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Mutterschaft – Freundschaft – Wissenschaft

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Mutterschaft und Wissenschaft
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Zusammenfassung

Immer, wenn eine Freundin schwanger wird, möchte ich mich gerne unbändig mit ihr freuen. Doch ich kann nicht. Ich bemühe mich, die Fassade nach außen hin zu wahren, doch innerlich spüre ich Trauer, Verlust und Neid. Das Mutterwerden meiner Freundin ist bedrohlich für mich. Zukünftig werde ich kaum noch Platz in ihrem Leben finden. Stattdessen werden wir uns auseinanderleben. Das geschieht dadurch, dass sich die Ziele, Interessen und Aktivitäten der zukünftigen Mutter so stark verändern, dass wir kaum noch gemeinsame Gesprächsgrundlagen oder gemeinsamen Zeitfenster finden werden.

Im Zentrum dieses Beitrags steht das Unbehagen, das mich befällt, wenn eine gute Freundin schwanger wird; ein Unbehagen, das ich nicht verstehe und nur schwer aushalte. Für dieses Gefühl spielt mein eigenes Nichtmuttersein eine entscheidende Rolle. Ich bin Mitte dreißig und Wissenschaftlerin. Ich fliege um die Welt, kein Tag gleicht dem anderen. Viele Abende verbringe ich mit Arbeit oder Freund*innen. Sie sind meine engsten Vertrauten und treuen Wegbegleiter. Im Kontrast dazu habe ich zu meinen Eltern lediglich ein distanziert freundliches Verhältnis. Ob ich Kinder möchte oder nicht, weiß ich nicht.

Darüber hinaus gibt es noch andere Aspekte, die in das komplexe Gefühl des Unbehagens über Mutterschaft hineinspielen. Was genau macht dieses Unbehagen aus und wo kommt es her? Und wie verstärkt die Wissenschaft als patriarchales System solche emotionalen Verschiebungen? Um diesen Fragen nachzugehen, verbinde ich in diesem Beitrag Beschreibungen von Alltagssituationen mit Introspektiven, die nach Ursachen und Wirkungen forschen.

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Notes

  1. 1.

    Ich spreche hier ausdrücklich von Freundinnen, da sich das Mutterwerden und Muttersein doch leider immer noch in seiner gesellschaftlichen Rolle vom Vatersein unterscheidet. Auch habe ich keine guten Freunde, die Väter sind, und verhandle daher das Thema hier in der weiblichen Form.

  2. 2.

    Der Klassiker zur gesellschaftlichen Konstruktion der Mutterrolle ist Simone de Beauvoirs (2000) „Das andere Geschlecht“. Elisabeth Badinter (2010) wehrt sich gegen die Degradierung von Frauen zu Müttern in „Der Konflikt“. Intensiv besprochen in Deutschland ist Orna Donaths (2016) „Bedauern der Mutterschaft“, in dem die Autorin zeigt, dass nicht alle Frauen in der Mutterschaft Erfüllung finden.

  3. 3.

    Hier spielt natürlich auch immer die Frage nach den Vätern und ihre Rolle in der Elternschaft eine Rolle. Wie von meiner Kollegin angedeutet, hat sie es nur so weit gebracht, weil ihr Mann die Sorgearbeit übernommen hat. Allzu oft sehe ich diese Arbeitsverteilung jedoch nicht – was mich frustriert und demotiviert. Auch frustriert es mich, dass Frauen sich offensichtlich immer noch zwischen Kindern und Karriere entscheiden müssen.

  4. 4.

    Ein aufschlussreicher und kurz gefasster Bericht hierzu ist Ingegard Schäuble und Karin Schreifeldt (2007) Bericht „Karrieremuster von Frauen an Universitäten“. Barbara Schaeffer-Hegel (1996) erklärt in ihrem Buch „Säulen des Patriachats“, wie patriarchale Machtstrukturen in der Wissenschaft das Rollenbild von Frauen formen.

  5. 5.

    Einen gewissen ironischen Unterton kann ich an dieser Stelle leider nicht vermeiden. Tatsächlich wünschte ich, es gäbe 50 % Professorinnen; so wie es auch 50 % Studentinnen in der Architektur und Urbanistik gibt (Bauhaus-Universität Weimar 2019, o. S.).

  6. 6.

    Jochen König (2015) schreibt bspw. in „Mama, Papa, Kind?“ persönlich und die gesellschaftlichen Verhältnisse reflektierend über seine Co-Elternschaft. Ich habe mir für diesen Sommer vorgenommen „Motherhood“ von Sheila Heti (2018) zu lesen. Ihre Protagonistin entscheidet sich dafür, ein Kunstwerk zu schaffen statt ein Kind zu bekommen.

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Baron, N. (2020). Mutterschaft – Freundschaft – Wissenschaft. In: Czerney, S., Eckert, L., Martin, S. (eds) Mutterschaft und Wissenschaft. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-30932-9_10

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  • Publisher Name: Springer, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-30931-2

  • Online ISBN: 978-3-658-30932-9

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