Zusammenfassung
Der Beitrag befasst sich zunächst mit einer Genealogie der akademischen Konsumentenforschung. Anschließend geht es um den Nachweis der Relevanz der Soziologie für die Konsumentenforschung anhand klassischer Theoreme der Soziologie. Der letzte Abschnitt geht sehr verknappt auf den aktuellen regionalspezifischen Stand der Konsumsoziologie ein.
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Notes
- 1.
- 2.
Zur Unterscheidung von „Konsumenten“ (Sozialdimension) und „Konsum“ (Sachdimension) und entsprechenden Forschungsausrichtungen vgl. Hellmann 2019a, S. 295 f.
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- 4.
Vgl. die Aufzählung Clinical Psychology, Cultural Anthropology, Demography, Experimental Psychology, History Macroeconomics, Microeconomics/Human Ecology, Semiotics/Literary Criticism, Social Psychology, Sociology bei Solomon et al. 2013, S. 23 ff.
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Übrigens haben sich Østergaard und Jantzen (2000) bei ihrer Rekonstruktion maßgeblich von Morris B. Holbrook (1995, S. 5 ff.) inspirieren lassen, so eine persönliche Mitteilung von Per Østergaard. Außerdem ist festzuhalten, dass die Entwicklung der Konsumentenforschung im Laufe der letzten zwanzig Jahre mitnichten stehen geblieben ist, vgl. Arnould und Thompson 2007; Askegaard und Linnet 2011. Überdies kündigt die aktuelle Debatte um Big Data neue „perspectives“ an, vgl. die programmatischen Überlegungen in Reisch et al. (2015).
- 6.
Freilich schrieb Belk noch 1988, im Zusammenhang mit seiner „extended self“-Studie: „Research on such issues may help to extricate consumer research from the narrow perspective that consumer behavior involves exchange as a sole means for product and service acquisition.“ (Belk 1988, S. 158).
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- 8.
- 9.
Von daher standen Massen- und Sozialpsychologie an der Wiege der Soziologie und sind bis heute einflussreich geblieben.
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Vgl. hierzu auch die sehr kritischen Erwägungen in Strünck et al. (2013).
- 11.
Vgl. nur die Motivlisten in „Some Notes on Consumer Buying Motives“ bei Copeland (1924).
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Hier könnte es Berührungspunkte mit der Consumer Neuroscience geben, insofern gewisse Gehirnreaktionen der Artikulation entsprechender Entscheidungen zeitlich vorausgehen, die damit gleichsam nur das bewusste Echo eines vorbewussten Ereignisses darstellen, vgl. Deppe et al. 2005.
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Um hierfür nur ein Beispiel zu geben: Bei der Erforschung des Konsums älterer Menschen (Seniorenkonsum) hat es Jahrzehnte gebraucht, bis sich die scientific community von der irreführenden Homogenitätsannahme verabschiedet hatte, und noch immer tut sich die Forschung äußerst schwer, eine hinlängliche Übereinstimmung bei der Erforschung der Konsummotive älterer Menschen vorzuweisen, vgl. Moschis 2003, 2012; Sudbury und Simcock 2009.
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Mit Luhmann (1981) könnte man an dieser Stelle sogar von der Unwahrscheinlichkeit von Werbekommunikation an sich sprechen, da Werbung nicht nur mit dem Problem kämpft, die anvisierten Zielgruppe überhaupt zu erreichen, sondern von ihnen auch noch richtig verstanden werden muss, so dass sie schließlich auch befolgen, wozu Werbung sie zu verführen sucht: das beworbene Produkt zu erwerben, vgl. Baudrillard 1992.
- 18.
Gerade Akerlofs Artikel ist wiederum ein Beitrag, der explizit auf eine weitere, soziologisch bedeutsame Kategorie aufmerksam macht: Vertrauen und das Vertrauenskapitel von Markenartikeln, die helfen, solche Ungewissheiten zu überwinden, vgl. Kenning 2001; Hellmann 2003; Bauer et al. 2006. Hier setzt dann Vertrauensforschung an, vgl. Luhmann 1989; Beckert 2002.
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Nicht zuletzt die Verbreitung des „other directed character“ in der nordamerikanischen Gesellschaft, wie Riesman et al. (1950) dies früh beschrieben haben, ist auf solche Nachahmungseffekte bezogen.
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Wobei die Einstellungsforschung dies nur teilweise aufgreift. An dieser Stelle sei außerdem auf das KKV-Konzept von Backhaus und Schneider (2009) verwiesen, das zwar mit Multi-Akteur-Szenarien operiert, die Beziehungsproblematik selber aber kaum thematisiert.
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Die „Erfahrung“ der „Kommunikation“ mit Haustiere und Pflanzen (Animismus) soll hier einmal außen vorgelassen werden.
