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Empirische Untersuchung

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Deutungen des Geldes
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Zusammenfassung

„Warum tue ich das? Also ich könnte mal eine schöne Geschichte erzählen.“ Diese schönen Geschichten sind im Folgenden der Untersuchungsgegenstand. Zu Beginn des Forschungsprozesses kristallisierte sich mein Interesse für eine theoretische und empirische Arbeit über die gesellschaftliche Bedeutung des Geldes heraus.

Erst die Geldwirtschaft hat in das praktische Leben – und wer weiß, ob nicht auch in das theoretische – das Ideal zahlenmäßiger Berechenbarkeit gebracht.

Georg Simmel

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Notes

  1. 1.

    Die Rekonstruktion von Semantiken des Geldes in literarischen Schriften findet sich hingegen bei Hörisch (2009; 2013) oder Bornscheuer (2006).

  2. 2.

    Die Begriffe Semantiken, Deutungsmuster, Narrative oder Sinnstrukturen werden im Folgenden sinnverwandt verwendet. Auch wenn Unterschiede gerade in Bezug auf die Theorietraditionen bestehen, vereint diese Begrifflichkeiten die Annahme, dass dem eigenen Handeln, Denken und Erfahrungen im Rekurs auf kulturelle Symbole Sinn verliehen wird.

  3. 3.

    Leins zeigt in seiner Studie über FinanzmarktanalystInnen auf, dass es zu ihrem Berufsbild gehört, überzeugende Geschichten zu erzählen und eine professionelle Performance abzulegen: „Once accepted as experts, financial analysts can cultivate an image of being able to understand markets and therefore encourage other market participants to invest rather than speculate“ (Leins 2018: 158, Hervorh. im Orig.). ExpertInnen kann zudem eine hegemoniale Position im Diskurs über Geld zugeschrieben werden und sie reproduzieren tendenziell „dominant economic explanatory narratives“ (ebd.: 163).

  4. 4.

    Vielen Dank an die Befragten für die Bereitschaft, ein Interview mit mir zu führen.

  5. 5.

    Insgesamt bleibt im Folgenden die Methodologie der objektiven Hermeneutik allerdings zweitrangig. Damit ist gemeint, dass es in meiner Studie nicht darum gehen wird, diese Methodologie zu begründen.

  6. 6.

    Ein wichtiger Unterschied besteht hierin beispielsweise zur »Qualitativen Inhaltsanalyse« nach Mayring (2000).

  7. 7.

    Im Prinzip wird in dieser empirischen Untersuchung ein offener Forschungsstil verfolgt; in der theoriegeleiteten Fokussierung auf rationalistische und romantische Motive wird allerdings von diesem Anspruch abgerückt.

  8. 8.

    Kraemer spricht von einer „unhinterfragte[n] Selbstverständlichkeit“ (Kraemer 2019: 67). Er führt anhand einer repräsentativen Befragung in Österreich im Jahr 2017 aus: „Um Geld in alltäglichen Praktiken virtuos zu verwenden, kommt es weder auf eine profunde finanzielle Allgemeinbildung […] an, […] noch auf halbwegs solides Wissen über die institutionellen Grundlagen der monetären Ordnung“ (ebd.: 63).

  9. 9.

    Das empirische Material zu Ordnungen zu verdichten ist eine methodische Entscheidung. Das heißt, den Befragten muss diese Ordnung in diesem Sinne gar nicht bewusst sein.

  10. 10.

    Für den Lesefluss würde es sich anbieten, »Alltag« und »alltäglich« nicht genauso oft wie im Interview zu verwenden. Allerdings ist es gerade die Pointe dieser Geschichte, Geld und Alltag unermüdlich in Verbindung zu setzen.

  11. 11.

    Siehe exemplarisch zur Verantwortungszuschreibung für die Banken- und Finanzkrise ab 2008 die soziologischen Untersuchungen von Honegger et al. (2010) und Kuhn (2014).

  12. 12.

