Zusammenfassung
Im fünften und sechsten Kapitel haben wir grundlegende methodische Ansätze und Techniken kennengelernt, die in der Lebenslauf- und Biografieforschung genutzt werden. Sie können dabei auf unterschiedliche Weise für die Untersuchung des Sozialisationsprozesses und seiner Bedingungen verwendet werden. Dabei sind Fragen offengeblieben und Desiderata (Wünsche) an die dargestellten Methoden herangetragen worden. So haben wir verschiedene Wege nachvollzogen, biografische Interviews und ‚objektive‘ biografische Daten qualitativ auszuwerten. Und wir haben gesehen, auf welche Weise Prozesse in der Lebenszeit durch die quantitative Erforschung des Eintritts von Ereignissen, der Verweildauer in biografischen Statusepisoden, der Muster des Verlaufs solcher Episoden bzw. ihrer Sequenzierung untersucht werden können. Wir haben dabei gefragt, wann es sich um retrospektiv oder zum Eintrittszeitpunkt – in Echtzeit – gemessene Verlaufsdaten handelt; ob Prozesse individuell oder als Zeitreihe im Aggregat erhoben wurden.
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Literatur
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Glossar
Glossar
Stichworte zu 8.1
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Situation, soziale und kommunikative
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Unter Situation kann der unmittelbar präsente Kontext einer Handlung, Interaktion oder eines Praxisvollzugs verstanden werden. Neben den innerhalb des Kontexts vorliegenden Bedingungen lässt sich eine Situation nur in Verbindung mit einer rahmenden Definition (s. Kap. 1, William Thomas) abgrenzen. Kommunikative Situationen sind dabei als bestimmte Kontexte des Miteinander-Sprechens bzw. sprachlichen Austauschs (mündlich, schriftlich) aufzufassen. Kommunikative Situationen sind in der Regel auch soziale Situationen. Ob dies umgekehrt auch gilt, hängt von der vorausgesetzten Kommunikations- bzw. Sozialtheorie ab.
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Interaktion (Gesprächsinteraktion)
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Mit Interaktion ist ein Handeln (mit mindestens zwei Beteiligten) in einer räumlich und zeitlich gegenwartsbegrenzten Situation gemeint. Unter Gesprächsinteraktion (auch Konversation) wird der verbale (sprachliche) Austausch innerhalb einer Situation verstanden. Hierbei kommen die Rollen Sprecher und Hörer ins Spiel.
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Turn-Taking
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Mit Turn-Taking wird der Sprecherwechsel innerhalb eines Gesprächs bezeichnet.
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Positionierung (Fremd-, Selbst-)
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Wenn sich das Sprechen einer Person auf andere (anwesende oder nicht-anwesende) Personen (inklusive des Sprechers selbst) bezieht und diese durch das Sprechen einer sozialen Position bzw. Verhaltensweise oder Eigenschaft zugewiesen werden.
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Einberufung
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Begriff aus der Sprechakttheorie von John L. Austin. Er geht davon aus, dass sich Sprecher beim Äußern eines sprachlichen Beitrags (z. B. eines Satzes) immer auf etwas berufen können, das die Äußerung sozial begründet. Wenn z. B. jemand einen Befehl erteilt, muss sich die Person auf eine soziale Position oder Rolle berufen können, die das sprachliche Handeln des Befehlens begründet.
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Sprechakt
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Begriff aus der Sprachpragmatik, die auch nach diesem Begriff als „Sprechakttheorie“ bezeichnet wird. Mit dem Begriff „Sprechakt“ wird ausgedrückt, dass etwas sagen nicht nur im Inhalt oder in der gemeinten Bedeutung des Gesagten besteht, sondern dass mit dem Sagen stets auch eine soziale Handlung vollzogen wird, z. B. eine Bitte, ein Befehl, ein Bezeugen, ein Versprechen usf. geäußert wird.
