungen getroffen wurden und die zu analysierenden Rohdaten (bei Interviews z. B. in Form von Audio- oder Videodateien) vorliegen.

  2. 2.

    Unter anderem bei Bohnsack (1989, 2014), Bohnsack et al. (2013), Przyborski (2004), Przyborski und Wohlrab-Sahr (2014).

  3. 3.

    Während die Darstellung der Vollständigkeit wegen über den Schritt der Reflektierenden Interpretation hinausgeht, verbleibt die folgende inhaltliche Diskussion in diesem Rahmen.

  4. 4.

    Der Begriff ‚Passage‘ bezeichnet nach Przyborski und Wohlrab-Sahr (2014) die „Phasen der Behandlung eines Themas […] und bilde[t] die kleinste Einheit für einzelne Interpretationen“ (ebd., S. 292, im Orig. fett). Bohnsack nutzte diesen Begriff bereits in seiner für die Dokumentarische Methode wegweisenden Habilitationsschrift von 1989.

  5. 5.

    Dies geschieht auch vor dem Hintergrund, dass „die Dokumentarische Methode keinen besonderen Wert darauflegt, den gesamten Fall in allen seinen Einzelaspekten kennenzulernen (und dafür transkribieren zu müssen)“ (Nohl 2017, S. 50–51). Nichtsdestotrotz können forschungspraktische Gründe auch für den Einsatz von Volltranskription sprechen, z. B. bei in der Passagenauswahl noch ungeübten Forscher*innen, thematisch breit angelegten Forschungsgegenständen, ersten oder für das Sample zentralen Fallanalysen.

  6. 6.

    Bei Przyborski und Wohlrab-Sahr (2014) wird dies anhand eines Interpretationsbeispiels deutlich (vgl. ebd., S. 308).

  7. 7.

    Diese können aufgrund ihrer Komplexität folgend nur angerissen und überblickshaft verglichen werden.

  8. 8.

    Przyborski und Wohlrab-Sahr (2014) beschreiben als Verdeutlichung hierzu in Form einer Frage: „Worin liegt das positive oder negative Ideal eines Sinnzusammenhangs, wohin strebt er und wovon wendet er sich ab?“ (ebd., S. 296).

  9. 9.

    Bohnsack (2014) bezeichnet diese Passagen auch als „Fokussierungsmetaphern“ (ebd., S. 138, im Orgin. kursiv).

  10. 10.

    In den Vergleich einbezogen wurden: Bohnsack (1989), Bohnsack und Nohl (2013), Bohnsack und Schäffer (2013) sowie Przyborski (2004). Zudem wurden weitere Publikationen auf mögliche Kontrastierungen zu den genannten Interpretationsbeispielen hin überprüft und punktuell in die folgenden Darstellungen mit einbezogen: Bohnsack et al. (1995), Nentwig-Gesemann (1999), Bohnsack (1999), Loos und Schäffer (2001) sowie Nohl (2006).

  11. 11.

    Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unter dem Aktenzeichen MU 1450/9-1 geförderte Forschungsprojekt wird derzeit am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Osnabrück unter der Leitung von Hans-Rüdiger Müller und in Zusammenarbeit mit Sylvia Jäde und Kathrin Borg-Tiburcy durchgeführt.

  12. 12.

    Codierter Name der befragten Person, Stichwort zum Hintergrund der Person im Projektkontext, Datum, Tageszeit des Interviews.

  13. 13.

    Name(n) der Person(en), die den Thematischen Verlauf erstellt hat bzw. haben, und ggf. Anmerkungen, von wem was überarbeitet wurde.

  14. 14.

    Hierfür wurden die Interpretationsbeispiele anhand verschiedener Kriterien zum formalen Aufbau der Darstellung des Analyseschrittes systematisch miteinander verglichen: Passagenthema, Verortung Textstelle, Ober- und Unterthemen (Darstellung der Differenzierung OT/UT, Benennung und Hervorhebung von OT/UT), Feininterpretation.

  15. 15.

    Eine Ausnahme stellt hier das Vorgehen Przyborskis (2004) dar, in welchem lediglich der Anfang der Kopfzeile mit Angaben zu den Transkriptzeilen, der OU/UT-Differenzierung und -Benennung eingerückt und den formulierenden Interpretationstext dann ganzzeilig platziert ist (vgl. ebd., S. 80 f.).

  16. 16.

    Bei Nohl (2017) ist dies zum Beispiel nicht der Fall (vgl. ebd., S. 61 ff.).

  17. 17.

    Bei der Reflektierenden Interpretation wird die Darstellung in ähnlicher Weise aufgebaut: Nach Zeilenangaben und Benennung der Diskursbewegung samt der hervorbringenden Person folgt der Text zur Reflektierenden Interpretation. Der nächste Abschnitt schließt dann direkt an den vorherigen an.

  18. 18.

    Der systematische Vergleich der Interpretationsbeispiele wurde anhand folgender Kriterien vorgenommen: Formaler Aufbau der Reflektierenden im Vergleich zur Formulierenden Interpretation, Grundlegender Aufbau, Position der Zeilenangabe für Abschnitt, Benennung der Diskursabschnitte, Interpretationstext (Position, Besonderheiten).

  19. 19.

    Vgl. Bohnsack (1989), Bohnsack und Nohl (2013) sowie Bohnsack und Schäffer (2013).

  20. 20.

