Zusammenfassung
Jede erfolgreiche politische Bewegung braucht eine mobilisierende Erzählung. Ein mitreißendes Narrativ, in dem sich die Kerngedanken der Bewegung verdichten. Für die feministische Sprachkritik ist dies der Mythos von der unsichtbaren Frau.
„Kurz, der wahre Feind ist das ‚generische Maskulinum‘, das (…) Frauen besser unsichtbar macht als jede Burka“ (Pusch 2014 , S. 80).
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Notes
- 1.
Synonym verwende ich in diesem Buch auch den Begriff „inklusives Maskulinum“ (Mendívil 2020). Er verweist auch auf das Konzept der „inklusiven Opposition“ (siehe Glossar) von Roman Jacobson.
- 2.
Zu dem Begriff der „Markiertheit“ siehe Anfang Kap. 3.
- 3.
„Und sprechen wir von Lehrern, meinen wir (manchmal) alle Lehrkräfte, interessieren uns aber vorrangig für die männlichen“ (Stefanowitsch 2014, S. 124). Wieso meint Stefanowitsch zu wissen, wofür „wir“ uns „interessieren“, wenn wir von Lehrern reden?
- 4.
Die selben Autorinnen, die Studien durchführen, um das generische/inklusive Maskulinum zu diskreditieren, zeichnen auch für Studien verantwortlich, mit denen die hervorragende Verständlichkeit gegenderter Texte belegen werden soll. Ein Schelm, der Böses dabei denkt! Siehe S. 39.
- 5.
Siehe Kap. 5.
- 6.
Das Genus maskulinum ist mehrdeutig (ambig) und kann sich sich sowohl auf alle Menschen (generisch) als auch auf männliche Wesen (spezifisch) beziehen. Die Zweideutigkeit des Maskulinums, das ursprünglich im Proto-Indoeuropäischen das genus animatum war (also Belebtes bezeichnete), resultiert aus dem erst relativ späten Auftreten des Genus femininum in der Sprachgeschichte. Das Auftreten des Femininums als letztes der drei Genera bewirkte, dass das Maskulinum, das zuvor dreifach mehrdeutig war (m+w, m, w) zweifach mehrdeutig wurde (m+w, m) und damit nur noch entweder auf Männer oder auf alle Menschen referiert. Dreifache Mehrdeutigkeit begegnet uns heute noch im Englischen: my cousins (m+w, m, w). Mehrdeutigkeit ist in der Regel unproblematisch, da sie durch den sprachlichen und inhaltlichen Kontext aufgelöst wird.
Literatur
Lieb, H.-H., & Richter, H. (1990). Zum Gebrauch von Personenbezeichnungen in juristischen Texten. Deutsche Sprache, 18, 148–157.
Mendívil Giró, J. L. (2020). El masculino inclusivo en español. Revista Española de Lingüística, 50(1), 35–64.
Pusch, L. (2014). Generisches Femininum erregt Maskulinguisten. (Antwort auf einen Artikel von Hans Martin Gauger). In A. Baumann & A. Meinunger (Hrsg.), Die Teufelin steckt im Detail. Zur Debatte um Gender und Sprache. Berlin: Kulturverlag Kadmos. (2017).
Stefanowitsch, A. (2014). Genderkampf. Wo die Kritiker der geschlechtergerechten Sprache sich täuschen. In A. Baumann & A. Meinunger (Hrsg.), Die Teufelin steckt im Detail. Zur Debatte um Gender und Sprache. Berlin: Kulturverlag Kadmos. (2017).
Stefanowitsch, A. (2018). Eine Frage der Moral. Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen. Berlin: Dudenverlag.
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Payr, F. (2021). Der Mythos von der unsichtbaren Frau. In: Von Menschen und Mensch*innen. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-33127-6_2
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Publisher Name: Springer, Wiesbaden
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