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Energieeffizienz – die große Schwester der erneuerbaren Energien

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Zusammenfassung

Als der Ingenieur Dr. Werner Kleinkauf 1971 bei einer Diskussion Kritik an der Nutzung der Kernenergie äußerte und auf das ungelöste Problem der radioaktiven Reststoffe verwies, bot ihm der damalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DFVLR) Prof. Dr. Hermann L. Jordan an, sich doch mit erneuerbaren Energien zu befassen. Damals hießen sie noch nichtnukleare, nichtfossile Energien. Kleinkauf, bis dahin Programmleiter für Satellitenenergietechnik, nahm das Angebot an und gründete 1972 in der DFVLR Stuttgart die erste außeruniversitäre Abteilung für Forschung und Entwicklung erneuerbarer Energien in Deutschland. Diese Abteilung war in den folgenden Jahrzehnten Ausgangspunkt für viele Aktivitäten auf diesem neuen Forschungsgebiet in der Bundesrepublik. Sie wurde darüber hinaus zur Keimzelle für neue Institute, die später die Forschung und Entwicklung der erneuerbaren Energien in Deutschland maßgeblich vorantreiben sollten. Kleinkauf, als kreativer Kopf bekannt, sah die neue Aufgabe als eine riesige Chance, wissenschaftliches Neuland zu betreten in einer Zeit, als das Umweltbewusstsein in Deutschland einen ersten Höhepunkt erreicht hatte. Als Reaktion auf Proteste gegen das Atomforschungsprogramm 1973 wurde im Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) das Referat Nichtnukleare Energieforschung gegründet und beschlossen, erstmalig neben dem Atomforschungs- auch ein allgemeines Energieforschungsprogramm aufzulegen. Ein halbes Jahr später brach die erste Ölkrise über die zunehmend energiehungrige westliche Welt herein. Sie wirkte stark beschleunigend auf die Entwicklung des geplanten Energieforschungsprogramms des BMFT. Im gleichen Jahr gab das Ministerium eine Programmstudie zum Thema erneuerbare Energien in Auftrag, um die sich diejenigen DFVLR-Mitarbeiter bewarben, die später den Bereich „Energetik“ gründen sollten.

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Notes

  1. 1.

    Werner Kleinkauf im Interview mit Gerd Stadermann am 09. Juli 2014.

  2. 2.

    Die DFVLR mit mehreren Standorten wurde 1989 in Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) umbenannt.

  3. 3.

    An der Universität Stuttgart gab es bereits seit 1970 am Institut für Elektronische Physik (IPE) unter der Leitung von Prof. Dr. Werner Bloss Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet der Photovoltaik (siehe Kap. 5).

  4. 4.

    Am 24. Nov. 1969 erschien im Spiegel eine apokalyptische Prognose „Wir sind dabei den Planeten zu ermorden: 1979“ und am 5. Okt. 1970 die Titelstory „Morgen kam gestern“. Diese Artikel trugen zu einem rasch anwachsenden Umweltbewusstsein in Deutschland bei.

  5. 5.

    Horst Ehmke war der 1. Minister des 1972 neu gegründeten Bundesministeriums für Forschung und Technologie (BMFT). Er bekleidete das Amt von 1972 bis zum 7. Mai 1974 – 2 Tage nach dem Rücktritt von Willy Brandt.

  6. 6.

    Helmut Klein im Interview mit Gerd Stadermann am 20. März 2015.

  7. 7.

    Prof. Dr. Hans-Werner Schock im Interview mit Gerd Stadermann am 1. November 2016.

  8. 8.

    Volker Hauff hatte bereits 1977 als Parlamentarischer Staatssekretär unter Forschungsminister Hans Matthöfer an einer Zusammenlegung der beiden Forschungsprogramme gearbeitet.

  9. 9.

    Der Autor konnte nicht festgestellt werden.

  10. 10.

    Helmut Klein im Interview mit Gerd Stadermann am 20. März 2015.

  11. 11.

    Das Erste Energieforschungsprogramm in der Bundesrepublik gilt auch als ein Startschuss für die Gründung der International Energy Agency, IEA, in Paris. Von 1974–1978 leitete Schmidt-Küster das Komitee für Energieforschung und -entwicklung der IEA. Er ist Anfang 2016 verstorben.

  12. 12.

    In Ispra (Italien) befinden sich Einrichtungen der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) der Europäischen Kommission (https://ec.europa.eu/jrc/en, 21.04.2019).

  13. 13.

    Lehner war von der Plasmaphysik der Max-Planck-Gesellschaft zur Solarenergieforschung an die Universität „konvertiert“.

  14. 14.

    Helmut Klein im Interview mit Gerd Stadermann am 20. März 2015.

  15. 15.

    Ebenda.

  16. 16.

    Helmut Klein im Interview mit Gerd Stadermann am 20. März 2015.

  17. 17.

    Ebenda.

  18. 18.

    Stewart Udall gilt als ein Vorreiter der Umweltpolitik in den USA. Er schrieb das Buch „The Quiet Crisis“ zur Umweltpolitik, es erschien 1963 in Reaktion auf Rachel Carsons „Silent Spring“ von 1962 (siehe unten).

  19. 19.

    Helmut Klein im Interview mit Gerd Stadermann am 20. März 2015.

  20. 20.

    Ebenda.

  21. 21.

    Die Arbeitsgruppe AUGE wurde von Meyer-Abich geleitet.