    Im gewählten qualitativen Vorgehen werden Wörter nicht gezählt, um auf Bedeutung hinzuweisen. Dennoch ist in diesem 30-minütigen Interview auffällig, wie häufig der Befragte wiederholt, nicht zu spekulieren: sechs Mal findet es Erwähnung.

  13. 13.

    Helvetismus für ein Grundstück, das zu einem Haus gehört.

  14. 14.

    Vgl. hierfür Tab. 4.1.

  15. 15.

    Der konkrete Umgang wurde nicht untersucht, weshalb sich darüber keine Aussagen treffen lassen.

  16. 16.

    Diese Form der Besitzverhältnisse erinnert an Bourdieus Beobachtung der geschlechtlichen Aufgabenteilung während der Olivenernte, bei der es ein „[m]ännliches Streben nach oben gegen weibliche Bewegung nach unten“ gibt: „»die Frau hebt auf, was der Mann zu Boden wirft« –, verbindet sich mit dem Gegensatz zwischen groß und klein und überlässt der Frau die zugleich niedrigen und minderwertigen, Unterwerfung und Nachgiebigkeit erheischenden, sorgfältigen, aber auch kleinlichen Arbeiten“ (Bourdieu 1987: 131ff).

  17. 17.

    Vgl. zur Krisenanfälligkeit des modernen Kapitalismus und die Rolle der HobbyspekulantInnen Paul (2017: 196) sowie Deutschmann (2008: 116) zum kollektiven Buddenbrooks-Effekt.

  18. 18.

    Diese Aussage erinnert an Marx’ Spott: „Herr Peel, jammert er uns vor, nahm Lebensmittel und Produktionsmittel zum Belauf von 50 000 Pfd. St. aus England nach dem Swan River, Neuholland, mit. Herr Peel war so vorsichtig, außerdem 3000 Personen der arbeitenden Klasse, Männer, Weiber und Kinder mitzubringen. Einmal am Bestimmungsplatz angelangt, »blieb Herr Peel, ohne einen Diener, sein Bett zu machen oder ihm Wasser aus dem Fluss zu schöpfen«. Unglücklicher Herr Peel, der alles vorsah, nur nicht den Export der englischen Produktionsverhältnisse nach dem Swan River!“ (MEW 23: 793f.). Bei Marx werden die Unterschiede allerdings nicht wie in der Geschichte kulturell begründet.

  19. 19.

    Dies steht nicht im Verhältnis zur kulturindustriellen Vermarktung dystopischer Verhältnisse und der Ausbreitung dieser Endzeitgenres. Diese sind im Folgenden aber auch nicht der Untersuchungsgegenstand, sondern ein allgemeines Untergangsnarrativ.

  20. 20.

    Sitz der schweizerischen Regierung und des Parlaments in Bern.

  21. 21.

    Der wirtschaftliche Rationalismus, wie er in dieser Geschichte vertreten und verteidigt wird, wird dennoch nicht konsequent befolgt: „Ich habe mir vor zehn Jahren eine große Yacht gekauft, so eine Stahlyacht, mit der, mit der man über den Atlantik rüber könnte damit, habe diese aber in einen Schweizer See reingestellt. Da haben auch, da fanden viele: «Hey, geht es eigentlich noch?«“. Die Nützlichkeit dieser Yacht wird vom Befragten angezweifelt, aber immerhin würde eine geldwerte Leistung dahinterstehen. In dieser Geschichte bedarf Luxus keiner eigenständigen Legitimation, was wiederum mit dem meritokratischen Ideal des Befragten zu erklären ist. Zusätzlich bedeutet diese Yacht die Möglichkeit, den Atlantik zu überqueren, wodurch sich die Inkonsequenz des Befragten erklärt, insofern sein wirtschaftlicher Rationalismus auch ein romantisches Moment beinhaltet.

  22. 22.

    Helvetismus für (EC-)Karte.

  23. 23.

