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Im Dispositiv ‚Diskursiver Gestaltung‘: Grenzüberschreitung als Telos organisationspädagogischer Professionalisierung im Feld der Organisations- und Netzwerkberatung

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Organisation über Grenzen

Part of the book series: Organisation und Pädagogik ((ORGAPÄD,volume 29))

Zusammenfassung

Im hier vorliegenden Beitrag wird das organisationspädagogische Pilotprogramm ‚Nachhaltige Zukünfte gestalten lernen‘ zum Ausgangspunkt der Theoretisierung von Grenzen aus diskursanalytisch-organisationspädagogischer Perspektive. Mit dem Ziel des Aufbaus eines regionalen Ernährungskreislaufs wurden im Programm sowohl Studierende als auch beteiligte regionale Akteure über ein Jahr hinweg organisationspädagogisch professionalisiert. Regionale Innovationslabore als erfahrungsbezogene und ästhetische Überschreitungspraxis zwischen Hochschule und Region werden hierbei relevant sowohl für die Professionalisierung regionaler Professioneller wie auch Studierender gleichermaßen. Innovationslabore als Übergangsräume der Grenzbearbeitung und Grenzüberschreitung werden im Programm zu ‚diskursiven Ereignissen‘, insofern sich im Rahmen dieser hochmethodisierten Arrangements neue Verknüpfungen hin zu Systeminnovationen, wie konkret dem regionalen Ernährungskreislauf, ermöglichen können. Grenzüberschreitung wird im Beitrag insofern wesentlich auch als Überschreitung epistemischer Grenzen gefasst und Innovationslabore aus diskursorientierter Beratungsperspektive als heterotopische Interventionen im Dispositiv 'Diskursiver Gestaltung' diskutiert. In diesem Dispositiv entsteht das Neue im Modus einer zukunftsorientierten Gesellschaftsberatung.

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Notes

  1. 1.

    Das organisationspädagogische Professionalisierungsprogramm ‚Nachhaltige Zukünfte gestalten lernen‘ wurde seitens des Rates für Nachhaltige Entwicklung in der Programmlinie Nachhaltigkeitskultur und nachhaltige Ernährung mit dem Schwerpunktthema ‚Nachhaltige Ernährung‘ in den Jahren 2018 und 2019 gefördert und an der Philipps-Universität Marburg unter Leitung von Susanne Maria Weber durchgeführt.

  2. 2.

    Über ein Jahr hinweg wurden drei regionale Innovationslabore mit Studierenden des Masters Erziehungs- und Bildungswissenschaften sowie weiterer Disziplinen organisiert und realisiert. Studierende lernten, in je eintägig angelegten Innovationslaboren den Prozess der Teilnehmendengruppen zu moderieren und die Komplexität regionaler Transformationsprozesse verstehen und gestalten.

  3. 3.

    Die drei anderen Dispositive der Politikberatung beziehen sich erstens auf eine wissenschaftlich-expertokratische bzw. politisch-dezisionistische Modellierung von Politikberatung, zweitens auf Beratung als unternehmerisch-marktliche Dienstleistung; drittens auf ein antagonistisches Projekt der ‚Gegenöffentlichkeiten‘ und viertens auf das Dispositiv ‚Diskursiver Gestaltung‘ (Weber 2013).

  4. 4.

    Die drei Innovationslabore folgten der Innovationslogik des transepistemischen Designprozesses und damit einer trichterförmig angelegten, d. h. sukzessive tiefer gehenden Innovationslogik. Der Entwurfs- und Imaginationsprozess setzt zunächst auf der Ebene der Produkte und Prozesse an. Dieses am 28.06.2018 im Kreistagssitzungssaal des Landkreises Marburg-Biedenkopf durchgeführte Innovationslabor widmete sich mit der Methodik des ‚Design Thinking‘ (Brown 2009) der Ebene betriebswirtschaftlicher Wissensbestände und der Entwicklung konkreter Prototypen für den regionalen Ernährungskreislauf. Das zweite Innovationslabor, das am 03.11.2018 im Rahmen einer überregionalen Nachhaltigkeitskonferenz in der Nähe von Marburg stattfand, knüpfte an der Ebene der Systembildung im Multi-Stakeholder-Setting strukturell differenter Akteure an. Hier wurde erneut das ‚ganze System in einen Raum‘ gebracht und mittels systemischer Fragen die Gelingensbedingungen regionaler Systeminnovationen erarbeitet. Das zweite Innovationslabor adressiert die Ebene sozialwissenschaftlicher Wissensbestände und der ‚Systembildung‘. Das dritte Innovationslabor widmete sich abschließend der Frage nach Bewusstseinsbildung. Mit dem Ziel der Überschreitung der Grenzen des Bewusstseins wurde hier eine genuin bildungstheoretische Transformationsebene angesprochen und bearbeitet. Das dritte Innovationslabor, das am 31.01.2019 wieder im Kreistagssitzungssaal des Landkreises Marburg-Biedenkopf stattfand, rückte mittels imaginativer (Castoriadis 2005) und bildbasierter Prozesse Haltung und Bewusstsein ins Zentrum (Scharmer 2007). Es adressierte das Potenzial des regionalen Ernährungskreislaufs und seine Ermöglichungsbedingungen in bildbasierten Zugängen. Der hier knapp umrissene Zyklus versteht sich insgesamt als transepistemisch angelegter Imaginations- und Entwurfsprozess (Weber 2014; Keller und Weber 2020).

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Weber, S.M., Heidelmann, MA. (2021). Im Dispositiv ‚Diskursiver Gestaltung‘: Grenzüberschreitung als Telos organisationspädagogischer Professionalisierung im Feld der Organisations- und Netzwerkberatung. In: Schröer, A., Köngeter, S., Manhart, S., Schröder, C., Wendt, T. (eds) Organisation über Grenzen . Organisation und Pädagogik, vol 29. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-33379-9_5

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