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Anrufungen
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Ausdruck aus der poststrukturalen Sozialtheorie (vgl. auch Hetzel 2014), der die soziale und symbolische Kraft einer Äußerung bezeichnen soll, jemanden durch Ansprache auf ein bestimmtes Handeln zu verpflichten. Ruft ein Polizist z. B. „Bleiben Sie stehen!“ in eine Menge von Personen, und jemand bleibt tatsächlich stehen, dann hat sich diese Person von der Ansprache auch „anrufen“ lassen.
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performativ/Performativität
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Mit der performativen Eigenschaft von symbolischen oder kommunikativen Handlungen ist genau die mit der Anrufung bezeichnete Kraft gemeint, andere durch die Äußerung von etwas zu einem Handeln zu bewegen oder einer bestimmten Haltung zu verleiten.
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Kommunikative Gattung
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Oberbegriff für eine hinsichtlich ihrer besonderen Art bestimmbare Gruppe von kommunikativen Situationen, die in mehreren Dimensionen (s. Stichworte: Binnencode usf.) spezifiziert ist.
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Binnencode, Außenbezug, Situative Vermittlungsmodi
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Die Begriffe bezeichnen die drei zentralen Dimensionen zur Bestimmung kommunikativer Gattungen: der Binnencode bezeichnet die innere Regulierung der Kommunikation, der Außenbezug ihre spezifischen sozialen und materiellen Kontextbedingungen, die situativen Vermittlungsmodi die charakteristischen Realisierungsbedingungen innerhalb eines raumzeitlich und definitorisch begrenzten Handlungsrahmens.
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instrumentell/konsumatorisch
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Bestimmung des Binnencodes einer kommunikativen Gattung anhand ihres finalen Bezugs auf sich selbst (konsumatorisch) oder auf weitere, übergeordnete Handlungsziele.
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interaktiv/dokumentiert
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Unterscheidung von situativen Vermittlungsformen der Kommunikation. Vergeht eine Kommunikation mit der Gegenwart einer raumzeitlich begrenzten Interaktionssituation oder wird sie für eine gewisse Dauer und über einzelne räumliche Orte hinausgehend aufgezeichnet und wieder abrufbar gestaltet.
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Subjektivierungsformen
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Kommunikative Formen, durch die die Personen als Sprecher auf sich selbst und ihre persönlichen Eigenschaften bezeichnend Bezug nehmen können, indem sie sich z. B. selbst behaupten, sich für ihr Tun oder Unterlassen rechtfertigen, sich als Person anderen anvertrauen, sich einer Beurteilung oder Begutachtung unterziehen oder sich als jemand entwerfen bzw. eine sie selbst bestimmende Gestalt zuweisen. Subjektivierung beruht primär auf öffentliche Selbstbezeichnung im Rahmen kulturell zulässiger kommunikativer Gattungen. Sie haben vielfach den Charakter biografischer Selbstthematisierung.
Stichworte zu 8.2
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Fiktion
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Erfundene Geschichte, die nicht auf Tatsachen basieren muss. Der Begriff wurde traditionell über die Bedeutung der erfundenen Sachverhalte für die Erzählbarkeit der Geschichte bestimmt. In der Literaturwissenschaft wurde jedoch die Abgrenzung dessen, was Nicht-Tatsachen sind, schwierig, da kaum eine Geschichte alle relevanten Geschehnisse vollständig enthält, sondern auch Fakten auslässt, abschwächt oder betont. Die Anordnung und Dramaturgie einer Geschichte hängt auch nicht primär oder allein von den tatsächlichen Ereignissen ab. Zudem enthält die Wirklichkeit auch subjektive Eindrücke, Wertungen und emotionale Reaktionen, die sich oft nicht präzise als Fakten ausweisen lassen. Wann z. B. ist der Blick einer Person wütend? Aber spielt nicht gerade dieser wütende Gesichtsausdruck in einem Streit eine wichtige Rolle? Im Rahmen einer Erzählung können somit die Übergänge von Fiktionen zu Fakten fließend sein. Hayden White spricht von der „Fiction of Faction“.