    Diese Figur findet man bereits in der protestantischen Ethik: Der „nüchterne bürgerliche Selfmademan“ (Weber 1991: 172) erfahre Respekt, wohingegen die „vornehme Lässlichkeit des Seigneurs und die parvenümäßige Ostentation des Protzen […] der Askese gleichermaßen verhasst“ (ebd. 2013: 188) bleibe.

  24. 24.

    Dieses Freiheitsverständnis beschreibt Taylor treffend: „Frei sind wir, sobald wir die Bedingungen unserer eigenen Existenz neu schaffen können, sobald wir imstande sind, die Dinge zu beherrschen, die uns beherrschen“ (Taylor 2014: 113).

  25. 25.

    Gleichzeitig gibt es eine dezidierte Abgrenzung zu Schatzbildung. Vielleicht, so könnte man gegen die Selbstbeschreibung einwenden, ist er auch einfach nur der „klügere Kapitalist“ (MEW 23: 168), wie ihn Marx charakterisiert hat: „Die rastlose Vermehrung des Werts, die der Schatzbildner anstrebt, indem er das Geld vor der Zirkulation zu retten sucht, erreicht der klügere Kapitalist, indem er es stets von neuem der Zirkulation preisgibt“ (ebd.). Mit Simmel gesprochen besteht eine Wahlverwandtschaft zwischen der Figur des Geizigen und der Figur des Verschwenders, da beide Geld vom Tauschmedium zum Selbstzweck aufwerten. Geldinteresse drückt sich für den Verschwender allerdings nicht im Haben, sondern im Ausgeben aus: „Die Lust am Verschwenden […] heftet sich also an den Moment des Geldausgebens für irgendwelche Gegenstände; der Reiz dieses Momentes überdeckt beim Verschwender die sachgemäße Schätzung des Geldes einerseits, der Gegenstände andrerseits“ (GSG 6: 322f.). In anderen Worten heißt dies, dass es dem Verschwender oder der Verschwenderin nicht um konkrete Gegenstände und Waren geht, denn diesen gegenüber besteht eine Gleichgültigkeit. Es können irgendwelche Gegenstände sein, da das Interesse nicht ihnen gilt, sondern dem Geld an sich und was es auszulösen vermag.

  26. 26.

    Es sind aber nicht ausschließlich rationalistische Motive, die in der Idealisierung der Schweiz greifen. Die romantischen Projektionen betreffen nicht nur das »Andere der Moderne«, das im Kontrast zur Schweiz steht; in der Geschichte Selbstverdiente Ordnung trifft die romantische Projektion die Schweiz selber, denn dort würden noch Grenzen des Geldes bestehen und die Macht des Geldes sei nicht uneingeschränkt.

  27. 27.

    An dieser Stelle bietet sich nochmals ein Bezug auf Simmels Ausführungen an: „Hier ist es also das ganz spezifische Wesen des Geldes, auf dem sich die Divergenz des individuellen vom sozialen Interesse aufbaut, nachdem beide bis zu einem bestimmten Punkte aus zusammengegangen sind“ (GSG 6: 194).

  28. 28.

    Simmel erklärt: „Weil es in jedem Augenblick zur Verwendung bereit ist, ist es der schlimmste Fallstrick der schwachen Stunden, und da es alles zu beschaffen dient, so bietet es der Seele das ihr jeweilig Verführerischste dar; und alles dies ist von um so unheimlicherer Gefährlichkeit, als das Geld, so lange es wirklich bloß als Geld in unseren Händen ist, das indifferenteste und unschuldigste Ding von der Welt ist. So wird es für asketische Empfindungsweisen das richtige Symbol des Teufels, der uns in der Maske der Harmlosigkeit und Unbefangenheit verführt; so dass dem Teufel wie dem Gelde gegenüber die einzige Sicherung im absoluten Fernhalten liegt, in der Ablehnung jeglicher Beziehung, wie ungefährlich sie auch scheine“ (GSG 6: 330).

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Frei, N. (2020). Empirische Untersuchung. In: Deutungen des Geldes. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31961-8_4

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

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