Zusammenfassung
Wissenschaftliche sowie auch politische Auseinandersetzungen um Migration sowie die faktischen und imaginierten Auswirkungen auf die Gesellschaft Deutschlands scheinen im aktuellen bundesdeutschen Diskurs allgegenwärtig. So unterschiedlich und vielfältig die Zugänge, die wissenschaftlichen Disziplinen und auch die politischen Bezugnahmen auf Migration auf den ersten Blick erscheinen mögen, eins vereint sie: Die unhinterfragte Dominanz der weißen mehrheitsgesellschaftlichen Perspektive auf ‚die Anderen‘ und die an sie gerichteten gesellschaftlichen Integrationsforderungen.
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Notes
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In der Auseinandersetzung mit migrationsspezifischen Phänomenen ergibt sich die Herausforderung der Bezeichnungs- und Benennungspraktiken, da diese im Kontext von Migration ausgehend von einer konstituierten Norm für differenzproduzierende Fremdbezeichnungen für Gruppen verwendet werden, die als ‚Andere‘ und/oder nicht Zugehörige konstruiert werden. So wird in der vorliegenden Arbeit auf das Konzept der ‚Zuwanderungsgeschichte‘ verwiesen, das synonym entlang der Kriterien des ‚Migrationshintergrundes‘ verwendet wird (vgl. Integrationsmonitoring der Länder ohne Datum); jedoch deutlicher auf die Historizität der Migration verweist, die nicht eine selbsterfahre Migrationserfahrung bedeutet. Dies Bezeichnung ist jedoch ebenso zu problematisieren, da sie einerseits die (Re-)Produktion von sozial konstruierter Besonderung und Differenz über Generationen hinweg vollzieht sowie andererseits nicht zwingend auf die Lebensrealitäten von rassifizierten Menschen verweist. Gleichermaßen wird in diesem Kontext auf das Konzept referiert, um den aktuellen Diskurs abbilden zu können und die Forschungsergebnisse an diesen anbinden zu können. Der Bezugsrahmen dieser Kategorie ist somit weniger ein biologistisch-essentialisierendes Verständnis, sondern vielmehr das Verständnis einer sozialen Differenzkonstruktion im Sinne von doing race (vgl. Moya und Markus 2010), die sich auf nicht-weiße Personen bezieht. Durch die Verwendung von einfachen Anführungsstrichen erfolgt in diesem Rahmen ein distanzierender Hinweis auf den Konstruktionscharakter von Begriffen und Konzepten. So werden darüber hinaus die Bezeichnungen Schwarz und weiß – entgegen einer Biologisierung – als politische Kategorien gefasst, die unterschiedliche Lebensrealitäten in Form von einerseits Unterdrückungserfahrungen oder andererseits Privilegien zentral setzen (vgl. Rommelspacher 1998). Als alternative Bezeichnungsform stellt people of color hingegen den geteilten Erfahrungsraum nicht-weißer Personen in den Fokus, die aufgrund ihrer persönlichen Betroffenheit mit Rassismus über negatives rassistisches Kapital verfügen (vgl. Ha 2007b, Arndt 2015, S. 21).
- 2.
Während die Analyse dieser Praxis aus rassismuskritischer Perspektive eindeutig erscheint, wurde diese Handlungsweise im öffentlichen Diskurs sehr kontrovers diskutiert und bewertet. Das Bewertungssprektrum des Aufnahmestops für Personen ohne deutsche Staatsbürgerschaft reichte dabei von der Klassifizierung als Rassismus bis zur vehementen Zurückweisung von Rassismus (Der Tagesspiegel 2018).
- 3.
Die Wirkmächtigkeit von Diskriminierungsmechanismen bezieht sich dabei aus einer intersektionalen Perspektive auf Dimensionen, wie unter anderem race, class und gender, indem diese Differenzlinien verwoben auftreten und auf der Grundlage sozialgesellschaftlicher Ungleichheitslagerungen spezifische Wechselwirkungen miteinander eingehen (vgl. u. a. Spindler 2006 zu race und gender). In dem Bewusstsein um weitere bedeutende Differenzkategorien, wie beispielsweise ability, sexuelle Orientierung oder Alter, fokussiert die vorliegende Forschung insbesondere auf die Dimensionen race, class und gender. Dabei wird race als zentrale Differenzlinie gesetzt, während gleichermaßen weitere Ungleichheitsdimensionen Berücksichtigung finden, wenn sie mit der Kategorie race verwoben auftreten.
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Karabulut, A. (2020). Das Integrationsdispositiv als Dethematisierungsstrategie von strukturellem Rassismus. In: Rassismuserfahrungen von Schüler*innen. Pädagogische Professionalität und Migrationsdiskurse. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31181-0_1
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