Zusammenfassung
Ausgehend vom Gesundheitsbegriff der WHO, wird anhand der Geschichte der Körperpsychotherapie herausgearbeitet, wie sich das Verständnis von Körper und Gesundheit verändert und ausdifferenziert hat. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts geht es in der Körperpsychotherapie um die Entfaltung menschlicher Potenziale, die mit der Befreiung von individuellen und gesellschaftlichen Zwängen begannen. Die reformgymnastische Bewegung Elsa Gindlers, die Forschungen Wilhelm Reichs sowie achtsamkeitsbasierte Körperpsychotherapieformen beleuchten unterschiedliche Aspekte von Körper und Gesundheit sowie verschiedene Wege des Zugangs. Die gesellschaftliche Relevanz ihrer Ziele ist bis heute gültig.
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Notes
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Vgl. Marlock und Weiss (2006) und Geuter (2015a).
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Eine Ausnahme war Heinrich Jacoby (1981), der an der Begründung der Elsa-Gindler-Stiftung und damit der Weitergabe des Wissens und der Erfahrung von Gindler maßgeblich beteiligt war.
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Auf die psychoanalytische Körperpsychotherapie, die sich ausgehend von Ferenczis Arbeit entwickelte, wird an dieser Stelle nicht eingegangen. Die Entwicklungen, die hier stattgefunden haben, insbesondere bzgl. des Verhältnisses von Körper und Gesundheit, sind bei Marlock und Weiss (2006) und Geuter (2015a) nachzulesen.
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„Die »Vernichtungsaktion« (Cremerius 1997) gegen Reich wurde durch die Diffamierung und Pathologisierung Reichs zementiert. Dadurch ist es gelungen, das Ansehen Reichs innerhalb der medizinischen und psychotherapeutischen Gruppierungen über Jahrzehnte gründlich zu beschädigen“ (Freudl 2001, S. 139).
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- 7.
Der Energiebegriff ist nicht eindeutig definiert, wird aber genutzt, um ein körperliches Empfinden zu beschreiben, dem durchaus wissenschaftliche Untersuchungen von Energieflüssen im Körper zugrunde liegen (Kaul 2016, S. 199 ff.). Geuter (2019) beschreibt die Arbeit mit Energie auf der Körperebene. Auf den Reichschen Begriff der Orgon-Energie wird nur selten zurückgegriffen, da er in der Vergangenheit oftmals zu Missverständnissen und um Auseinandersetzungen um ein ungeklärtes Feld in Reichs wissenschaftlichen Forschungen führte.
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Zur Bedeutung von Präsenz und somatischer Resonanz in der Körperpsychotherapie vgl. auch St. Clair (2011). Spätere Ausführungen erweitern dieses Verständnis, das fälschlicherweise oft als Einweg-Kommunikation verstanden wird, um das Konzept des Enactment, das auf das gegenseitige Implizite, das Spüren des anderen und damit auf die Bedeutung der Wechselseitigkeit von somatischer Resonanz hinweist (vgl. Geuter 2019; Wolf 2019).
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Im IBP- Konzept wird nicht auf den gängigen Containment-Begriff von Bion zurückgegriffen (Eckert 2020). Vielmehr ist hier inneres Halten gemeint.
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Eckert, A.R. (2021). Körper und Gesundheit aus körperpsychotherapeutischer Perspektive. In: Wendler, M., Schache, S., Fischer, K. (eds) Multidisziplinäre Perspektiven auf Körper und Gesundheit. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-32999-0_7
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