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- 23.
Vgl. die scharfsinnige Kritik von Benigtsson (2003) am Beziehungsverständnis der „Brand Relationship“-Forschung.
- 24.
Sehr entschieden Carù und Cova (2007, S. 35): „Today, consumers shop to produce their identities.“ Mit der erheblichen Relevanz des Konsums („possessions“) für die personale Identität hatte sich übrigens schon Russel W. Belk (1988) in einem Artikel befasst, welcher der bislang meist zitierte in diesem Forschungsfeld geworden ist, vgl. Ladik et al. 2015.
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Firat et al. (2013: 196) beziehen sich hier auf Ger und Belk (1996), die ein idealtypisch angelegtes Diffusionsmodell entwickelt haben, wie es zur Verbreitung und Durchsetzung der Global Consumer Culture kommt. „Shopping and consumption desires permeate daily life such that the meaning of life is sought, identity is constructed, and relationships are formed and maintained more and more in and by consumption.” (Ger und Belk 1996, S. 275).
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Mit Freud gesprochen, könnte man hier sogar sagen: Die Metapher der Hinterbühne stellt für die Unternehmen das soziale Unterbewusstsein ihrer Konsumenten dar, weil es für sie nicht unmittelbar einsehbar ist, sondern latent bleibt – und von daher rührt der Bedarf für Motivforschung, vgl. Hellmann (2019a, S. 53 ff.).
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Gleichwohl notierte Belk noch 1988, also in der Hochzeit der Konsumentenforschung, dass „consumer research has done little to investigate consumption (as opposed to purchase or information acquisition)” (Belk 1988, S. 158).
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Und selbst auf der Vorderbühne kommt diese Vermischung häufiger vor, etwa für eine Mutter mit einem Kleinkind im Kassenbereich, für ein Liebespaar im Reisebüro, für einen Freelancer beim Carsharing.
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Vgl. hierzu auch „Der Trost der Dinge“, wo Miller (2010) auf verwandte Art und Weise die nicht-wirtschaftliche Relevanz von Konsumgütern untersucht. Und Viviana A. Zelizer (2000) geht in „Die Farben des Geldes“ wiederum der Frage nach, welche unterschiedlichen nicht-wirtschaftlichen Funktionen sich für Konsumenten mit dem Geld verbinden können.
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Exemplarisch sei nochmals auf die treffliche Kritik von Benigtsson (2003) an der recht oberflächlichen Verwendung des “Relationship”-Begriffs in der “Brand Relationship”-Forschung verwiesen.
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13 Jahre später wird dieser Befund nochmals auf andere Art und Weise bestätigt, indem Askegaard und Linnet (2013) bei ihrer Aufzählung von Konsumforschern, die der Konsumsoziologie sehr nahestehen, zwar solche aus Dänemark, England, Frankreich, Italien, Schottland und Schweden erwähnen, aber niemanden aus Deutschland. Ähnlich unzureichend ist die Zahl aktiver deutscher Mitglieder beim Consumption Research Network der European Sociological Association.
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Im Laufe der letzten zehn Jahre hat sich allerdings in fünf Spezialsektoren einiges getan: erstens im Forschungsbereich „Politischer Konsum“, vgl. Lamla und Neckel 2006; Baringhorst et al. 2007; zweitens im Forschungsbereich „Verantwortlicher Konsum“, vgl. Heidbrink et al. 2011; Bala und Schuldzinski 2015; drittens im Forschungsbereich „Nachhaltiger Konsum“, vgl. Belz et al. 2007; Gekeler 2012; viertens im Bereich „Verbraucherpolitik, Verbraucherschutz, Verbraucherleitbilder“, vgl. Gasteiger 2010; Bala und Müller 2014a, 2014b; und fünftens im Forschungsbereich „Mitarbeitender Kunde“, vgl. Voß und Rieder 2005. Von der stetig wachsenden Zahl populärwissenschaftlich verfasster Konsumkritiken sei hier ganz abgesehen.
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Hierzu zählen unbedingt auch die frühen Studien „The World of Goods“ von Mary Douglas und Baron Isherwood (1979), „In the active voice” von Douglas (1982), „The Birth of a Consumer Society” von Neil McKendrick et al. (1982), „The Romantic Ethic and the Spirit of Modern Consumerism” von Colin Campbell (1987) und „Material Culture and Mass Consumption” von Daniel Miller (1987).
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- 36.
Dahinter verbergen sich zwei unterschiedliche Differenzierungsperspektiven, nämlich Stratifikation bzw. funktionale Differenzierung, vgl. Schwinn 2011.
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Hellmann, KU. (2021). Die akademische Konsumforschung aus soziologischer Perspektive. In: Kenning, P., Oehler, A., Reisch, L.A. (eds) Verbraucherwissenschaften. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29935-4_7
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