Zusammenfassung
Wie und woher beziehen Schüler*innen ihre politischen Nachrichten? Können sie fact von fake zielsicher unterscheiden oder lassen sie sich von fingierten likes und sharepics in ihren Entscheidungen bzw. Urteilen beeinflussen? Mit Hilfe eines Fragebogens sind die Autoren diesen Fragen für eine erste Stichprobe in einer neunten Gymnasialklasse nachgegangen. Außerdem thematisieren sie, welche Auswirkungen Desinformation, alternative Fakten und fakenews auf die Demokratie haben und wie die politische Bildung diesen entgegenwirken könnte.
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Notes
- 1.
Wir haben uns in Anlehnung an Katharina Nocun und Pia Lamberty (2020, S. 21) dazu entschieden, bewusst nicht von sogenannten Verschwörungstheorien zu sprechen, da Theorien sich üblicherweise dadurch auszeichnen, dass ihre Verfechter*innen darum bemüht sind, ihre theoretischen Annahmen praktisch zu überprüfen und diese bei Bedarf anzupassen oder neu zu formulieren. Verschwörungsmythen zeichnen sich hingegen genau durch das Gegenteil aus. Weder besteht der Wille dazu, diese praktisch zu prüfen, noch zeigen sich ihre Apostel offen für Revisionen. Ihr Handeln sollte daher nicht durch den wissenschaftlichen Begriff der Theorie aufgewertet werden.
- 2.
Vergleiche hierzu auch Zick et al. (2019, S. 241 und S. 298 f.)
- 3.
Unter demokratischem Gefüge verstehen wir Demokratie als Staats-, Gesellschafts- und Lebensform.
- 4.
Beispielhaft hierfür genannt sei das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt, das im November 2020 seine Eröffnungskonferenz abgehalten hat.
- 5.
Vgl. hierzu auch die publizistischen Grundsätze (Pressekodex) als Richtlinie für die publizistische Arbeit nach den Empfehlungen des Deutschen Presserats. Text abrufbar unter: https://www.presserat.de/pressekodex.html.
- 6.
Da der Filter-Algorithmus, der darüber entscheidet, welche Nachrichten für die Nutzer*innen von sozialen Medien sichtbar sind, von den Plattformbetreiber*innen nicht veröffentlich wird, kann das exakte Zustandekommen von sog. Filterblasen in sozialen Medien nicht bestimmt werden.
- 7.
Als Hintergrundgeschichte wurde den Teilenehmer*innen erklärt, dass die ihnen vorgelegte Umfrage bereits an Schulen in anderen Bundesländern durchgeführt wurde und dass die likes im dritten Aufgabenteil das Entscheidungsverhalten der bislang Befragten widerspiegeln würde.
- 8.
In Fällen, in denen die Proband*innen mehrere Werte zur Mediennutzungsdauer angegeben hatten, wurde für die Auswertung der Mittelwert errechnet.
- 9.
Bei der Unterteilung wurden nur Antworten berücksichtigt, die sich eindeutig einer der beiden genannten Kategorien zuordnen ließen. Die Antworten von vier Schüler*innen, die zwar angaben, das Fernsehen zur politischen Informationsaufnahme zu nutzen, dies aber nicht weiter spezifizierten, blieben unberücksichtigt (s. Tab. 1).
- 10.
In der Berechnung der Gesamtnutzungsdauer der Printmedien wurde ein statistischer Ausreißer herausgerechnet, um das Endergebnis nicht zu verfälschen.
- 11.
Die Werte wurden statistisch bereinigt.
- 12.
Zur Erinnerung: Die Befragten sollten drei sogenannte sharepics daraufhin beurteilen, ob es sich bei den Darstellungen um echte oder sogenannte fakenews handelt. Die Darstellungen 5a und 5c waren jeweils fakes, die Darstellung 5b hingegen echt.
- 13.
Personen und Organisationen haben etwa auf Facebook die Möglichkeit, ihre Seiten verifizieren zu lassen. Bei erfolgreicher Verifizierung, taucht dann bei Personen des öffentlichen Lebens ein blaues Häkchen im Profil auf.
- 14.
Tatsächlich handelt es sich bei dem sharepic (5b) um eine echte Nachricht. Dass Unkenntlichmachen einiger Textstellen diente dem Schutz persönlicher Daten.
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Schröder, H., Kreienhoop, J. (2021). fact or fake? Eine politikdidaktische Untersuchung. In: Deichmann, C., Partetzke, M. (eds) Demokratie im Stresstest. Politische Bildung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-33077-4_12
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-33077-4_12
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Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
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