Zusammenfassung
Ohne Berücksichtigung sozialer Milieus werden Erklärungen von Verbraucherverhalten unvollständig bleiben. Vor diesem Hintergrund blicken wir auf Leben und Werk eines Klassikers der Moderne: Georg Simmel. Aus seinem überbordenden Gesamtwerk wird in diesem Aufsatz vor allem seine Philosophie der Mode vorgestellt. Wir untersuchen, welche Anregungen heute, da „Fast Fashion“ merklich zu Umweltbelastung und Ressourcenverschwendung beiträgt, aus Simmels Essay zu schöpfen wären. Sein qualitatives Modell wird um quantitative Simulationsrechnungen ergänzt. Ableitbar ist, dass die Schönheit der Dinge dazu beitragen könnte, Modewellen zu verlangsamen und zu dämpfen. Der Begriff der Schönheit führt uns zu Simmels Beiträgen zur neukantianischen Ästhetik. Deren dialektischer Charakter lässt sie aber nur begrenzt tauglich scheinen, von der „Fast“ Fashion zu einer nachhaltigeren „Slow“ Fashion zu gelangen. Die Dialektik sozialer Systeme ist aus anderer Sicht aber durchaus auch zu begrüßen. Je schwächer die determinierenden Anteile im sozialen System, desto mehr Hoffnung verbleibt für die individuelle Freiheit, auch in einer Zukunft, die von der Thesaurierung sozialer Daten geprägt sein dürfte.
Für Klaus Christian Köhnke 1953–2013
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Hufnagel, R. (2021). Georg Simmel: Mode und Schönheit. In: Piorkowsky, MB., Kollmann, K. (eds) Eigensinnige und unorthodoxe Vordenker für eine Kritische Konsumtheorie. Kritische Verbraucherforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31537-5_7
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