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Theoretische Grundlagen der Governmentality und Cultural Studies

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Rekonstruktionen von Subjektnormen und Subjektivierungen

Part of the book series: Film und Bewegtbild in Kultur und Gesellschaft ((BKG))

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Zusammenfassung

Die Erforschung von Subjektnormen in Lifestyle-Videos, welches als zentrales Forschungsanliegen bestimmt wurde, basiert maßgeblich auf einem theoretisch-methodologischen Paradigma bzw. auf einer sozial- und kulturwissenschaftlichen Perspektive, in dem der Mensch nicht als durchweg autonom und freidenkend gedacht wird, sondern vielmehr als Subjekt, welches eingebettet ist in ein komplexes Gefüge von Wissen und Macht (vgl. Ntemiris 2011: 38; Reckwitz 2017b: 126).

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Notes

  1. 1.

    Dabei führt Foucault in seine Machtanalysen eine neue Dimension ein, welche es ermöglicht, Machtbeziehungen auch unter der Betrachtungsweise der Führung zu untersuchen. So unterscheidet er nicht mehr nur zwischen Herrschaftszuständen und strategischen Beziehungen, sondern erweitert seine Machtanalytik auf die Dimension der Regierungstechnologien. Diese kennzeichnen sich dadurch, dass sie im Gegensatz zu den strategischen Beziehungen Macht auf systematisierte, regulierte und reflektierte Art und Weise ausüben, dabei jedoch gleichzeitig eine derartige Dauerhaftigkeit und Fixiertheit, wie bei Herrschaftszuständen, vermeiden (vgl. Lemke 2001: 108 ff.).

  2. 2.

    Als Selbstführung werden die Weisen verstanden, „wie ein Individuum seine eigene Führung gestaltet, in Frage stellt und sich selbst problematisiert“ (Duttweiler 2007: 263) bzw. bezeichnet den Prozess, in welchem sich das Subjekt selbst wahrnimmt und sich vor allem als handlungsfähig erkennt sowie auf sich achtet - es konstituiert sich als Objekt seiner selbst (vgl. Geimer 2012: 233).

  3. 3.

    Ntemiris schildert detailliert wie in dieser Zeit einerseits staatliche Eingriffe, z. B. in Form von Förderungen der Ausbildung der Frau in Haushalts- und Mütterschulen oder der Reform des Familienrechts unternommen werden, sich andererseits aber auch private Vereine formieren, die sich bspw. dem Schutz des Kindes annehmen und Familien moralische Ratschläge geben. In diesem Zuge bricht das Zeitalter der Psychiater und Psychotherapeuten an, die auf dem Wege der Beratung und vor allem ohne direkten Zwang in den ‚geheiligten Raum der Familie‘ eindringen können (vgl. Ntemiris 2011: 32 f.): „Probleme des Kindes und der Familie sind von nun an quasi-natürlich als Privatsache anerkannt“ (Ntemiris 2011: 33).

  4. 4.

    In diesem Sinne sind Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata moderner Individuen gleichzeitig als Produkte verschiedener Machttaktiken einer Epoche zu verstehen (vgl. Ntemiris 2011: 39).

  5. 5.

    Auf jene Logik machen auch Degele und Dries (2005: 268) aufmerksam, indem sie pointiert zusammenfassen: „Wer nicht selbst gegen den drohenden Bandscheibenvorfall antrainiert, darf auch nicht auf beitragsfinanzierte Kurmaßnahmen hoffen.“

  6. 6.

    Gleichzeitig wird es den gesunden Leistungsträgern durch den Wandel ermöglicht, sich offensiv gegen die vermeintlich unverantwortlich handelnde und ungesunde Restbevölkerung abzugrenzen, so Ullrich (2012).

  7. 7.

    Lengwiler und Madarasz merken zudem an, dass die Aktivierung zur Prävention dabei verhältnismäßig unauffällig verläuft, da sie zumeist die Ebene unspektakulären Alltagsverhaltens wie das Essen, das Trinken oder die Bewegung tangiert. Hierdurch würden somit vermeintlich ungefährliche Verhaltensweisen wie Essen oder Trinken unmittelbar zu Gesundheitsrisiken umdefiniert (vgl. Lengwiler & Mandarasz 2010).

  8. 8.

    Unter PSAs werden massenmediale Kampagnen verstanden, die Verhaltensweisen von bestimmten Zielgruppen verändern sollen. Beispiele hierfür finden sich hauptsächlich im Bereich der öffentlichen Gesundheit, wie bspw. Kampagnen die auf die Gefahren von Alkoholkonsum und mangelnder Mundhygiene hinweisen oder zur Nutzung von Sicherheitsgurten aufrufen (vgl. Zhang et al. 2017).

