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Einleitung und theoretischer Rahmen

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Policing in Nigeria

Zusammenfassung

In den Medien dominieren weltweit erschütternde Nachrichten über Nigeria. Sie prägen das Bild eines von Grund auf unsicheren Landes, um das am besten ein großer Bogen gemacht wird. Die Entdeckung von Erdöl im Nigerdelta in den 1950er Jahren brachte dem Land einen wirtschaftlichen Aufschwung und Reichtum.

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Notes

  1. 1.

    Adeji (2016) liefert einen guten Überblick über die Themen um den Begriff der Politisierung von Ethnizität und dessen religiöser Instrumentalisierung in Nigeria und die damit einhergehenden Konflikte.

  2. 2.

    Eine Hintergrundanalyse über die Verwobenheit von Fehlentscheidungen innerhalb der nigerianischen Politik bietet Afoaku (2017).

  3. 3.

    Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für alle Geschlechter.

  4. 4.

    Nigeria rangiert laut einer Untersuchung von Transparency International aus dem Jahr 2017 auf den hinteren Plätzen; Platz 143 von 180 untersuchten Ländern (Transparency International 2018).

  5. 5.

    Der Human Development Index, der neben ökonomischen auch Indikatoren wie Lebenserwartung, Zugang zu Bildung und Lebensstil angibt, weist Nigeria für das Jahr 2011 ebenfalls einen niedrigen Rang (152 von 188) zu (United Nations Development Programme 2016).

  6. 6.

    Dies geschieht auf allen Ebenen, bei einer Verkehrskontrolle auf der Straße genauso wie bei Betrug durch Minister oder Gouverneure.

  7. 7.

    Nwanaju (2008) gibt einen guten Überblick über die Migrationssituation.

  8. 8.

    Obwohl zunehmend auch Polizistinnen im Einsatz sind, besteht die deutliche Mehrheit der nigerianischen Polizei aus Männern.

  9. 9.

    Disziplinierungs- und Kontrollinstitutionen wie die Police Service Commission (nimmt Beschwerden über Fehlverhalten von Polizeibeamten entgegen) und die National Human Rights Commission (Beschwerdestelle für allgemeine Menschenrechtsverletzungen).

  10. 10.

    Die Nigeria Police Force (NPF) wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von den Briten eingeführt.

  11. 11.

    Unter diesem Begriff Vigilante versteht man eine Art Hilfspolizei. Vigilante-Gruppen übernehmen Aufgaben wie das Bewachen von Eigentum oder verhaften Kriminelle, die sie anschließend der Polizei übergeben. Darauf wird im weiteren Verlauf im Detail eingegangen.

  12. 12.

    Im Gegensatz zu den Industrieländern stehender Begriff, den ich hier bevorzuge; diese Bezeichnung ist auch nicht frei von Machtgefällen, siehe Dodds (2008) zur Nord-Süd-Dichotomie.

  13. 13.

    Großbritannien half bei der Einrichtung der Armee und Marine und Deutschland bei der Luftwaffe. Zudem assistierten Inder und Briten beim Aufbau der Nigerian Defence Academy und des National War Colleges (Fayemi/Olonisakin 2008: 262).

  14. 14.

    United States Agency for International Development.

  15. 15.

    Damit überging man diese Kontrollinstanz der Exekutive und unterband eine der Hauptaufgaben des Parlaments: Das Vorantreiben einer nationalen Sicherheitsdebatte und die Diskussion über die Durchführung der Strategie (N'Diaye 2010: 58).

  16. 16.

    Diese haben gegenüber den staatlichen Gerichtsverfahren erhebliche Vorteile für die Bürger. Die staatliche Fallbearbeitung leidet oftmals unter erheblichen Mängeln aufgrund von fehlender polizeilicher Vorarbeit (wie unzureichende Beweisaufnahme, Verhöre bzw. Geständnisse unter Folter, fehlende Zeugenaussagen) und findet daher oft mit Verspätungen oder auch überhaupt nicht statt.

  17. 17.

    Der Begriff „Community“ ist in der Ethnologie nicht eindeutig definiert und in seiner Verwendung mit Schwierigkeiten verbunden. Ich nutze ihn in dieser Arbeit, da meine Kontaktpersonen in Nigeria ihn in ihrer Alltagssprache verwendeten.

