Zusammenfassung
Im fünften Schritt des in Abschn. 4.1 dargestellten allgemeinen Ablaufprozesses der Strukturgleichungsmodellierung (Kausalanalyse) erfolgt die Schätzung der Modellparameter sowie in folgenden Schritten die Evaluation und Interpretation der gewonnenen Schätzergebnisse. Die Kap. 8, 9, 10, und 11 fokussieren dabei den sog. kovarianzanalytischen Ansatz (LISREL, AMOS) zur Parameterschätzung, während der varianzanalytische Ansatz (PLS) in Kap. 15 behandelt wird.
Im Rahmen der Kovarianz-Strukturanalyse wird versucht, die empirische Varianz-Kovarianzmatrix (S) der manifesten Messvariablen durch eine modelltheoretische Varianz-Kovarianzmatrix (\( \hat{\varSigma} \)) möglichst gut abzubilden. Im Vorfeld der Modellschätzung ist jedoch eine Prüfung und Aufbereitung des Datensatzes vorzunehmen, bei der insbesondere Ausreißer eliminiert, fehlende Werte ersetzt und Verteilungsannahmen geprüft werden. In Kap. 8 werden hierzu entsprechende Hinweise gegeben und die Schätzung der Modellparameter mit AMOS anhand des Fallbeispiels aus Abschn. 4.2 erläutert. In Abschn. 8.3 werden dann Hinweise zur Pfadmodellierung mit AMOS gegeben. Dabei wird schrittweise die Vorgehensweise des Einsatzes von AMOS für das verwendete Fallbeispiel aufgezeigt.
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Notes
- 1.
Der unreflektierte Umgang mit fehlenden Werten belegt z. B. die Untersuchung von Backhaus und Blechschmidt (2009), S. 266, die anhand einer Sichtung der Zeitschriften „Die Betriebswirtschaft“ und „Journal of Marketing“ im Zeitraum 2002 bis 2007 nachweisen, dass viele der hier publizierten empirischen Studien das Problem der fehlenden Werte nur unzureichend thematisieren. Einen kritischen Hinweis darauf, dass vor der Auswahl eines Schätzverfahrens vielfach keine Verteilungsprüfung der Variablen vorgenommen wird, gibt z. B. Byrne (1989), S. 268.
- 2.
Darüber hinaus werden fehlende Werte häufig auch nach Item-Non-Response (einzelne Beobachtungswerte bei einer Person fehlen) und Total-Non-Response (der komplette Datensatz einer Person fehlt) unterschieden (Decker und Wagner 2008, S. 56).
- 3.
Zusätzlich bietet AMOS über „Analyze → Data imputation“ auch die Möglichkeiten einer Regressionsimputation, einer stochastische Regressions- und einer Bayes-Imputation (vgl. hierzu Arbuckle 2020, S. 281 ff. und 489).
- 4.
Kline (1998, S. 75) spricht ab 10 % fehlenden Werten von einem großen („large“) Ausmaß unvollständiger Daten.
- 5.
In SPSS können Schiefe und Wölbung der Verteilung einer manifesten Variablen unter der Menüfolge „Analysieren“ → „Deskriptive Statistiken“
→„Häufigkeiten“ unter „Statistiken“ angefordert werden. - 6.
Auf die Darstellung des Mehrgleichungssystems für unser Fallbeispiel wird an dieser Stelle verzichtet, da AMOS dies nicht verlangt. Es ist aber auf der der Internet-Plattform zum Buch bereitgestellt.
- 7.
Vgl. zum AMOS-Aufruf, der Erstellung des Pfaddiagramms sowie zum Einlesen der Daten Abschn. 8.3.
- 8.
Es ist darauf hinzuweisen, dass in Abb. 7.6 nur die Messmodelle der latenten endogenen Variablen enthalten sind, da aus Gründen der Komplexitätsreduktion in Kap. 7 auf die (eigentlich erforderliche) Aufnahme des Messmodells der latenten exogenen Größe „Variety_Seeking“ sowie die Variable „Preis“ verzichtet wurde.
- 9.
Die latente Variable „Preis“ wurde mit einem _1 versehen, da AMOS zur Schätzung eindeutige Variablenbezeichnungen benötigt.
- 10.
Das Pfaddiagramm in Abb. 8.4 beinhaltet auch weitere Informationen z. B. bzgl. der Parameterrestriktionen, die jedoch erst an späterer Stelle besprochen werden.
- 11.
Diese Angaben finden sich nach der Modellschätzung im AMOS Textoutput unter „Variable summary → Parameter summary“.
- 12.
Multinormalverteilung der Variablen ist für unser Fallbeispiel gegeben. Vgl. zur Prüfung auf Multinormalverteilung die Darstellungen in Abschn. 8.1.3.
- 13.
Vgl. zu den übrigen von AMOS bereitgestellten Schätzverfahren die allgemeinen Ausführungen in Abschn. 3.3.2.3.
- 14.
Vgl. zur Bedienung von AMOS: Arbuckle (2020).
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Weiber, R., Sarstedt, M. (2021). Modellschätzung mit AMOS. In: Strukturgleichungsmodellierung. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-32660-9_8
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