  9. 9.

    Untersucht und miteinander verglichen wurden bei der Studie sowohl Videos von Regierungsorganisationen, Unternehmen, Einzelpersonen und NGOs (vgl. Zhang et al. 2017).

  10. 10.

    Bei dieser sogenannten Steinzeitdiät wird konsequent darauf geachtet, ausschließlich Nahrungsmittel aufzunehmen, die es schon zu Urzeiten gab. Das heißt, statt Milchprodukte und Getreide werden Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch und Nüsse konsumiert (vgl. Schäfer 2015).

  11. 11.

    Sprache ist in diesem Kontext zu verstehen als Begriff, der nicht nur das gesprochene oder geschriebene Wort umfasst, sondern ebenso Bilder, Handzeichen, Mimik, Musik, die Sprache der Mode bzw. alles was darauf ausgelegt ist Bedeutung auszudrücken (Hall 1997: 18).

  12. 12.

    Als Stereotype werden in diesem Sinne Festschreibungen von Personen verstanden, die auf einer drastischen Reduzierung und Vereinheitlichung bestimmter Attribute basiert (vgl. Hall 2004: 144).

  13. 13.

    Auch Medientexte sind somit immer eingebunden in kollektive, diskursive Zeichensysteme, „welche das Bezeichnete symbolisch hervorbringen und nicht in der Lage sind, dieses lediglich abzubilden“ (Geimer 2018b: 6).

  14. 14.

    Wenn Hall im Kontext des encoding/decoding-Modells von Darstellungen spricht, so bezieht er sich ursprünglich auf televisuelle Repräsentationen und zwar primär auf Fernsehnachrichten (vgl. Hall 2004: 77).

  15. 15.

    Neben der Regierung und Verwaltung, fasst Althusser unter dem (repressiven) Staatsapparat gehörend auch die Armee, Polizei, Gerichte und Gefängnisse zusammen (vgl. Althusser 1977: 119).

  16. 16.

    Ideologie meint aus Althussers Perspektive kein ‚falsches Bewusstsein‘, sondern bildet die Grundlage der Subjektivität. Aufbauend hierauf gingen Vertreter der Screen-Theory der Frage nach, „wie Rezipienten einer Ideologie unterworfen werden, indem sie durch Filme zu Subjekten gemacht werden“ (Geimer 2018b: 3). In der Theorie wird somit davon ausgegangen, dass das Kino durch seine besondere Beschaffenheit Kino-Subjekte produziert (vgl. ebd.).

  17. 17.

    Nach Hall werden derartige Auseinandersetzungen hauptsächlich in der populären Kultur der Massenmedien geführt, wobei primär im Film der Kampf um hegemoniale Bedeutung ausgefochten und sichtbar wird (vgl. Hall 2004).

  18. 18.

    In seinen späteren Werken deutet auch Hall darauf hin, dass verschiedene Vorzugslesarten existieren können, sodass er sich ebenso von der einst starren Verknüpfung aus Dekodierungsposition und sozialer Klasse entfernt (vgl. Hall 2004). Mit dem Begriff der Subjektposition bezieht sich Hall wiederum auf Foucault und stellt mit diesem heraus, dass Diskurse aus einer bestimmten Position zwar den größten Sinn machen, jedoch diese Position nicht zwangsläufig eingenommen werden muss (vgl. Hepp 2010: 39).

  19. 19.

    Ungeachtet dieser inhärenten Probleme des encoding/decoding-Modells weist Geimer zu Recht darauf hin, dass das Modell als „Startschuss für ideologiekritische, diskursanalytische Arbeiten in den Cultural Studies“ (Geimer 2018b: 10 f.) angesehen werden kann und die Basis bildet für eine „Medien-Zuschauer-Interaktion, in der Zuschauer einerseits Diskurse an Film-/ Medientexte herantragen und andererseits die von Film-/ Medientexten zur Verfügung gestellten Diskurse zur Dekodierung nutzen“ (ebd.: 11). Ähnlich wie in der Gesellschaft um Hegemonie gekämpft wird, so Geimer, findet sich dies auch in Medientexten (vgl. ebd.).

  20. 20.

    Besonders in ihrer Studie ‚Watching Dallas‘ konnte Ang aufzeigen, wie die aktiven Zuschauer_innen bei der Rezeption der Serie ‚Dallas‘ demnach ‚melodramatic pleasures‘ und ‚ironic pleasures‘ erlebten (vgl. Ang 2007).