  18. 18.

    United Nations Office on Drugs and Crime.

  19. 19.

    In einigen meiner Interviews und Gesprächen erhielt ich diese Information.

  20. 20.

    Department for International Development, kurz DFID.

  21. 21.

    Bzgl. der Problematik von Machtansprüchen und despotischem Verhalten mancher afrikanischer local chiefs siehe Mamdani (1996).

  22. 22.

    Teilweise konnte ich dies während meines Aufenthalts im Zeitraum von Januar bis April 2013 selbst beobachten. Allerdings erfuhr ich auch, dass NRO bei manchen Veranstaltungen zur Evaluierung oder weiterer Planungen der Polizeireform nicht eingeladen werden. Motiviert durch ihre Enttäuschung über diese Exklusion, veranstalten sie eigene Zusammenkünfte für zivilgesellschaftliche Organisationen, um das Problem zu thematisieren und eigene Lösungswege zu finden.

  23. 23.

    Die Zivilgesellschaft in Nigeria ist besonders rege. Dies machte sich z. B. im Frühsommer 2014 bemerkbar, als Journalisten, Akademiker und Frauen nach der Entführung von mehreren Hundert Schülerinnen im Chibok-Wald im Nordosten gegen die Untätigkeit der Regierung protestierten.

  24. 24.

    Local chiefs sind lokale Autoritäten, die parallel zum Staat existieren und von der Bevölkerung sehr respektiert werden. In den Stadtvierteln, die ich kennenlernte, spielen vor allem die der Yoruba (König Olu und seine Baales), Igbos und Hausa zentrale Rollen in der Organisation von communitybezogener Sicherheit und Konfliktlösung.

  25. 25.

    Unter dem Begriff Policing verstehe ich die Aktivitäten der Gesamtheit der Mitglieder staatlicher und nichtstaatlicher Organisationen und Institutionen zur Kontrolle und Aufrechterhaltung einer ‚Ordnung‘. Darauf wird in Kapitel 3 eingegangen.

  26. 26.

    Einige Autoren weisen darauf hin, dass Translation durchaus funktioniert. Teilweise bleibt es jedoch beim Versuch einer Eins-zu-eins-Umsetzung von Ideen, da die Translation aus verschiedenen Gründen scheitert oder lediglich eine Replikation der Form als Ergebnis hervorbringt, aber keinerlei Übernahme des Inhalts stattfindet (Levitt/Engle Merry 2009).

  27. 27.

    In der Entwicklungszusammenarbeit versteht man unter dem Begriff Geber diejenigen Institutionen oder Organisationen, die bi- oder multilaterale Programme erstellen und in anderen Ländern finanzieren und implementieren. Als Nehmer werden die Empfänger von Transferleistungen jeglicher Art bezeichnet. Geber kommen meist aus dem globalen Norden, wohingegen die Nehmer oft dem globalen Süden zugerechnet werden. Dieser Begriff erscheint mir kritikwürdig, da er eine Ungleichheit suggeriert und ein Machtgefälle zementiert (siehe u. a. Baaz 2005: 9).

  28. 28.

    Vor allem Industrienationen in Europa und Nordamerika.

  29. 29.

    Der Marshall-Plan zum Wiederaufbau Westeuropas steht am Anfang einer seit dem immer stärker anwachsenden ‚Hilfs-Industrie‘ (Jönsson et al. 2012: 14,111).

  30. 30.

    Organisation for Economical and Cooperative Development (OECD).

  31. 31.

    Dies folgt dem Motto: „Experten teilen ihren Wissensvorsprung mit Unterentwickelten“. Lepenies nennt dies „institutionalisierte Besserwisserei“.

  32. 32.

    Das Prinzip des Transfers von Wissen ist immer noch präsent (Büschel/Speich 2009: 10).

  33. 33.

    1960er Jahre gelten als die ‚Entwicklung durch Wachstum‘-Dekade.

  34. 34.

    Diese Bezeichnung bzw. Klassifizierung fußt auf Definitionsmacht der westlichen/euro-amerikanischen Geberorganisationen und richtet sich danach, was dort als ‚stabilisierend‘ bzw. notwendig erachtet wird und degradiert andere Gesellschaftsstrukturen und Dynamiken.

