Zusammenfassung
Welche Dinge stehen zwischen Kindheit und Jugend? Welche Bedeutung werden welchen Gegenständen im Rahmen eines zunehmend selbstbestimmten Lebensentwurfs von Jugendlichen zugeschrieben? Für die Beantwortung dieser Fragen stehen im Beitrag jene Übergänge im Mittelpunkt, die Kindheits- und Jugendperspektiven institutionell ordnen. Inobhutnahmen und Selbstmeldungen von Jugendlichen bei Jugendämtern und Schutzeinrichtungen zielen auf die Abwehr familialer Gefährdungen bzw. sind Reaktionen auf kritische Lebensereignisse in Familien. Anderseits sind sie auch ihr Gegenteil: eine Form individueller Selbstbehauptung, die es Jugendlichen ermöglicht, im Rahmen der Jugendhilfe Übergangsprozesse eines gelingenden Aufwachsens aktiv zu gestalten und einzufordern. Welche Bedeutung Dinge im biografischen Erinnern besitzen und inwiefern Jugendliche zur Markierung dieser Übergänge auf konkrete Gegenstände zurückgreifen, sind Fragen, die im Beitrag explorativ am Beispiel einer jugendlichen Selbstmelderin ausgelotet werden. Methodologisch wird im Beitrag davon ausgegangen, dass in der biografischen Erfahrungsaufschichtung Dinge zu Symbolen des Übergangs werden.
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Der Name der Jugendlichen wurde anonymisiert und alle inhaltlichen Bezüge, die eine Zurückführung auf Personen und Einrichtungen möglich machen, der Analyse vorenthalten.
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Franzheld, T. (2021). Dinge des Übergangs bei Selbstmeldungen in der Kinder- und Jugendhilfe. In: Götte, P., Waburg, W. (eds) Den Dingen auf der Spur. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-30768-4_7
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