Zusammenfassung
Damit ich das hier verfolgte Vorhaben – Spielräume der Semantiken des Vaters zu rekonstruieren und davon eine Sozialfigur des Vaters im Rahmen moderner Gesellschaft explorativ abzuleiten – auch umsetzen kann, scheint mir die dokumentarische Methode, wie in Kapitel 4 dezidiert herausgearbeitet wurde, ein recht geeignetes methodisches Auswertungsinstrument bereit zu stellen. Insbesondere die programmatisch extensiv und breit elaborierte Möglichkeit, komparativ Sinngenese zu rekonstruieren und derart in einem ersten Schritt Bedeutungskontexte herausstellen zu können, stellt für das hier verfolgte Forschungsvorhaben einen deutlichen Mehrwert da. Denn hierdurch erst ist es mir möglich, den genetischen Prozess der Konstitution der Sozialfigur Vater durch das vorliegende ‚Störmedium‘ auch systematisch abzubilden und im empirischen Vergleich herauszuarbeiten.
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Notes
- 1.
Mit Indexikalität ist der Verweis einer Äußerung auf dahinter liegende wahre oder subjektive Bedeutungsstrukturen gemeint, die Aufschluss über ein mögliches subjektives Movens geben sollen. Systemtheoretisch gedacht kann es jedoch nicht mehr darum gehen, auf etwas Dahinterliegendes zu kommen. Anstelle dessen wird trotz solcher damit einhergehender Unbestimmbarkeiten rekonstruiert, wie aus Kontingenz dennoch brauchbare Erwartungsmuster in actu generiert werden (Vogd 2011, S. 227).
- 2.
Zur Transkription sämtlicher Interviews wurde die Transkriptionssoftware f4 verwendet und hier in Anlehnung an den Transkriptionscodex des GAT 2 (Gesprächsanalytisches Transkriptionssystem) transkribiert.
- 3.
Die Funktionen dieses ersten Interpretationsschrittes schließen unter anderem an eines der Gütekriterien qualitativer Forschung an und gewährleisten hierbei im Idealfall eine intersubjektive Nachvollziehbarkeit (Flick 2010).
- 4.
Je nach Indexikalitätsgrad des Gesagten – dem sogenannten „Verweisungscharakter“ (Przyborski 2004, S. 55) einer Aussage auf verständnisgenerierende und damit -notwendige Passagen oder auch Kontexte zur Erschließung des Sinngehalts – ist bei diesem Schritt der Zugang zum immanenten Sinngehalt mehr oder weniger möglich.
- 5.
Zur Verdeutlichung der Verwandtschaft der methodologischen Ausrichtung sowohl der dokumentarischen Methode als auch des operativen Funktionalismus zur Abduktion sei folgendes Zitat angefügt: „Ganz anders verhält es sich, wenn der andere oder die Welt – also der Fall, auf den man trifft, den um Erkenntnis bemühten Menschen überrascht, wenn er Rätsel aufgibt, wenn die bisherigen Überzeugungen nicht geeignet sind, das Weiterhandeln zu ermöglichen, wenn also Handlungsblockierung auftritt. Dann muss der erkennende Mensch nach einer neuen Deutung der Zeichen suchen: er muss eine neue Regel finden oder genauer: eine neue Regel oder einen neuen Typus erfinden. Es reicht demnach nicht, nur eine (dem Denker und/oder der Gemeinschaft) schon bekannte Regel zur Erklärung heranzuziehen, also aus einer Anzahl der bekannten Regeln die passende herauszufinden. Abduktiv hervorgerufen sind nach Peirce nur die Regeln, die erfunden werden – nicht die, welche nur gefunden werden […]“ (Reichertz (2013, S. 28). Man braucht sich hiernach nur noch darüber zu einigen, welchen Operator man setzt, der sich von der Eigenlogik des entfalteten Gesprächs überraschen lässt: Den handelnden Menschen oder die Kommunikation als zu Handlung kondensiertes Beschreibungskorrelat.
- 6.
Die drei Sinndimensionen unterscheiden sich einmal in die Sachdimension, die auf Themen sinnhafter Kommunikationen verweist, die Zeitdimension, die ein Vorher und ein Nachher unterscheidet, sowie die Sozialdimension, die das betrifft, was man über das Gegenüber als „alter Ego“ (Luhmann 2012b, S. 119) begreift.
- 7.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass der Begriff Form von Luhmann nicht einheitlich verwendet wird. Denn Form wird einmal mit Rekurs auf George Spencer-Brown und seinem Formenkalkül (Spencer-Brown 1999) als eine zwei Seiten Form verstanden und dabei differenztheoretisch gefasst. Daneben verweist Luhmann bei der Verwendung von Form aber auch auf Fritz Heiders Unterscheidung zwischen Form und Medium und argumentiert hier in relationistischer Weise (Heider und Baecker 2005). Bei der hier vorliegenden Arbeit und auch innerhalb der Argumentation Andersens ist jedoch der erste und damit differenztheoretisch gefasste Vorschlag gemeint (vgl. auch im Kapitel zur Systemtheorie).
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Burger, T. (2021). Methodisches Vorgehen. In: Der Vater als Sozialfigur. Familienforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-33347-8_5
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