  21. 21.

    Trotz der Kritik von Fiske und Ang ergeben sich nach Geimer aus dem Modell Halls zwei zentrale Aufgaben, die eine ideologiekritische Diskursanalyse von Medientexten forcieren sollte: Einerseits Vorzugslesarten (bzw. ‚preferred readings‘) herauszuarbeiten, aber andererseits auch Lücken und Widersprüche zu suchen, die ggfs. subversive Lesarten ermöglichen (vgl. Geimer 2018b: 8).

  22. 22.

    Wird in der soziologischen Rezeptionsanalyse somit größtenteils die Aneignung und Wirkung von Filmen betrachtet, fokussieren Inhaltsanalysen von Filmen hauptsächlich, wie soziale Wirklichkeit in Filmen aus soziologischer Sicht dargestellt wird (vgl. Iwen 2018: 128 f.).

  23. 23.

    Als ein zentraler Grundstein der Aneignungsforschung kann zudem die bereits erwähnte Studie ‚The Nationwide Audience‘ von Morley angesehen werden, in der dieser die ‚Dekodierungs-Positionen‘ von Rezipient_innen erforscht und untersucht, inwiefern individuelle „Lesarten durch kulturelle Muster und Cluster strukturiert werden“ (Morley 1980: 14 f. zit. n. Hepp 2010: 168).

  24. 24.

    Als Ausnahmen können hier bspw. Arbeiten von Mikos (2003) betrachtet werden, in denen versucht wird beide Perspektiven einzufordern, auch wenn der Schwerpunkt der Filmanalysen ausschließlich auf der ästhetischen Inszenierung liegt.

  25. 25.

    Zwar wurden unter anderem auch schon von Neumann-Braun, Charlton und Bachmaier Vorschläge zur Relationierung von Produkt- und Rezeptionsanalysen formuliert, jedoch wird in allen Fällen entweder das Produkt in den Analysen nur unzureichend als eigenständiges Werk untersucht oder die rekonstruierten Differenzen zwischen den Sinnstrukturen des Produkts und des Rezipierenden werden tendenziell als Unvollständigkeiten letzterer begriffen. Dennoch leistete Bachmeier vor allem dahingegen einen wichtigen Beitrag, indem dieser schon früh fordert, sich bei Analysen nicht nur auf die unmittelbare Rezeptionssituation zu beschränken, sondern auch den Alltag der Rezipierenden umfassender zu betrachten. Dem folgend unterscheidet auch Mikos bei Aneignungen zwischen denjenigen, die während des Medienkonsums vonstatten gehen und Aneignungen, die sich nachträglich in Gesprächen und Handlungspraxen vollziehen (vgl. Bohnsack & Geimer 2014: 300 f.).

  26. 26.

    Weitere Gemeinsamkeiten zwischen beiden Forschungsansätzen zeigen sich zudem bei der Lektüre der späten Werke Halls. So bezieht sich Hall in seinen späteren Schriften bspw. immer weniger auf das ursprüngliche encoding/decoding-Modell, sondern spricht anstatt von Lesarten vermehrt von sogenannten Symmetrien zwischen Produzent_innen und Rezipient_innen. In diesem Sinne sei der Grad des Missverstehens demnach umso geringer, je höher die Symmetrie der Akteur_innen ist et vice versa (vgl. Hall 2004: 70). Dieses Verständnis ist ebenso stark anschlussfähig an Bohnsacks Darstellungen des Passungsverhältnisses wie folgende Aussage Halls, die vor allem im Kontext der methodischen Kategorie des konjunktiven Erfahrungsraums gelesen werden kann: „To say that two people belong to the same culture is to say that they interpret the world in roughly the same ways and can express themselves, their thoughts and their feelings about the world, in ways which will be understood by each other.“ (Hall 1997: 2)

  27. 27.

    Hierbei ist jedoch zu erwähnen, dass die Bezeichnung von Filmen als Texte von den Vertreter_innen der Cultural Studies verwendet wird, um zu verdeutlichen, dass es sich bei diesen „nicht um Werke handelt, denen ein abgeschlossener Sinn eigen ist, den man entschlüsseln könnte“ (Mikos 2003: 141).

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Burghardt, D. (2020). Theoretische Grundlagen der Governmentality und Cultural Studies. In: Rekonstruktionen von Subjektnormen und Subjektivierungen. Film und Bewegtbild in Kultur und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31754-6_2

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