Zusammenfassung
Die deutsche personalisierte Verhältniswahl wird in eine Typologie von Mischwahlsystemen (mixed-member electoral systems) eingeordnet und mit historischen Vorgängern der unmittelbaren Nachkriegszeit in einzelnen deutschen Ländern und der Weimarer Republik verglichen. Die historische Entwicklung der effektiven Parteienzahl und der Proportionalität zwischen Parteistimmen und Fraktionsstärken seit 1949 beschreiben Stabilität und Wandel des Parteiensystems unter den institutionellen Vorgaben des Wahlsystems.
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Notes
- 1.
Für die Zahl der im Wahlkreis zu vergebenden Mandate ist im Englischen der Begriff district magnitude üblich. Man könnte ihn mit Mandatsmächtigkeit eindeutschen.
- 2.
Die SPD lehnte auch von sich aus revisionistische Wahlabsprachen mit fortschrittlichen bürgerlichen Parteien im Kaiserreich ab und vertraute auf ihr Wachstumspotenzial als Klassenpartei (Hodge 1987).
- 3.
Verordnung über die Wahlen zur verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung (Reichswahlgesetz) vom 30. November 1918. http://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt4_h1_bsb00000144_00011.html. Abruf am 08.02.2021.
- 4.
Reichswahlgesetz vom 27. April 1920. http://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt4_h1_bsb00000001_00057.html. Abruf am 08.02.2021.
- 5.
Wahlordnung für die Landtags- und Kreistagswahlen in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands vom 11. September 1946. http://www.verfassungen.de/bb/wahlordnung-landtag46.htm. Abruf am 18.10.2019.
- 6.
Verfassung für Württemberg-Baden vom 28. November 1946. Regierungsblatt der Regierung Württemberg-Baden 25 vom 30. November 1946, S. 277–290. https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:31-33161. Abruf am 08.02.2021.
- 7.
Verfassung des Landes Hessen vom 1. Dezember 1946. Gesetzes- und Verordnungsblatt für Hessen 1946, S. 229. http://starweb.hessen.de/cache/GVBL/1946/00034.pdf. Abruf am 18.10.2019.
- 8.
Gesetz über Landtagswahl, Volksbegehren und Volksentscheid (Landeswahlgesetz) vom 29. März 1949. Bayerisches Gesetz- und Verordnngsblatt 1949, S. 69. https://www.verkuendung-bayern.de/files/gvbl/1949/08/gvbl-1949-08.pdf. Abruf am 18.10.2019.
- 9.
Wahlgesetz für den Landtag von Schleswig-Holstein (Landeswahlgesetz) vom 27. Februar 1950. Gesetzes- und Verordnungsblatt für Schleswig-Holstein 1950, S. 77. http://lissh.lvn.parlanet.de/shlt/lissh-dok/infothek/gvb/1950/XQQGVB5012.pdf. Abruf am 18.10.2019.
- 10.
Wahlgesetz zum ersten Bundestag und zur ersten Bundesversammlung der Bundesrepublik Deutschland vom 15. Juni 1949. BGBl. 1949, S. 21. http://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl&jumpTo=bgbl149002.pdf. Abruf am 21.10.2019.
- 11.
Wahlgesetz zum zweiten Bundestag und zur Bundesversammlung vom 8 Juli 1953. BGBl. 1953 I, S. 270. http://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl&jumpTo=bgbl153s0470.pdf. Abruf am 21.10.2019.
- 12.
Zweiundzwanzigstes Gesetz zur Änderung des Bundeswahlgesetzes vom 3. Mai 2013. BGBl. 2013 I, S. 2082. http://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl&jumpTo=bgbl113s1082.pdf. Abruf am 21.10.2019.
- 13.
Seien vj und sj der Stimmen- bzw. Sitzanteil einer Partei j, dann ist die effektive Parteienzahl nach den Wählerstimmen 1/Σj vj2 bzw. nach den Parlamentssitzen 1/Σj sj2. Die Disproportionalität nach Gallagher berechnet sich zu (½Σj (sj – vj)2)½.
- 14.
Wir zählen CDU und CSU wegen der Fraktionsgemeinschaft im Bundestag sowohl bei den Stimmen als auch bei den Sitzen als eine Partei. Entsprechend verfahren wir mit Grünen und Bündnis 90/Die Grünen 1990.
- 15.
Alle Parteien mit Stimmanteilen von 0,5 % und höher werden individuell berücksichtigt, die restlichen Parteien bzw. die parteiunabhängigen Einzelbewerber 1949 als Gruppe.
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Pappi, F.U., Kurella, AS., Bräuninger, T. (2021). Die personalisierte Verhältniswahl: Begriff, Einführung in Deutschland, Wirkung. In: Parteienwettbewerb und Wählerverhalten im deutschen Mischwahlsystem. Wahlen und politische Einstellungen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-32861-0_2
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