  35. 35.

    Dabei ist natürlich kritisch anzumerken, wer dabei zu Wort kommt und wer nicht. Das hängt von politischen Situationen und Eigeninteressen vor Ort ab.

  36. 36.

    Seit den 1980er Jahren wurden Nichtregierungsorganisationen (NRO) im Zuge von Projekten innerhalb der Entwicklungszusammenarbeit gefördert, d. h. finanziert und zeichnen sich durch teilweise bestehende Abhängigkeiten ab, mit der eine Problematik bezüglich der Repräsentation von Interessen einhergeht (Neubert 2014: 17).

  37. 37.

    Der Begriff ist uneindeutig, da NRO, neben Staat und Markt, dem dritten Sektor zugerechnet werden (Nuscheler 2012: 378).

  38. 38.

    Als anderer Aspekt ist hier zu nennen, dass sich NRO an die Geber anpassen und deren Sprache, Interessen und Organisationsform übernehmen, sodass durch ein höheres Maß an Professionalisierung und Bürokratisierung eigene Ziele in den Hintergrund treten können (Lenzen 2001: 18).

  39. 39.

    Es existieren auch Positionen, die anderen Aspekt thematisieren, wie z. B., dass Geber eigene Interessen mit ihrem Engagement in einem ‚Entwicklungskontext‘ verbinden. Die sambische Ökonomin Dambisa Moyo (2009) lehnt EZ im Allgemeinen ab. Ein anderer Kritiker, Ziai, führt u. a. Escobar (1995) an, der Entwicklung als neokoloniales Set an Diskursen und Praktiken ansieht. Dieses führt nicht zur Verbesserung der Lebensbedingungen vor Ort, sondern dient vor allem den (ökonomischen und politischen) Interessen der Geber. Er argumentiert, dass es wichtiger sei, Räume zu schaffen, um Ideen und eigene Lösungen für vorhandene Probleme zu finden, unabhängig von westlichen Vorstellungen ‚guter Entwicklung‘ (Moyo 2009).

  40. 40.

    Durch Demokratieförderung – angelehnt an die Modernisierungstheorie mit der Idee des sozioökonomischen Wandels der gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse – wollte man das Individuum, Menschenrechte- und Minderheitenrechte stärken. Dabei stand zunächst die Herstellung eines friedlichen Rahmens auf der Agenda, in der die Voraussetzungen für Demokratie geschaffen werden können.

  41. 41.

    United Nation Development Programme.

  42. 42.

    Mittlerweile werden – zumindest in Nigeria – eher Memoranda of Understandings aufgesetzt, die keine Seite zu etwas verpflichten, da die Geberorganisationen registriert haben, dass sich Zwang nicht unbedingt positiv auf die Implementierung und Fortführung der Projekte durch die lokalen Partner wirkt. Jedoch, so kritisieren einige internationale Praktiker aus meinem Feld, ist als Folge dessen wenig Initiative und eher eine gewisse Passivität von Seiten der Nehmerinstitutionen zu bemerken.

  43. 43.

    Vorher nutzten die Großmächte ‚Entwicklungshilfe‘ u. a. als außenpolitisches Mittel (Büschel/Speich 2009: 16).

  44. 44.

    Demokratisierung wird im OECD DAC Handbuch (2007) als erstrebenswertes Ideal verstanden.

  45. 45.

    Gemeint ist die umfassende Beachtung und Einbeziehung des ganzen Spektrums der Sicherheitsinstitutionen, Militär, Polizei, Geheimdienst und das Straf-/Justizsystem. Angehörige der Armee und der Polizei tragen selbst eher zur Konservierung bzw. Erhöhung der Unsicherheit und gewaltvollen Konflikten bei, als diese einzudämmen oder Präventivmaßnahmen einzuleiten.

  46. 46.

    Dies kann sich auf den nationalen Chef der Polizeibehörde beziehen, den Leiter einer Polizeistation oder einen ‚gewöhnlichen‘ Polizisten auf dem Land. In den Empfängerländern fehlen Management und technische Kapazitäten, um die Reform zu implementieren (Scheye/Peake 2005: 249).

