Skip to main content

Die räumliche Theorie als Mikromodell der Wahlentscheidung und Makromodell des Parteienwettbewerbs

  • Chapter
  • First Online:
Parteienwettbewerb und Wählerverhalten im deutschen Mischwahlsystem

Zusammenfassung

Ausgehend vom klassischen Fall ämtermotivierter Parteien und politikorientierter Wähler werden die Erweiterungen des Basismodells behandelt: stochastische statt deterministische Wahlfunktionen mit Politikdistanzen zwischen Wählern als Nachfragern und Parteien als Politikanbietern auf einer oder mehreren Politikdimensionen, Policy-Orientierung der Parteien, Einfluss von Kandidaten- und Parteivalenzen, die Wettbewerbssituation in Mehrparteiensystemen unter den Bedingungen von Mehrheits- und Verhältniswahl sowie Mischwahlsystemen.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 74.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Welcher Spielschein gewinnt, ist wohl irrelevant. Es zählt nur die Höhe des Gesamtgewinns.

  2. 2.

    Wir diskutieren hier nicht, ob zyklische Mehrheiten und Agenda-Manipulation (Riker 1982) empirisch häufig sind (Regenwetter et al. 2006), ob sie durch Deliberation entschärft werden können (Miller 1992; Dryzek und List 2003) oder letztere erst möglich machen (McGann 2006).

  3. 3.

    Wir schließen damit strategisches Wählen aus.

  4. 4.

    Mit der Annahme der Verbindlichkeit der Kandidatenangebote treten Probleme der glaubhaften Zusicherung (credible commitment) und der Verantwortlichkeit (accountability) in der Prinzipal-Agenten-Beziehung von Wähler und Repräsentant in den Hintergrund. Diese stehen im Mittelpunkt der Literatur zu political agency (für einen Überblick siehe Ashworth 2012), die sich jedoch weitgehend mit Selektions- und moral hazard-Problemen zwischen Wählern und einem einzelnen Repräsentanten oder einem Amtsinhaber und einem Herausforderer beschäftigt (vgl. Fox und Shotts 2009). Ein gänzlich anderer Literaturzweig stellt in Rechnung, dass Politikergebnisse von den Angeboten der Kandidaten/Parteien abweichen können, allerdings aufgrund von exogenen Faktoren und nicht als Folge strategischen Handelns (vgl. Grofman (1985) zu discounting und Kedar (2005) zu Koalitionswählen). Wähler können diese bei ihrer Wahlentscheidung (im Erwartungswert) antizipieren und berücksichtigen. Verbindlichkeitsprobleme treten ebenfalls in citizen-candidate-Modellen nicht auf, da hier policy-motivierte Wähler gleichzeitig Kandidaten sind und ihre Angebote ihren Idealpunkten entsprechen (Osborne und Slivinski 1996; Besley und Coate 1997).

  5. 5.

    Eine andere Frage ist dann, ob und wann Parteien bewusst unklare Signale senden (Shepsle 1972; Bräuninger und Giger 2018).

  6. 6.

    Duggan (2008) bezeichnet dies als stochastic partisanship Modell unter der Annahme, dass die stochastischen additiven Nutzenterme individuelle Parteipräferenzen widerspiegeln, die unabhängig von den Politikangeboten der Parteien sind. Davon unterschieden werden sogenannte stochastic preference Modelle, bei denen die Parteien die Verteilung der Wähleridealpunkte nicht mit Sicherheit beobachten können (die Idealpunkte also Zufallsvariablen darstellen). Gehlbach (2013) differenziert entsprechend zwischen Modellen mit individueller und mit aggregierter Unsicherheit. Wir gehen auf die zweite Modellklasse nur am Rande ein.

  7. 7.

    Allgemeiner handelt es sich beim Gleichgewichtspunkt um das utilitaristische Optimum, also den Punkt x, der die Summe der individuellen Nutzenterme, \({\sum }_{i}{u}_{i}(x)\), maximiert. Bei quadratischen Präferenzen entspricht dieser dem Mittelwert der Idealpunkte.

  8. 8.

    Dann kommt es auf die Ereignisfolge an. Ashworth und Bueno de Mesquita (2009) lassen die Kandidaten erst ihr Wahlprogramm wählen und dann in teure Valenzpolitik investieren. Das führt zu einem Trade-off zwischen Valenzinvestitionen und Politikpolarisierung. Ämter-motivierte Kandidaten werden divergente Programme wählen, weil ähnliche Politikangebote das Wahlergebnis zu abhängig von der Valenz machen und die Wettbewerbskosten in die Höhe treiben würden (vgl. auch Zakharov 2009). Serra (2010) diagnostiziert einen „Trade-off bezüglich der Eigenschaften von Kandidaten: sie werden eher ihre hohe Valenz oder die niedrige Polarisierung betonen, aber nicht beides“ (S. 426, unsere Übersetzung).

  9. 9.

