Zusammenfassung
Organisationen der Wohlfahrtsproduktion unterliegen seit etwa den 1990er Jahren einer Modernisierung, die Befürworter wie Kritiker als Ökonomisierung beschreiben. Neben Privatisierungen sind mit Ökonomisierung Steuerungs- und Bewertungstechniken gemeint (u. a. Kennziffernsteuerung und Controlling), die das Handeln und Verhalten der Beschäftigten dieser Organisationen marktlich ausrichten sollen. Jüngere Forschungen (z. B. von Graeber) sehen darin jedoch eher Bürokratisierungseffekte als Ökonomisierungsdynamiken. Vor diesem Hintergrund geht der Beitrag auf der Basis ethnographischer Daten, die in einer exemplarischen Organisation erhoben wurden, der Frage nach, ob und inwieweit im Alltag des staatlichen Vollzugs eine Ökonomisierung des Verwaltungshandelns nachzuweisen ist.
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Notes
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Um es an einem Beispiel klar zu machen: Nur weil ein Verwaltungsfachangestellter behauptet, er behandle seine Klienten gemäß Anweisung als Kunden und er selbst verstünde sich als unternehmerischer Dienstleister, heißt dies noch lange nicht, dass er in je konkreten Interaktionssituationen genau so und nicht anders agiert, oder dass gar die Anweisung, an der er sein Handeln ausrichtet, in eben jenem Sinne funktioniert.
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Auch wurden von Durkheim damit schon die Probleme gesellschaftlicher Steuerung erklärt (vgl. dazu u. a. prägnant Durkheim 1992, S. 428 f.).
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Dieses Verständnis lässt sich auch mit Bourdieus Überlegung, die theologische Entität des Staats auf „staatliche Akte“ zurückzuführen, in Einklang bringen (Bourdieu 2017, S. 31 ff.).
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Auch Schmidtke rekonstruiert, im Groben diesen Dimensionen entsprechend, drei „Deutungsschemata des Staates“: verwaltungsstaatlich, bürgerstaatlich, gesetzesstaatlich (Schmidtke 2018, S. 201 f.; Hervorh. i. Orig.).
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Gottwald, M., Klemm, M. (2021). Bewirken manageriale Bewertungstechniken eine Ökonomisierung des Verwaltungshandelns? Eine „staatsmethodologische“ Rekonstruktion. In: Meier, F., Peetz, T. (eds) Organisation und Bewertung. Organisationssoziologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31549-8_14
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