  47. 47.

    Akteure sind in diesem Fall internationale Expatriates, Polizisten verschiedener Ränge vor Ort, NRO, Gemeindevertreter – alle beeinflussen auf spezielle Art und Weise das Modell.

  48. 48.

    Seit der Kolonialzeit nehmen sie in Afrika eine vermittelnde Rolle ein und sind auch in der EZ-‚Arena‘ aktiv (zudem noch in politischen Bereichen).

  49. 49.

    Obwohl die internationalen EZ-Akteure durchaus bemüht sind, eine größere Sensibilität für komplexe Zusammenhänge aufzubauen, gibt es manche Praktiken (z. B. die weibliche Genitalbeschneidung), die nicht als schützenswert erachtet werden.

  50. 50.

    Sie zeigt die Widersprüche der Weltbank auf, die sich einerseits für Biodiversität und gegen Zwangsumsiedlung einsetzt, gleichzeitig aber Policy-Empfehlungen der Geberländer beachten und dem Privatsektor Zugang zu der natürlichen Ressourcenextraktion ermöglichen will (Randeria 2007: 22).

  51. 51.

    Der ‚procès verbal‘ bestand vorher aus einem Dokument. Nun gibt es viele, die jedoch nicht angewendet werden, obwohl die französische Polizei dieses Verfahren implementieren will.

  52. 52.

    Scheitern bedeutet hier, es entspricht nicht den Erwartungen.

  53. 53.

    Ob jedoch Interventionen scheitern oder nicht, steht hier (und in der vorliegenden Arbeit) nicht im Fokus der Beurteilungen.

  54. 54.

    Community Policing als global verbreitete Policy.

  55. 55.

    Bis heute hat sich am Entwicklungsverständnis der Modernisierungstheorie wenig geändert und das Motto der aufholenden Entwicklung dominiert nach wie vor den Diskurs und die Praxis der EZ (Lepenies 2009: 34).

  56. 56.

    Kulturelle Translation ist ein altes Thema in der Ethnologie, der Einfluss der Globalisierung gibt ihr ein neues Gesicht, beispielsweise wenn man den Menschenrechts-Diskurs betrachtet (Markowitz 2004).

  57. 57.

    Obwohl der Begriff der Aneignung als undefiniert gilt, erfreut er sich großer Beliebtheit (Füssel 2008: 249), was sicher in seiner Mehrdeutigkeit begründet liegt. Marian Füssel zufolge kann zwischen einem kollektiven, symbolhaften Verständnis z. B. von Verhaltensweisen und einem individuellen, im Sinne der Subversion unterschieden werden (Füssel 2008: 249). Trotz dieser Unklarheit erscheint er hilfreich, um praktische Handlungsweisen greifbar zu machen.

  58. 58.

    Je nach Erwartung und Größe des Handlungsspielraums kann dann etwas Neues entstehen bzw. etwas Vorhandenes – den Ansprüchen und Machbarkeiten entsprechend – teilweise modifiziert werden und sich ggf. verbreiten, aber auch Ablehnung erfahren.

  59. 59.

    Darüber hinaus kann Aneignung auch eine Form von Negation sein (Hahn 2011: 17).

  60. 60.

    Dies ist ein Besessenheitsritual aus Niger, welches von Arbeitsmigranten mit nach Ghana gebracht wurde. Es integrierte die Erfahrungen der Veränderungen durch die Kolonialisierung in ihre Darbietungen.

  61. 61.

    Die Inseln befinden sich im Indischen Ozean zwischen Madagaskar und Mosambik.

  62. 62.

    Dies geschah im Rahmen der Grünen Revolution und durch Motorisierung.

  63. 63.

    Ich stimme ihr grundsätzlich zu und werde im Verlauf dieser Arbeit Parallelen zu meiner Studie ziehen, merke aber gleichzeitig kritisch an, dass Feil es versäumt auf exogene und endogene Faktoren einzugehen. Was sie darunter versteht und wieso es in meiner Studie von Relevanz ist, lege ich kurz dar.

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Müller, N. (2020). Einleitung und theoretischer Rahmen. In: Policing in Nigeria. Studien des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-32246-5_1

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

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