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Theoretischer Bezugsrahmen

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Bilder von jungen Menschen aus der Sicht Älterer
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Zusammenfassung

Schroeter (2004: 17) formuliert den Anspruch an die Alterssoziologie, dass diese sich auf die allgemeine Soziologie rückbesinnen und den reichhaltigen Fundus für alterssoziologische Fragestellungen nutzen solle. Dieser Idee folgend wird in Bezug auf das Erkenntnisinteresse der Bilder von jungen Menschen aus der Sicht Älterer ein theoretischer Rahmen eröffnet, der sich an diversen soziologischen Klassikern orientiert. Dabei wird der Logik Erving Goffmans entsprochen und eine Vielzahl an theoretischen Zugängen gewählt, um der Komplexität des Forschungsgegenstandes gerecht zu werden.

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Notes

  1. 1.

    Zu den Bereichen der Common-Sense-Theorien und institutionalisiertes und rollenförmigen Handeln im Rahmen der Dokumentarischen Methode bzw. praxeologischen Wissenssoziologie siehe Bohnsack 2012: 123 f. und Bohnsack 2017: 84 ff.

  2. 2.

    Zu nicht-zentrierter und zentrierter Interaktionen sowie Beobachtung siehe Abschnitt 4.2.2 bzw. Goffman 2009: 49 ff.

  3. 3.

    Die soziale Identität ist der erste Bestandteil der Typologie des Selbst. Von der sozialen Identität wird die persönliche Identität unterschieden. Diese ist komplementär zur sozialen Identität und meint die Kombination einzigartiger Merkmale des Gegenübers, um diesen eindeutig von anderen Personen unterscheiden zu können (Goffman 2014: 74). Dies sind zum Beispiel Daten der Lebensgeschichte, Klang der Stimme, Name usw., die das Individuum als Subjekt ausmachen und dadurch von allen anderen Individuen unterscheidbar macht (Goffman 2014: 74). Zudem stellt die persönliche Identität sicher, dass das Ich über verschiedene Situationen hinweg stabil bleibt. Die persönliche Identität ist ein soziales Phänomen, da es als Unterscheidungsmerkmal innerhalb einer Gruppe fungiert. Sie beinhaltet positive, aber auch negative stigmatisierende Merkmale und beruht stets auf Akten sozialer Identifizierung und Zuschreibung (Raab 2008: 77). Ich-Identität bildet sich anhand eines Wechselspiels von sozialer und persönlicher Identität aus. Sie bildet den subjektiven und reflexiven Teil des Selbst (Raab 2008: 78). Beide komplementär wirkenden Identitätstypen sind soziale Produkte, die jedes Individuum im Interaktionsprozess erwirbt (Bamberg 2006: 165). Wie bereits deutlich wurde, sind soziale und persönliche Identität Fremdzuschreibungen. Für ein Individuum ist nun die Ich-Identität „das subjektive Empfinden seiner eigenen Situation und Kontinuität und Eigenart, das ein Individuum allmählich als ein Resultat seiner verschiedenen sozialen Erfahrungen erwirbt und das auf der Verschmelzung beider fremdzugeschriebener Identitäten als reflexiver subjektiver Prozess beruht“ (Goffman 2014: 132). Ich-Identität auf Erikson (2017) basierend ist also das Balancieren zwischen beiden Identitäten. Diese stehen dabei in ständigen Widerstreit zueinander (Krappmann 1971: 30). Eine gelungene Identitätsbalance ist dann vorhanden, wenn das Individuum so wie kein anderer (persönliche Identität) und andererseits wie alle anderen ist (soziale Identität) (Krappmann 1971: 30). Dies äußert sich, wenn sich das Individuum trotz seiner Einzigartigkeit nicht aus der Interaktion bzw. Kommunikation ausschließen und sich gleichzeitig nicht unter die für es bereitgehaltenen sozialen Erwartungen subsumieren lässt (Krappmann 1971: 30).

  4. 4.

    Bohnsack (2012: 127) schlägt den Begriff des Habitus dort vor, wo es sich um (vollständig) inkorporiertes Wissen handelt.

  5. 5.

    Zu Alter als soziale Kategorie siehe weiterführend Wahl und Heyl 2012: 14

  6. 6.

    Auf die Abbildung des Altersbilddiskurses, an dem sich die vorliegende Arbeit orientiert und welcher hin zu jungen Menschen gewendet wird, wird bewusst verzichtet. Es sei nur so viel gesagt, dass im Fachdiskurs zwischen individuellen und kollektiven Altersbildern unterschieden wird. Unter individuellen Altersbildern werden „[…] Vorstellungen und Ideen einer Person von Älteren, vom Alter und Altern – dem eigenen wie dem Alter(n) im Allgemeinen – beschrieben“ (Rossow 2012: 12). Diese Beschreibung impliziert bereits die Unterscheidung zwischen Altersfremd- und Altersselbstbild. In der vorliegenden Arbeit sind die individuellen Altersfremdbilder zentral, da es primär um die Rekonstruktion des Umgangs mit Menschen in anderen Lebensaltern geht. Altersbilder äußern sich im Handeln, in Interaktionen sowie in Verhaltens- und Denkmustern (Rossow 2012: 12) und sind somit rekonstruierbar. Altersbilder sind keine unveränderlichen starren Gebilde. Sie sind stark an historische, kulturelle und soziale Kontexte gebunden und somit nicht zeitlich stabil, sondern im stetigen Wandel (Rossow 2012: 13). Kollektive Altersbilder dagegen sind kollektive Deutungsmuster, die in öffentlichen Diskursen verankert sind (Schenk et al. 2011: 11). Sie sind tradierte Vorstellungen vom Alter(n) bzw. alten Menschen zu einer bestimmten Zeit in einem bestimmten Kulturkreis (Rossow 2012: 12). Weiterführend siehe zum Beispiel: BMFSFJ 2010; Rossow 2012; Staudinger 2012.