    Aragones und Palfrey (2002) finden Gleichgewichte mit gemischten Strategien in einem begrenzten Strategieraum, die sich dem Medianwähler annähern, wenn die Anzahl der verfügbaren Strategien groß ist. Dass es die Wähler mit Kandidaten zu tun haben, die ihren Wahlkampf mit „Lotterien“ als Politikangebot bestreiten (Ansolabehere und Snyder 2000, S. 334), macht den Ansatz weniger attraktiv.

  10. 10.

    Das Ergebnis wird gemeinhin als folk theorem oder „Volksweisheit“ (Groseclose 2001) bezeichnet, da es nicht einem einzigen Autor zugeschrieben werden kann.

  11. 11.

    Das Politikangebot \({z}_{B}\) löst

    $$\frac{\partial c}{\partial {z}_{B}} = \frac{1}{2}-\frac{v}{2 a {\left({z}_{B}-{x}_{med}\right)}^{2}} = 0$$

    und ist wegen

    $$\frac{{\partial }^{2}c}{\partial {z}_{B}^{2}}({z}_{B}) >0$$

    ein lokales Minimum. Weiterhin gilt dann \({z}_{B}=c.\)

  12. 12.

    Die Einschränkung bezieht sich auf den Umstand, dass es bei mehreren Parteien oder Kandidaten Anreize für strategisches Wählen gibt.

  13. 13.

    Genauer ist ein Strategienvektor z* genau dann ein lokales Nash-Gleichgewicht, wenn es für alle j eine Umgebung \({U}_{j}\subseteq X\) von \({z}_{j}^{*}\) gibt, so dass \({V}_{j}\left({z}_{1}^{*},\dots ,{z}_{j}^{*}, \dots {z}_{K}^{*}\right)\ge {V}_{j}\left({z}_{1}^{*},\dots ,{z}_{j}, \dots {z}_{K}^{*}\right)\) für alle \({z}_{j}\in {U}_{j}\) gilt.

  14. 14.

    Effektiver Konfliktraum bezeichnet den Raum, der durch die Positionen der Parteien in einem höherdimensionalen Konfliktraum aufgespannt wird. Vgl. zum Zusammenhang von Zahl der cleavage-Dimensionen und Anzahl Parteien Taagepera und Grofman (1985) und zu Konfliktstruktur und Mehrkameralismus Humphreys (2008) und Bräuninger (2003). Die Frage der Kausalität bleibt dabei offen.

  15. 15.

    Das schließt ein, dass es einen Standpunkt gibt, der von den Aktivisten präferiert wird.

  16. 16.

    Die weiteren Bedingungen der Stetigkeit der Zielfunktionen in z sowie die Konvexität und Kompaktheit des Strategienraums X sind aufgrund der C2-Differenzbarkeit der Vj gegeben. Dies sind zusammen hinreichende, aber nicht notwendige Bedingungen für die Existenz eines Nash-Gleichgewichts in reinen Strategien.

  17. 17.

    Wir gehen hier auf die umfangreiche Literatur zu Parteiorganisation und Kandidatenauswahl im Allgemeinen und speziell in Deutschland nicht ein und verweisen nur auf Katz (2001) sowie auf Kap. 9.

  18. 18.

    Die alternative Annahme, dass die Parteien versuchen, die Wahrscheinlichkeit für den Gewinn genau einer einfachen Mehrheit von Wahlkreises zu maximieren, führt zum selben Ergebnis (Austen-Smith 1996, S. 137). Wenngleich plausibel, sind diese Zielfunktionen der Parteien in der empirischen Anwendung nicht gebräuchlich, da die Wahrscheinlichkeiten q selbst komplexe Ausdrücke darstellen. In Kap. 7 verwenden wir als Zielfunktion der Parteien für die Mehrheitskomponente des deutschen Mischwahlsystems den Stimmenabstand zum ersten Verlierer bzw. den (negativen) Stimmenabstand gegenüber der führenden Kandidatin.

  19. 19.

    Die Literatur zum Parteienwettbewerb in mehreren Wahlkreisen ist überschaubar. Neben den grundlegenden Arbeiten von Robertson (1976), Austen-Smith (1984, 1986) verweisen wir auf Snyder (1994), Ansolabehere et al. (2012) und die in Polborn und Snyder (2017) diskutierte Literatur.

  20. 20.

    Wir nehmen beide als stetig an. Die Verteilungsfunktionen seien G und F.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Franz Urban Pappi .

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2021 Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Pappi, F.U., Kurella, AS., Bräuninger, T. (2021). Die räumliche Theorie als Mikromodell der Wahlentscheidung und Makromodell des Parteienwettbewerbs. In: Parteienwettbewerb und Wählerverhalten im deutschen Mischwahlsystem. Wahlen und politische Einstellungen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-32861-0_3

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-32861-0_3

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-32860-3

  • Online ISBN: 978-3-658-32861-0

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics