Zusammenfassung
Sezessionen im Sport finden sowohl politisch-territorial als auch organisatorisch-ökonomisch statt. Im ersten Fall werden nach einer territorialen Abspaltung auch die jeweiligen Sportverbände getrennt. Im zweiten spalten sich Verbände oder Ligen aus ökonomischen Gründen, z. B. um die Vermarktungschancen zu erhöhen, voneinander ab. Dieser Beitrag beleuchtet beide Fälle und diskutiert insbesondere Rival Leagues und Breakaway Leagues als Formen organisatorisch-ökonomischer Abspaltungen. Dabei werden Chancen und Risiken von erfolgten (z. B. die Premier League) und geplanten (z. B. die European Super League) Sezessionsvorhaben sportökonomisch analysiert.
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Notes
- 1.
Die informelle Bezeichnung „Gemeinschaft unabhängiger Staaten“, die für das Team auch genutzt wurde, ist nicht ganz korrekt, da Georgien (Teil des olympischen Teams) erst 1993 der GUS beitrat.
- 2.
Einige Verbände (wie z. B. der kroatische Fußballverband) existierten bereits vor der Gründung der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
- 3.
Ein ähnliches Beispiel für eine Sezession, die trotz Verkleinerung der Nachfolgestaaten positive Kräfte im Sport freisetzt, stellt die Teilung der Tschechoslowakei dar. So konnten sich in den beiden populärsten Sportarten, Fußball und Eishockey, mit Tschechien und der Slowakei zwei Nachfolgeteams international etablieren. Im Eishockey konnten sogar schon beide Nachfolgestaaten jeweils den Weltmeistertitel erringen.
- 4.
So beklagte sich bspw. der Gründer des „Front National“, Jean-Marie Le Pen, wiederholt darüber, dass in der ethnisch sehr bunten französischen Nationalmannschaft, auch in der Weltmeisterelf von 1998, ziemlich wenige Franzosen zu finden seien und dass diese so nicht repräsentativ für die französische Gesellschaft sei (Fifield 2006). Heute gibt es zunehmend Beispiele von auch sehr guten Spielern, die sich für die Auswahl ihrer Herkunftsländer entscheiden, so wie jüngst der in Frankreich geborene Riyad Mahrez, der sich 2014 für die algerische Nationalmannschaft entschied.
- 5.
Unmittelbar vor dem Finale des Europapokals der Landesmeister 1985 im Brüsseler Heysel-Stadion hatten Fans des FC Liverpool einen Zuschauerblock des gegnerischen Teams Juventus Turin gestürmt. In den darauffolgenden gewalttätigen Auseinandersetzungen starben 39 Menschen. Die UEFA sperrte als Reaktion darauf alle englischen Klubmannschaften für fünf Jahre in allen europäischen Wettbewerben.
- 6.
Als Taylor-Report (Taylor 1990) bezeichnet man den Bericht einer Untersuchungskommission unter Führung des späteren „Lord Chief Justice“, Baron Taylor of Gosforth zur Aufklärung einer weiteren Hooligan-Katastrophe, nämlich der Ereignisse im Hillsborough-Stadion in Sheffield, die am 15. April 1989 insgesamt 96 Menschen das Leben kosteten. Unter anderen wurde im Nachgang des Berichts von der britischen Regierung beschlossen, die Spielstätten zu reinen Fußballstadien umzubauen und schrittweise die Stehplätze abzuschaffen. Diese Forderung wurde später von der Premier League zur Lizensierungsvoraussetzung erhoben.
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Rebeggiani, L., Drewes, M. (2021). Sezessionen im Sport. In: Bergbauer, H., Mann, G. (eds) Neugestaltung der Staatenwelt im 21. Jahrhundert. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-30854-4_19
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