Zusammenfassung
Gesundheit gilt als das höchste Gut, dem folgt die Gesundheitspolitik, indem ein Drittel aller Ausgaben für Soziales in diesen Sektor fließt. Gesundheit wird vor allem daran gemessen, ob man seinen normativ vorgegebenen gesellschaftlichen Funktionen gerecht wird. Die naturwissenschaftlich ausgerichtete Medizin trägt dem in hohem Maße Rechnung und wird deshalb aus salutogenetischer Sicht kritisiert. Letztere setzt auf ein „well-being“ und damit auf die stärkere Selbstbestimmung über den eigenen Körper. Gesundheit und Krankheit sind Teil des menschlichen Körpers, doch dessen Potentiale sind auch das Ergebnis gesellschaftlicher materieller und immaterieller Zuteilungen. Konzepte zur Verhaltensprävention reduzieren diesen Kontext meist moralisierend, statt auf eine bessere Verzahnung von Verhalten, sozialen Verhältnissen und Hilfeangeboten zu setzen, die zugleich dem Körper einen zentralen Gestaltungsraum einräumt.
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Notes
- 1.
Den faschistischen Machthabern in Deutschland ging das nicht weit genug, sie brachten sogenanntes „unwertes Leben“ um – aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, wie man öffentlich als Begründung anführte (Schlebach 2019)!.
- 2.
Zu Kriegszeiten heißt das Ergebnis einer gesundheitlichen Musterung beim Militär schlicht „kv.“ ‒ „kriegsverwendungsfähig“.
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Huster, EU. (2021). Körper und Gesundheit aus sozialpolitischer Perspektive. In: Wendler, M., Schache, S., Fischer, K. (eds) Multidisziplinäre Perspektiven auf Körper und Gesundheit. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-32999-0_9
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