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Mythen
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Ähnlich wie beim Begriff der Fiktion verhält es sich bei Mythenbegriff. Auch dieser bezeichnet sagenumwobene Geschichten, die nicht immer ganz wahr sein sollen, aber in der Regel zumindest häufig an wahren Begebenheiten anknüpfen. Mythen sind insofern Geschichten, die seit langem (über Generationen) weitergegeben werden. Mythen beziehen sich auf bedeutende Personen, deren tatsächliche Existenz nicht immer sicher sein muss, aber im kulturellen Gedächtnis verankert ist, z. B. der Mythos vom Sisyphos. Aber auch gesellschaftliche Ereignisse, Revolutionen, soziale Bewegungen (die 68er), politische Führer (Che Guevara), Schauspielerinnen (Marilyn Monroe), Autos („La DS“, der BMW-7er), Filmfiguren („James Bond“) oder Fußball-Stadien (die „Alte Försterei“) können zum Mythos werden. Ein Mythos zeichnet sich durch seine (aufgeladene) Bedeutung aus. Wenn das stimmt, fällt die Abgrenzung zum Begriff einer ‚wahren‘, rein auf Tatsachen beruhenden Geschichte schwer. Denn jede Geschichte enthält auf irgendeine Weise Bedeutung.
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Gedächtnis
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Basis der Erinnerung, zunächst auf der individuellen biologischen Ausstattung beruhend (z. B. Gehirne, DNS oder Instinkt). Erinnerung kann aber auch durch bestimmte Artefakte (Denkmal, Mahnmal, Gebäude, Kanäle, Uhren, Zeitrechnung, Kalender, mathematische Symbole, Sprache, Bücher) und kollektive Praktiken gestützt sein.
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Neuropsychologie
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Ansatz der Psychologie, in dem insbesondere innere bzw. kognitive, mentale oder emotionale Zustände der Menschen auf die Basis neurophysiologischer Prozesse zurückgeführt werden.
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Hirnorganische Bedingungen/Entwicklung
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Für viele kognitive, mentale oder emotionale Ereignisse, Strukturen und deren Entwicklung werden Prozesse des hirnorganischen Aufbaus bzw. neuronalen Netzwerks und dessen ‚Reifung‘ bzw. Veränderung verantwortlich gesehen.
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Phylogenese
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Entwicklung von Lebewesen als Art, Gattung oder Spezies, z. B. die biologische, psychische und soziale Entwicklung der Menschheit.
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Ontogenese
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Entwicklung des einzelnen (individuellen) Exemplars eines Lebewesens, z. B. die Entwicklung eines einzelnen Menschen.
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Plastizität
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Form- und Anpassbarkeit der biophysiologischen Grundlagen des Menschen.
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Gedächtnis, episodisch
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Der Teil der Erinnerung, mit dem Erfahrungen als Abfolge von Ereignissen bzw. Erlebnissen abgerufen werden können. Das episodische Gedächtnis soll nur bei Menschen vorkommen.
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Ethnografie
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Wortzusammensetzung aus dem Griechischen, wörtlich: Beschreibung der Leute. Forschungsrichtung, die durch Beobachtung von Kulturen (zunächst vor allem fremde Kulturen in entlegenen und bisher unbekannten Regionen) vor Ort gekennzeichnet ist (s. Feldforschung). In neueren Richtungen der Ethnografie kann aber auch nach dem ‚Unbekannten‘ im Alltäglichen (Alltagsethnografie) oder auch im eigenen Selbst (Auto-EthnografieEthnografie) gesucht werden.
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Feldforschung
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Forschung, die durch zeitlich andauernde Beobachtungen eines sozialen Kontexts (Feld genannt) gekennzeichnet ist und sich für die regelmäßig wiederkehrenden Praktiken einer im „Feld“ anzutreffenden Lebensform interessiert.
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Feldaufenthalt
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Die sich meist über Monate oder Jahre streckende Dauer der Präsenz des Forschers im ‚fremden‘ bzw. unbekannten Kontext.
