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Musikalische Wahrnehmung – ein gesellschaftsverändernder Prozess? Helmut Lachenmanns Konzept musikalischen Hörens im Lichte von Rezeptionstheorie und Musiksoziologie.

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Wahrnehmen als soziale Praxis

Part of the book series: Kunst und Gesellschaft ((KUGE))

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Zusammenfassung

Ausgehend von der Denkfigur, dass musikalische Wahrnehmung die Hörenden zu gesellschaftskritischem Denken anrege, werden die musikästhetischen Schriften des Komponisten Helmut Lachenmann einer diskursanalytisch orientierten Untersuchung unterzogen. Lachenmann geht davon aus, dass eine „Verweigerung des Gewohnten“ in der Musik zu einem veränderten Hören führe, das eine kritische Reflexion nicht nur des Hörens selbst, sondern auch der gesellschaftlichen Wirklichkeit zur Folge habe. Vor dem Hintergrund rezeptionstheoretischer Konzepte wird im Anschluss der Frage nachgegangen, auf welchen „Hörer“ sich Lachenmann in seinen Aussagen zur musikalischen Wahrnehmung konkret bezieht. Als Alternative zu einem werkbasierten Zugang wird schließlich auf das Konzept der affordance eingegangen, das Tia DeNora für die Musiksoziologie fruchtbar gemacht hat und das reale Hörer*innen als musikkulturell Handelnde in den Vordergrund stellt.

Helmut Lachenmanns Konzept musikalischen Hörens im Lichte von Rezeptionstheorie und Musiksoziologie.

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Notes

  1. 1.

    Helmut Lachenmann, Der Materialbegriff in der Neuen Musik, Ms., S. 8; zit. n. Borio 1994, S. 114).

  2. 2.

    „In der Psychoanalyse bestand von Anfang an ein Junktim zwischen Heilen und Forschen, die Erkenntnis brachte den Erfolg, man konnte nicht behandeln, ohne etwas Neues zu erfahren, man gewann keine Aufklärung, ohne ihre wohltätige Wirkung zu erleben“ (Freud 1948, S. 293 f.).

  3. 3.

    „Was an Klingendem oder Nichtklingendem beschworen, verfremdet, zerlegt, entleert, neu geladen, erhitzt, geordnet, organisiert, aufgelöst und ausgelöst wird, erfährt zusammen mit seiner geistigen Durchdringung und expressiven Neubestimmung jene Veredelung, aus der sich der Begriff des Schönen von jeher immer wieder erneuert hat“ (Lachenmann 1994, S. 31).

  4. 4.

    Bei John Butt und Nikolaus Bacht ist der Begriff etwa an konkrete historische Publika gebunden, während er bei Iser gerade auf die überzeitliche Verständlichkeit von Werken zielt (Butt 2010, passim; Bacht 2017, passim).

  5. 5.

    Zum Ausschluss weiblicher Hörer*innen siehe Sofer 2017, S. 127.

  6. 6.

    Mit „sonic“ oder „aestetic ecology“ meint DeNora jenes Geflecht aus Menschen, Dingen und Einstellungen, in dem sich musikalische Praxis vollzieht (DeNora 2011, S. xi). Den Ökologiebegriff entlehnt DeNora ebenfalls von Gibson, vgl. Gibson 1982, passim.

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Dražić, L. (2021). Musikalische Wahrnehmung – ein gesellschaftsverändernder Prozess? Helmut Lachenmanns Konzept musikalischen Hörens im Lichte von Rezeptionstheorie und Musiksoziologie.. In: Schürkmann, C., Zahner, N.T. (eds) Wahrnehmen als soziale Praxis. Kunst und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31641-9_5

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