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Gesellschaft verstehen – Umrisse des zeitdiagnostischen Ansatzes politischer Bildung

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Demokratie im Stresstest

Part of the book series: Politische Bildung ((POLBIL))

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Zusammenfassung

Die gesellschaftlichen Umbrüche und Transformationen der letzten Jahrzehnte sind Anlass vielfältiger zeitdiagnostischer Gesellschaftsanalysen. Die Politische Bildung rezipiert diese verschiedenen Gegenwartsdiagnosen und befragt sie auf ihre Tauglichkeit für politische Lernprozesse. Der hier vorgestellte zeitdiagnostische Ansatz geht jedoch einen Schritt weiter. Denn er macht Zeitdiagnosen selbst zum Gegenstand politischer Bildungsprozesse, und zwar unter besonderer Berücksichtigung von Aspekten wie Emotionen sowie Kritik und Kritik-Lernen. Die zentrale Frage lautet dann nicht mehr, welche Schlüsse aus dieser oder jener Gegenwartsdiagnose für die Politische Bildung gezogen werden können, sondern, wie die Lernenden selbst die Zeit, in der sie leben, wahrnehmen, deuten und zu verstehen suchen.

Der vorliegende Beitrag erscheint im Rahmen eines größeren Buchprojekts von Herbert Uhl (Pädagogische Hochschule Freiburg) und Tonio Oeftering (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg) mit dem (Arbeits-)Titel Gegenwartsdiagnose und Zeitkritik – Politische Bildung in Zeiten emotionalisierter Politik.

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Notes

  1. 1.

    Insbesondere die folgenden, vielfach miteinander verwobenen Krisenerscheinungen sind als prägend für unsere Zeit anzusehen: Klimawandel, Gefährdungen der Demokratie, Digitalisierung, Migration.

  2. 2.

    Sophie Schmitt (2019, S. 99 f.) hat zurecht darauf hingewiesen, dass die Soziologie große Potentiale für politisches Lernen aufweist, weil sie erstens dazu geeignet ist, eine Brücke zur Lebenswelt der Lernenden zu schlagen, weil sie zweitens die Disziplin der Gesellschafts- bzw. Zeitdiagnose ist und drittens, weil sie einen quasi ethnologischen Blick auf die eigene Gesellschaft ermöglicht. Dementsprechend nimmt die Soziologie als Bezugswissenschaft der politischen Bildung im Folgenden eine herausgehobene Stellung ein.

  3. 3.

    Ein Überblick über soziologische Gegenwartsdiagnosen findet sich etwa bei Schimank und Volkmann (2007).

  4. 4.

    Carl Deichmann (2019, S. 531) hat zurecht darauf hingewiesen, dass sich auch die politische Bildung selbst „immer ihrer Eingebundenheit in den Zeitgeist vergewissern“ muss, um der jeweiligen Zeit angemessene politische Lehr-Lernstrategien zu entwickeln. Er veranschaulicht dies an den Themenbereichen populistische Demokratiekritik, Kritik an der politischen Elite und der „fake diplomacy“ (ebd., S. 536 ff.).

  5. 5.

    Zum didaktischen Potential von „Irritationen“ siehe Bähr et al. (2019).

  6. 6.

    Die Fragen, ob und – falls ja – wie ‚kritisch‘ politische Bildung sein dürfe oder auch müsse, wurden vor einigen Jahren in der politischen Bildung kontrovers diskutiert (POLIS 2013 sowie Pohl 2015).

  7. 7.

    Tilmann Grammes (2020, S. 135) hat pointiert darauf hingewiesen, dass „in der Unterrichtspraxis (…) Kritik mit Fragen (Warum?) und Einwänden (Aber!) [beginnt]“.

  8. 8.

    Zu diesem widersprüchlichen Faktum von Demokratiegefährdung im Namen der Demokratie siehe Manow (2020), zu der sich aus solchen Konstellationen ergebenden Notwendigkeit einer normativen Besinnung der politischen Bildung siehe Oeftering (2019).

  9. 9.

    Für einen historischen Überblick über die Diskussionen zum Verhältnis von Rationalität und Emotionalität in der politischen Bildung siehe Petri (2018, S. 123 ff.).

  10. 10.

    Manche Zeitdiagnosen enthalten Emotionen bereits im Titel, etwa die „Gesellschaft der Angst“ (Bude 2015).

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Oeftering, T. (2021). Gesellschaft verstehen – Umrisse des zeitdiagnostischen Ansatzes politischer Bildung. In: Deichmann, C., Partetzke, M. (eds) Demokratie im Stresstest. Politische Bildung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-33077-4_2

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