Zusammenfassung
Was Geld ist, wie Geld entsteht und wie der Wert des Geldes erhalten bleibt oder verloren geht – das sind drei miteinander in Bezug stehende Fragen, die Geoffrey Ingham in The Nature of Money zu beantworten versucht. Seine These lautet: Geld kann nur in Bezug zu Kredit verstanden werden. Modernes Geld ist im Wesentlichen Kreditgeld: „all credit is money“ (S. 72); oder genauer gesagt: Geld ist und entsteht durch Kredit.
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Notes
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Allerdings ist nach Ingham (S. 72 ff.) nicht aller Kredit Geld.
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Die Frage nach der Entstehung des Geldes ist in der Geldsoziologie durchaus umstritten (siehe Ganßmann 2012, S. 79). Die Kritik lautet, dass es sehr unterschiedliche historische Befunde gibt, die eine Vielzahl theoretischer Deutungen zulassen. Die historische Methode sei deshalb nichts weiter als eine Projektion gegenwärtiger theoretischer Argumente in die Geschichte hinein. Ingham (S. 42) hingegen zeigt bei seiner Darstellung historischer Debatten zur Geldtheorie und -politik, dass teilweise ein- und dieselben theoretischen Argumente verwendet werden, um sehr unterschiedliche geldpolitische Schlüsse daraus zu ziehen. Gleichzeitig räumt er ein, dass die historischen und archäologischen Quellen zwar mangelhaft sind, doch die Evidenz des vorhandenen Materials für die These eines abstrakten, nicht-materiellen „money of account“ und gegen ökonomische oder soziologische Tauschtheorien der Entstehung des Geldes spricht, die das Geld vordergründig als (substanzielles oder symbolisches) Medium fassen.
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In diesem Sinne entwirft Ingham (S. 150 ff.) eine dynamische Theorie der kapitalistischen Entwicklung, die vordergründig auf dem Konflikt zwischen Gläubigern und Schuldnern aufbaut und nicht wie in der Marxschen Tradition auf dem zwischen (produktivem) Kapital und Arbeit.
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Ingham unterscheidet zwischen ökonomischer „Orthodoxie“ bzw. dem „Mainstream“ der Ökonomik einerseits und „heterodoxer“ Ökonomik andererseits. Das zentrale Unterscheidungskriterium ist, insofern ökonomische Ansätze gegenüber einer historischen Methode offen sind.
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Es fällt auf, dass Keynesʼ General Theory von Ingham nur peripher beachtet wird. In zentralen Punkten der Geldtheorie, so Ingham, zeigt ein frühes Manuskript der General Theory im Vergleich zur schlussendlich veröffentlichten Ausgabe erhebliche Differenzen. Insbesondere kann aus der (gedruckten) Version das Axiom einer langfristigen Neutralität des Geldes abgeleitet werden (S. 52 ff.). Diese Möglichkeit ist laut Ingham ein Kompromiss, den Keynes bewusst einging, um eine gewisse Anschlussfähigkeit an die vorherrschende „orthodoxe“ Geldtheorie aufrechtzuerhalten. Darauf aufbauend ergaben sich dann auch ganz unterschiedliche Positionen innerhalb des „Post-Keynesianismus“ (siehe Lavoie 1984).
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Das Werk wurde erst nach Schumpeters Tod veröffentlicht. Ingham (S. ix) bezeichnet es als „unerreicht“, als einen Leitfaden für die Geschichte der ökonomischen Analyse des Geldes.
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Jakelja, L. (2021). Geoffrey Ingham: The Nature of Money. In: Kraemer, K., Brugger, F. (eds) Schlüsselwerke der Wirtschaftssoziologie. Wirtschaft + Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31439-2_49
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