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Feldprotokoll (Feldnotizen)
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Jedwede Art der Verschriftlichung von Beobachtungen, Eindrücken und Einschätzungen des Forschers, die im Feld gemacht wurden.
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Zeugenschaft
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Der ethnografische Forscher ist insofern Zeuge seiner Feldbeobachtungen als er die Beobachtungen in der ‚fremden‘ oder in bestimmter Hinsicht unbekannten Kultur an Mitglieder seiner eigenen Kultur, insbesondere den wissenschaftlich und ethnografisch forschenden Mitgliedern seiner Kultur mitteilt. Es stellt sich dabei das Problem, in welcher Form er der Rolle des Zeugen gerecht werden kann bzw. was Gütemaßstäbe der Praxis des Bezeugens sein könnten.
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Evokation, evokative Wirkung (eines Textes)
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Wirkung, die ein Sprechen oder ein Text auf den Rezipienten (Leser) auslöst. Speziell geht es um die Auslösung von Eindrücken, die den Rezipienten innerlich irritieren, anregen, anrufen, anrühren oder aufrütteln.
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Reifikation
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Verdinglichung. Etwas, das eigentlich veränderlich und aktiv ist, wird zu einer festen Sache gemacht. Vorübergehende Wahrnehmungen, Eindrücke, Erleben werden verdinglicht bzw. objektiviert, indem es zu einer Liste von Tatsachen oder einer Kette wirklicher Ereignisse gemacht wird.
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Autorenschaft
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Beim Autor handelt es sich um den Verfasser eines Textes, um den Erzähler einer (oft schriftlich niedergelegten) Geschichte. Darin steckt ein bestimmtes Handlungs- bzw. Praxisproblem. Der Autor komponiert die Geschichte, er ist im Fall der ethnografischen Beobachtung zugleich Zeuge.
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Auto-Ethnografie
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Beobachtung des eigenen Selbst, des eigenen Lebens und der eigenen Erfahrungen als etwas, das auch unbekannt, unheimlich, fremdartig und daher durch Expeditionen in das Ich entdeckt und als Entdeckungen beschrieben werden kann.
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Auto-Fiktion
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Haltung eines Auto-EthnografenEthnografen oder Auto-BiografenBiografen, die darin besteht, dass das, was der Sprecher über sich selbst erzählt, auch als Fiktion – als erfundene Geschichte – ge- oder beschrieben werden kann oder sogar stets auch als erfundene Geschichte ge- und beschrieben wird.
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Autobiografischer Pakt
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Da der autobiografische Sprecher bzw. Erzähler in Bezug auf viele Punkte seiner eigenen Geschichte alleiniger, zumindest einer der wenigen Zeugen seines Lebens ist, besteht für den Zuhörer einer autobiografischen Geschichte stets das Problem der Glaubwürdigkeit. Lejeune geht davon aus, dass in Bezug auf die Glaubwürdigkeit des autobiografischen Sprechens Hörer und Sprecher einen ‚Pakt‘ schließen, der wie eine Art Glaubwürdigkeits-Vorschuss funktioniert.
Stichworte zu 8.3
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Modell, strukturgenetisches
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Entwicklungspsychologisches oder sozialisationstheoretisches Modell, in dem die Existenz von Strukturmuster der Orientierung, Bewertung, Beurteilung oder des Handelns verstanden wird.
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Strukturgenese
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Unter Strukturgenese ist in der Entwicklungspsychologie (Ontogenese), aber auch in der soziologischen Sozialisationstheorie der Prozess zu verstehen, indem sich individuelle Orientierungs- bzw. Ordnungsmuster des Verhaltens herausbilden.
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Generative Mechanismen
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Mechanismen, durch die etwas hervorgebracht wird, durch die etwas entsteht. Kognitive Strukturen bringen Gedanken oder logische Verknüpfungen hervor; emotionale Strukturen Empfindungen, Gefühlsreaktionen, soziale Kognitionen bestimmte Verhaltensweisen usf.
Stichworte zu 8.4
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Follow-Up-Studie
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Wiederaufnahme einer Untersuchung, die vor längerer Zeit abgeschlossen war.