    Andersherum kann die Darstellung in Abb. 6 zur Ausgestaltung der Reflektierenden Interpretation, wie sie in ähnlicher Weise bei Przyborski (2004), Przyborski und Wohlrab-Sahr (2014), Bohnsack (2014) und Nohl (2017) zu finden ist, auch als Formbeispiel für die Formulierende Interpretation betrachtet werden, wie sie bei Przyborski und Wohlrab-Sahr (2014, S. 308) Anwendung findet.

  21. 21.

    Die Textsortentrennung wird über eine farbliche Hervorhebung für jede Textsorte im Transkriptteil der tabellarischen Darstellung kenntlich gemacht. Darauf wurde an dieser Stelle zur Übersichtlichkeit der Darstellung verzichtet.

  22. 22.

    Für MAXQDA exemplarisch Rädiker und Kuckartz (2019); Damm (2016); Šeruga (2018).

Literatur

  • Bohnsack, R. (1983). Alltagsinterpretation und soziologische Rekonstruktion. Opladen: Westdeutscher Verlag.

    Book  Google Scholar 

  • Bohnsack, R. (1989). Generation, Milieu und Geschlecht. Ergebnisse aus Gruppendiskussionen mit Jugendlichen. Opladen: Leske+Budrich.

    Google Scholar 

  • Bohnsack, R. (1999). Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in Methodologie und Praxis qualitativer Forschung. Opladen: Leske+Budrich.

    Google Scholar 

  • Bohnsack, R. (2014). Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in qualitative Methoden. Opladen: Barbara Budrich.

    Google Scholar 

  • Bohnsack, R. & Nohl, A.-M. (2013). Exemplarische Textinterpretation: Die Sequenzanalyse der dokumentarischen Methode. In R. Bohnsack, I. Nentwig-Gesemann & A.-M. Nohl (Hrsg.), Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. Grundlagen qualitativer Sozialforschung (S. 325–329). Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Bohnsack, R. & Schäffer, B. (2013). Exemplarische Textinterpretation: Diskursorganisation und dokumentarische Methode. In R. Bohnsack, I. Nentwig-Gesemann & A.-M. Nohl (Hrsg.), Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. Grundlagen qualitativer Sozialforschung (S. 331–346). Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Bohnsack, R., Hoffmann, N. F. & Nentwig-Gesemann, I. (Hrsg.). (2018). Typenbildung und Dokumentarische Methode. Forschungspraxis und methodologische Grundlagen. Opladen: Barbara Budrich.

    Google Scholar 

  • Bohnsack, R., Loos, P., Schäffer, B., Städtler, K. & Wild, B. (1995). Die Suche nach Gemeinsamkeit und die Gewalt der Gruppe. Hooligans, Musikgruppen und andere Jugendcliquen. Opladen: Leske+Budrich.

    Google Scholar 

  • Bohnsack, R., Nentwig-Gesemann, I. & Nohl, A.-M. (Hrsg.) (2013). Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Damm, C. (2016). Methodologie der Dokumentarischen Methode und qualitative Interpretation von Transkripten mit MAXQDA. https://www.academia.edu/26620425/Methodologie_der_Dokumentarischen_Methode_und_qualitative_Interpretation_von_Transkripten_mit_MAXQDA_Entwurf_. Zugegriffen: 30.03.2021.

  • Kruse, J. (2015). Qualitative Interviewforschung. Ein integrativer Ansatz. Weinheim: Beltz Juventa.

    Google Scholar 

  • Loos, P. & Schäffer, B. (2001). Das Gruppendiskussionsverfahren. Theoretische Grundlagen und empirische Anwendung. Wiesbaden: Springer VS

    Google Scholar 

  • Mannheim, K. (1970). Wissenssoziologie. Auswahl aus dem Werk. In Ders. eingel. und hrsg. von K. H. Wolff. Neuwied: Luchterhand.

    Google Scholar 

  • Mannheim, K. (1980). Strukturen des Denkens. Frankfurt a. M.: suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Nentwig-Gesemann, I. (1999). Krippenerziehung in der DDR. Alltagspraxis und Orientierungen von Erzieherinnen im Wandel. Opladen: Leske+Budrich.

    Google Scholar 

  • Nohl, A.-M. (2006). Interview und dokumentarische Methode. Anleitungen für die Forschungspraxis. Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Nohl, A.-M. (2017). Interview und Dokumentarische Methode. Anleitungen für die Forschungspraxis. Wiesbaden: Springer VS.

    Book  Google Scholar 

  • Przyborski, A. (2004). Gesprächsanalyse und dokumentarische Methode. Qualitative Auswertung von Gesprächen, Gruppendiskussionen und anderen Diskursen. Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Przyborski, A. & Wohlrab-Sahr, M. (2014). Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch. München: Oldenbourg Verlag.

    Book  Google Scholar 

  • Rädiker, S. & Kuckartz, U. (2019). Analyse qualitativer Daten mit MAXQDA. Text, Audio und Video. Wiesbaden: Springer Fachmedien.

    Google Scholar 

  • Šeruga, K. (2018). The Documentary Method with MAXQDA: Analysis Tools Step-By-Step. https://www.maxqda.com/maxqda-and-the-documentary-method. Zugegriffen: 30.03.2021.

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Christoph Kairies .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2021 Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Kairies, C. (2021). Variationen Formulierender und Reflektierender Interpretation in der dokumentarischen Interviewanalyse. In: Graalmann, K., Jäde, S., Katenbrink, N., Schiller, D. (eds) Dokumentarisches Interpretieren als reflexive Forschungspraxis. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-33515-1_6

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-33515-1_6

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-33514-4

  • Online ISBN: 978-3-658-33515-1

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics