FormalPara Relevanz

Mit innovativen Ideen erlangen junge Unternehmen Wettbewerbsvorteile und legen den Grundstein für weiteres Wachstum. Sie schaffen überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze und tragen zur Erneuerung der Wirtschaft bei. F&E-Steueranreize helfen, Finanzierungsengpässe zu überwinden und regen die Gründungsaktivitäten an. Regionen mit F&E-Steueranreizen können daher mehr Gründungen verzeichnen als andere. Damit können Staaten und Regionen nicht nur das innovationsgetriebene Wachstum beschleunigen, sondern auch ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken.

FormalPara Quelle

Fazio, Catherine, Jorge Guzman und Scott Stern (2019), The Impact of State-Level R&D Tax Credits on the Quantity and Quality of Entrepreneurship, NBER WP 26099.

Junge Unternehmen spielen eine zentrale Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung. Mit Forschung und Innovation entwickeln sie neue Geschäftsmodelle, bauen ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit aus und legen den Grundstein für ein starkes Unternehmenswachstum. Damit schaffen sie neue Arbeitsplätze, tragen zur Erneuerung der Wirtschaft bei und treiben das Wirtschaftswachstum voran. Viele Staaten versuchen, mit Steuergutschriften Forschung und Entwicklung (F&E) nicht nur in den bestehenden Unternehmen anzuregen, sondern auch die Zahl innovativer Gründungen zu steigern. Doch wie effektiv ist die steuerliche F&E-Förderung, innovative Gründungen anzustoßen? Wie stark können innovative Start-ups davon profitieren?

Catherine Fazio, Jorge Guzman und Scott Stern untersuchen solche Fragen anhand der Entwicklungen in den USA. Dort haben neben der Bundesregierung auch die Bundesstaaten und die Bezirke („counties“) steuerlichen Gestaltungsspielraum. So haben in den letzten Jahren viele Bezirke Steuergutschriften für F&E-Ausgaben neu eingeführt bzw. auch wieder abgeschafft. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzen diese steuerlichen Unterschiede für ihre Untersuchung. Konkret vergleichen sie Bezirke, die eine steuerliche Forschungsförderung eingeführt haben, mit anderen, die keine steuerlichen F&E-Abzüge anbieten, aber ansonsten ganz ähnlich sind. Die Forscherinnen und Forscher verfügen zudem über umfassende Unternehmensdaten auf Bezirksebene mit mehr als 30.000 Beobachtungen im Zeitraum von 1990 bis 2010.

Fazio, Guzman und Stern stellen eine positive Wirkung der steuerlichen Forschungsförderung auf die Häufigkeit von Unternehmensgründungen fest. In den Bezirken, die eine Steuergutschrift für F&E-Ausgaben eingeführt haben, wurden im Durchschnitt um 7,5 % mehr junge, innovative Unternehmen gegründet als in den Bezirken ohne Steuergutschrift.

Die Zahl junger, innovativer Unternehmensgründungen ist in den US-Bezirken mit steuerlicher F&E-Förderung um 7,5 % höher als in anderen Bezirken ohne Steueranreiz.

Die Wirkung der Steueranreize tritt nicht sofort, sondern nur allmählich ein. Abb. 1 zeigt die Entwicklung der Unternehmensgründungen vor und nach dem Jahr der Einführung (veranschaulicht durch die rote Linie). In den ersten Jahren sind noch kaum Änderungen im Gründungsgeschehen zu beobachten. Nach etwa drei Jahren nimmt jedoch die Zahl innovativer Gründungen markant zu. Auch 14 Jahre nach der Einführung setzen sich die positiven Effekte weiter fort. Über die gesamte Beobachtungsdauer nehmen die Gründungen pro Jahr um durchschnittlich 2 % zu. Nach zehn Jahren summiert sich das Wachstum bereits auf 20 %.

Abb. 1
figure 1

Zunahme der Unternehmensgründungen nach Einführung der steuerlichen F&E-Förderung

Auf die Struktur und Zusammensetzung der Unternehmen in den jeweiligen Bezirken hat die Steuergutschrift keinen Einfluss. War ein Bezirk beispielsweise speziell für seine IT-Unternehmen bekannt, so wurden auch nach der Einführung der steuerlichen F&E-Förderung weiterhin vor allem IT-Unternehmen gegründet. Auch die weitere Entwicklung der jungen Unternehmen nach ihrer Gründung blieb von der steuerlichen F&E-Förderung weitgehend unberührt. So waren die Unternehmen nicht in der Lage, schneller eine strategische Akquisition zu tätigen oder eher einen Börsengang durchzuführen.

Die Wirkung steuerlicher F&E-Förderung auf die Gründungshäufigkeit tritt nur langsam ein. Merkliche Auswirkungen sind erst nach etwa drei Jahren messbar.

Um die Effekte der steuerlichen Forschungsförderung besser einordnen zu können, vergleichen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Steueranreize für F&E-Ausgaben mit jenen für Investitionen. Anders als die F&E-Förderung haben Steueranreize für Investitionen keinen bedeutenden Effekt auf Unternehmensgründungen. Das mag daran liegen, dass die Steuergutschriften für Investitionen vor allem den großen, etablierten Unternehmen zu Gute kommen. Junge, innovative Start-ups profitieren dagegen kaum. Es droht eher die Gefahr, dass sie aus dem Markt gedrängt werden, wenn die großen Konkurrenten von steuerlichen Investitionsanreizen profitieren. Das ist nachteilig für die Volkswirtschaft, da insbesondere junge Wachstumsunternehmen einen Großteil der neuen Arbeitsplätze schaffen. Im Vergleich zur F&E-Förderung ist daher die steuerliche Investitionsförderung für die Gründungshäufigkeit weniger relevant.

Im Gegensatz zu steuerlichen F&E-Anreizen hat eine steuerliche Investitionsförderung keine merklichen Auswirkungen auf das Gründungsgeschehen.

Aus ihren empirischen Ergebnissen ziehen Fazio, Guzman und Stern folgende Schlussfolgerungen: Die steuerliche Forschungsförderung erhöht die Zahl der Neugründungen, hat aber keine nennenswerten Auswirkungen auf die Unternehmensentwicklung danach. Steuergutschriften für Investitionen haben dagegen keinen merklichen Effekt auf die Gründungsrate, könnten aber das Wachstum von bereits etablierten Unternehmen anregen. Zudem stellen die Forscherinnen und Forscher fest, dass die positiven Auswirkungen der steuerlichen Forschungsförderung nur mit Verzögerung eintreten, aber über längere Zeit eine erheblichen Gesamteffekt haben können.