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„Du, es regnet nicht mehr.“ Kommunikative Aushandlung von Identität

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Kommunikationsmacht

Part of the book series: Wissen, Kommunikation und Gesellschaft ((WISSEN))

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Zusammenfassung

Es ist schon einige Jahrzehnte her, dass ich mit einem befreundeten Pärchen im Auto nach Kassel fuhr. Das Auto war ein (fast) neuer Golf GTI und war der ganze Stolz von Peter, einem 30-jährigen Gymnasiallehrer. Peter lebte mit vier Freunden in einer Wohngemeinschaft, die sich selbst für alternativ hielt. In einer Kleinstadt im Ruhrgebiet unterrichtete er die Fächer Deutsch und Englisch. Peter saß heute auf dem Beifahrersitz, wohl deshalb, weil er gestern Abend auf einer Party zu viel getrunken hatte. Am Steuer saß Susanne, die im Ruhrgebiet Soziologie studierte, 22 Jahre alt war und bei ihrer geschiedenen Mutter lebte. Peter und Susanne waren seit anderthalb Jahren ein Paar. Ich war der Dritte im Wagen, angehender Kommunikationswissenschaftler, saß auf der Rückbank und konnte alles Weitere gut hören und sehen.

Durch Worte kann ein Mensch den anderen selig machen oder zur Verzweiflung treiben

Freud 1969: 43

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Notes

  1. 1.

    Dieses Kapitel ist in fast gleicher Form bereits in Schnettler et al. 2018 erschienen (siehe Reichertz 2018).

  2. 2.

    Ein weiterer, ganz wesentlicher Unterschied ist, dass Schulz von Thun den Satz von der bereits grünen Ampel fast kontextfrei präsentiert – so als würde der Satz von selbst verständlich sein. Statt über den Einzelfall zu berichten, ruft er eine (aus den Medien bekannte) Hintergrundfolie einer typischen Situation auf, in der ein besserwisserischer Mann seiner Frau ‚dezent‘ einen Hinweis für ihr weiteres Handeln geben will. Die besondere Bedeutung dieses ‚dezenten‘ Hinweises würde jedoch nur dann erkennbar, wenn man das Verhältnis der beiden zueinander kennen würde, wenn man also rekonstruieren könnte, welche Bedeutung diese Äußerung im Rahmen ihrer Beziehungsgeschichte hat.

    Hier folge ich Wittgensteins Feststellung: „‚Es gibt keinen alleinstehenden Satz.‘ Denn was ich ‚Satz‘ nenne, ist eine Spielstellung in einer Sprache.“ (Wittgenstein 1973: 172). Die Bedeutung eines Spielzuges kann ich nur verstehen, wenn ich die bisherige Spielstellung und die durch den Spielzug veränderte Lage des Spiels erkenne. Die Veränderung der Spielsituation ist die Bedeutung des Spielzugs. Oder: „Der Sinn des Satzes ist sein Zweck.“ (Wittgenstein 1981: 59).

  3. 3.

    Zum Konzept des Kommunikativen Konstruktivismus siehe Abschn. 3.3.

  4. 4.

    Nun ist es an Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, diese Antwort zu deuten. Und wenn Sie schon einmal dabei sind, könnten Sie versuchen, sich in die Lage von Peter und Susanne zu versetzen und Antworten zu formulieren: Was hätten Sie mit Peters Worten zum Ende des Regens getan und welche Folgen wären dann zu erwarten gewesen? Und was hätte Peter sagen können, ohne Susanne zu verletzen? Wäre die als Bitte intonierte Äußerung: „Mach doch bitte die Scheibenwischer aus. Das Kratzen stört mich.“ wirklich besser gewesen? Und falls ja – in welcher Hinsicht?

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© 2024 Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature

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Reichertz, J. (2024). „Du, es regnet nicht mehr.“ Kommunikative Aushandlung von Identität. In: Kommunikationsmacht. Wissen, Kommunikation und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31635-8_2

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-31634-1

  • Online ISBN: 978-3-658-31635-8

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