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Deskriptive Verteilungen
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Verteilung von Merkmalen in einer Stichprobe ohne Betrachtung der Frage, inwiefern diese beschriebene Verteilung auch in der Grundgesamtheit repräsentiert ist.
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Identitätsmuster (nach James E. Marcia)
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Nach Marcia entwickelt sich die Identität einer Person von einer diffusen Identität hin zu geschlossenen Formen. Dabei können Identitäten vorzeitig geschlossen werden, handlungsentlastete Phasen der Identitätssuche (Moratorien) eingelegt werden und Identitäten nach Durchlaufen eines Suchprozesses erreicht werden.
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Überlebensquoten
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Siehe auch schon Kap. 2 und 5. Ausdruck aus der Ereignisanalyse, die den Anteil von Personen an einer Bezugspopulation, die bis zu einem bestimmten Zeitpunkt oder innerhalb eines bestimmten Zeitraums, in einem bestimmten (sozialen, biografischen) Zustand verblieben ist (und darin ‚überlebt‘ hat), z. B. Zeitraum, in dem eine Person unverheiratet ist.
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Opportunitätsstrukturen
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Muster von Gelegenheiten, die für eine Person zu einem bestimmten Zeitpunkt bestehen.
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Erklärte Varianz
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Ausdruck aus der Statistik. Der Anteil der Summe aller Abweichungen aller Einzelfälle von einem mittleren Wert eines abhängigen Merkmals in einer Stichprobe, die durch Kontrolle eines unabhängigen Merkmals ‚aufgeklärt‘ bzw. um den die Summe aller quadrierten individuellen Abweichungen des abhängigen Merkmals von seinem mittleren Wert reduziert werden kann.
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Statistisches Modell
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Modell, nach dem sich die Häufigkeiten gemessener Merkmale auf die Fälle verteilen sollen.
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Rational-Choice-Ansatz
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Erklärungsansatz in den Sozialwissenschaften, der Psychologie und der Ökonomie, nach dem der Mensch stets die Alternative wählt, die für ihn den subjektiv höchsten erwarteten Nutzen besitzt.
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Prädiktor (Prädiktorvariable)
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Merkmal, mit dem ein anderes Merkmal (meist Kriterium genannt) vorhergesagt werden soll.
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Kontakthypothese
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Annahme, nach der eine andauernde Begegnung mit Menschen aus anderen Kulturen oder Lebensformen zu einer Reduktion von Xenophobie, Fremdenängstlichkeit bzw. Fremdenfeindlichkeit führe.
Stichworte zu 8.5
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Methodenkombination
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Verbindung unterschiedlicher Vorgehensweisen im Rahmen einer empirischen Studie. Ein besonderes Augenmerk gilt Forschungsdesigns, in denen die quantitativen Methoden mit den qualitativen Methoden der Sozialforschung verbunden werden können. Statt von Methodenkombination ist häufig auch von „Mixed-Methods-Design“, „Methodenintegration“ oder Triangulation die Rede.
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Phasenmodelle (der Methodenkombination)
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Hier geht es um die Frage, in welcher zeitlichen Reihenfolge oder Anordnung Methoden miteinander kombiniert werden sollen.
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Funktion eines Methodeneinsatzes
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Reflexion der Zielsetzung und des möglichen Erkenntnisgewinns, den der Einsatz einer Methode im Rahmen einer Forschungsfrage zu erfüllen verspricht.
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Einzelfallstudie
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Studie, die sich auf einen einzigen Fall bezieht und diesen exemplarisch untersucht.
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Forschungsstrategie
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Die Art und Weise, in der eine Studie zur Realisierung eines Forschungsziels aufgebaut ist und umgesetzt werden soll.
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Corsten, M. (2020). Offene Methodenfragen & neue Forschungsdesigns. In: Lebenslauf und Sozialisation. Studientexte zur Soziologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-30397-6_8
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Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
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Online ISBN: 978-3-658-30397-6
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