  22. 22.

    Dr. Hans-Jochen Luhmann im Interview mit Gerd Stadermann am 9. Oktober 2014.

  23. 23.

    5000 GJ = 1400 MWh.

  24. 24.

    Helmut Klein im Interview mit Gerd Stadermann am 20. März 2015.

  25. 25.

    SNG = Synthetic Natural Gas.

  26. 26.

    Exergie bezeichnet den Teil der Gesamtenergie eines Systems, der Arbeit verrichten kann.

  27. 27.

    Das natürliche Sonnenlicht kann mit Hilfe von Photokatalysatoren, die die Lichtquanten absorbieren, zur Zerlegung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff herangezogen werden. Dabei kommen drei Arten von Photokatalysatoren in Frage: anorganische Halbleiterverbindungen, Salze spezieller Metalle in wässriger Lösung und Biofarbstoffe (Photosynthese).

  28. 28.

    Der Rebound Effekt bewirkt, das Finanzmittel, die durch Energieeinsparungen frei werden, zu einem erhöhten Konsum führen.

  29. 29.

    Im ersten Teilprogramm „Nichtfossile, nichtnukleare Primärenergie“ sind auch die erneuerbaren Energien enthalten, ohne dass sie, wie damals üblich, beim Namen genannt werden.

  30. 30.

    Sonnenenergie wird in der Studie nur in ihrer damals so genannten passiven Nutzung berücksichtigt.

  31. 31.

    Least Cost Planning (LCP) – Minimalkostenplanung ist ein Instrument der ökologieorientierten Kostenrechnung, welches vor allem im Bereich der Energiedienstleistungen Anwendung findet (Wikipedia, 10.01.2020).

  32. 32.

    Helmut Klein im Interview mit Gerd Stadermann am 20. März 2015.

  33. 33.

    1 Million Tonnen Steinkohleneinheit (SKE) entsprechen 8,14 Terrawattstunden (TWh) 52,58 TWh.

  34. 34.

    Helmut Klein im Interview mit Gerd Stadermann am 20. März 2015.

  35. 35.

    Ebenda.

  36. 36.

    Die Fernwärmeschiene Ruhr wurde später mit der des Niederrheins verbunden. Seit 2016 wird die Fernwärmeschiene Rhein-Ruhr (FWSRR) mit EU-Geldern weiter ausgebaut.

  37. 37.

    Unter dem Lock-in-Effekt versteht man in der Betriebswirtschaft eine Art Abhängigkeitsverhältnis, das es erschwert, ein Produkt oder den Anbieter zu wechseln.

  38. 38.

    Damals gab es unter den Wirtschaftstheoretikern große Befürchtungen vor einer Inflation, die auch durch die wachsenden Erdölpreise angetrieben wurde. Sie stieg in Deutschland zum Beispiel im Jahre 1973 auf fast 8 %. Daher schien eine Verstärkung des Wettbewerbs ein naheliegendes Gegenmittel zu sein.

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  16. Ebenda, S. 243.

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  17. Ebenda, S. 114.

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  18. Ebenda, S. 294.

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  24. Ebenda, S. 186.

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  25. Ebenda, S. 3.

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  26. Klaus Wahl, Werner Tanner: Auf dem Wege zu neuen Energiesystemen, BMFT, Bonn 1975, Teil VI, S. 3.

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  27. Ebenda, S. 43.

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  28. Klaus Wahl, Werner Tanner: Auf dem Wege zu neuen Energiesystemen, BMFT, Bonn 1975, Teil I, S. 2.

    Google Scholar 

  29. Ebenda, Teil II, S. 213, S. 214.

    Google Scholar 

  30. Ebenda, Teil VI: Vergleichende Gegenüberstellung ausgewählter Energieträger, S. 2.

    Google Scholar 

  31. Klaus Wahl, Werner Tanner: Auf dem Wege zu neuen Energiesystem, BMFT, Bonn 1975, Teil VI, S. 11.

    Google Scholar 

  32. Ebenda, Teil III, Zusammenfassung.

    Google Scholar 

  33. Ebenda, Teil III, S. 106.

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  34. Ebenda, Teil VI, S. 15.

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  36. Klaus Wahl, Werner Tanner: Auf dem Wege zu neuen Energiesystem, BMFT, Bonn 1975, Teil VI, S. 21.

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  37. Klaus Wahl, Werner Tanner: Auf dem Wege zu neuen Energiesystemen, BMFT, Bonn 1975, Teil I, S. 22.

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  38. Klaus Michael Meyer-Abich (Hrsg.): Energieeinsparung als neue Energiequelle, München 1979, S. 30.

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  39. Ebenda, S. 29.

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  40. Ebenda, S. 28.

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  43. Klaus M. Meyer-Abich (Hrsg.): Energieeinsparung als neue Energiequelle, München 1979, S. 37.

    Google Scholar 

  44. Ebenda, S. 39.

    Google Scholar 

  45. Ebenda, S. 93.

    Google Scholar 

  46. Ebenda, S. 36.

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  47. Ebenda, S. 40.

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  49. Klaus Michael Meyer-Abich (Hrsg.): Energieeinsparung als neue Energiequelle, München 1979, S. 43.

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  50. Ebenda, S. 31.

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Stadermann, G. (2021). Energieeffizienz – die große Schwester der erneuerbaren Energien. In: Das Notwendige möglich machen. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31588-7_3

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