  7. 7.

    Ein Vorurteil ist eine ablehnende oder feindselige Haltung gegenüber einer Person oder einer Gruppe einfach deswegen, weil sie dieser Gruppe angehört. Im Wesentlichen sind Vorurteile durch ihre extrem starke Verknüpfung zwischen einer sozialen Kategorie wie zum Beispiel eine ethnische Minderheit und den damit vermeintlichen negativen Eigenschaften und den mit dieser sozialen Kategorie assoziierten affektiven Reaktionen wie zum Beispiel Hass definiert. Es unterscheidet sich von Stereotypen einerseits durch ihren affektiven Gehalt und andererseits durch ihre rein negative Deutungsrichtung (Filipp und Meyer 1999: 56)

  8. 8.

    Der Sozialraum als Aktionsraum meint die Beziehung zwischen physischen Raum und seinen Nutzern, also welche Aktivitäten sich abspielen? Welche Wege gegangen werden, welche nicht (Riege 2007: 378 f.)? Sozialraum als Wahrnehmungsraum nimmt eine starke Subjektperspektive ein. Es wird verhandelt, wer welche Räume wie empfindet und wahrnimmt. (Riege 2007: 379).

  9. 9.

    Dies wurde im für die vorliegende Arbeit notwendigen Maße im Abschnitt 4.1.1 dargelegt.

  10. 10.

    Goffman nimmt dieses Verhalten in der amerikanischen Gesellschaft der 60er Jahre gegenüber Kindern, Bediensteten, Schwarzen und Geisteskranken an (Goffman 2009: 98). Bei angenommenem Desinteresse der Jüngeren aus der Sicht Älterer, ist diese Form auch empirisch vorstellbar, dass eben junge Menschen „keines Blicks würdig sind“ (Goffman 2009: 97).

  11. 11.

    Es sei angemerkt, dass Goffman die Koordinierungsleistungen von Fußgängerströmen detailliert untersucht hat (siehe Goffman 1971): Dies soll jedoch nicht Gegenstand des Erkenntnisinteresses der vorliegenden Arbeit sein.

  12. 12.

    In modernen Gesellschaften sind alle Menschen ungeachtet des Lebensalters meist Angehörige beider pädagogischer Generationen (Höpflinger 1999: 9), da sowohl die Jungen von den Alten lernen also auch die Alten von den Jungen.

  13. 13.

    Jureit (2006: 27) legt dar, dass die Dominanz der Jugendphase in der erlebnisschichtenden Identitätsbildung empirisch nicht haltbar ist und hinsichtlich dieses Aspekts ein wenig tragfähige Theorie darstellt.

  14. 14.

    Mannheim (1927) identifiziert anhand eines Gedankenexperiments fünf Grundphänomene, die allein auf der Tatsache beruhen, dass es Generationen gibt. Anhand der Überlegung was passieren würde, wenn eine Generation ewig lebt macht er folgende fünf Grundpositionen aus. 1. Das stete Neueinsetzen neuer Kulturträger; 2. Den Abgang früherer Kulturträger; 3. Die Tatsache, dass die Träger eines jeweiligen Generationenzusammenhangs nur an einem zeitlich begrenzten Abschnitt des Geschichtsprozesses partizipieren; 4. Die Notwendigkeit des steten Tradierens (Übertragens) der akkumulierten Kulturgüter; 5. Die Kontinuierlichkeit des Generationenwechsels.

  15. 15.

    Schäffer (2012b: 478) legt dar, dass der Alterskohortenbegriff, welcher auf Ryder (1985) zurückgeht, Großgruppen über ihre Eintrittszeitpunkte in einen neuen sozialen Aggregatszustand beschreibt. Der Autor hält fest, dass die Kohortenforschung eine im Wesentlichen Quantitative ist, die zum Beispiel mit Hilfe des AgePeriodCohort-Modells versucht Alters- und Kohorteneffekte zu trennen. Der Generationenbegriff spielt in diesem Forschungsfeld kaum eine Rolle, da er stark von Erfahrungen geprägt ist und somit schwierig zu operationalisieren.

  16. 16.

    Auch der genealogische und wohlfahrtsstaatliche Generationenbegriff weist Bezüge zu Bildern von jungen Menschen auf. Der genealogische Begriff tritt vor allem deshalb gegenüber pädagogischem und historischen-sozialem in den Hintergrund, da die Arbeit vornehmlich auf außerfamiliäre Bilder von jungen Menschen aus der Sicht Älterer angelegt ist.

  17. 17.

    Entwicklungsaufgaben stellen sich in bestimmten Phasen des Lebensverlaufs. Ihre gute Lösung ist eine Voraussetzung dafür, dass spätere Entwicklungsaufgaben ebenso erfolgreich absolviert werden. Es wird zwischen biologischen, soziokulturellen und psychologischen Entwicklungsaufgaben unterschieden (Havighurst 1980).

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Bergholz, A. (2020). Theoretischer Bezugsrahmen. In: Bilder von jungen Menschen aus der Sicht Älterer. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31707-2_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-31707-2_4

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-31706-5

  • Online ISBN: 978-3-658-31707-2

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