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Architektur für Jedermann. Alltagssoziologie als wissenstheoretischer und methodologischer Zugang zur Architektur

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Interdisziplinäre Architektur-Wissenschaft

Zusammenfassung

Der Beitrag verfolgt einen wissenssoziologischen Denkansatz des Alltags mit Architektur. Es werden die wissenstheoretischen und methodologischen Grundlagen dieses Zugangs entfaltet und verschiedene Grade und Qualitäten eines Wissens von Architektur – empirisch gestützt durch eigene ethnografische Erhebungen – herausarbeitet. Darauf aufbauend wird das Gerüst einer Architekturtheorie der Alltagswelt entworfen. Zuletzt spitzen sich die alltagssoziologischen Überlegungen für eine programmatische Theorie und Praxis der Architektur zu: Wie müsste sich unser Denken der Architektur ändern, wenn die entfalteten alltags- und wissenssoziologischen Prämissen konsequent berücksichtigt werden? Und wie könnten diese Impulse in die architektonische Praxis und Ausbildung integriert werden?

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Notes

  1. 1.

    Theorien der Architektur erleben etwa gleiche Moden wie Theorien der Kommunikation oder des Handelns (bspw. vom Stimulus-Response-Modell zum wechselseitigen Herstellen und Gebrauchen, vom rationalen Handeln zum Akteur-Netzwerk-Modell), gesellschaftliche Bedarfe (wie Vernetzung, Kommunikation, Sicherheit) stellen zugleich deren Ausgangs- wie Folgesituationen dar.

  2. 2.

    In diesem Text werden aus Gründen der besseren Lesbarkeit männliche, weibliche und genderneutrale Personenbezeichnungen abwechselnd angewandt.

  3. 3.

    Wie die Herausgeber dieses Buches in Bezug auf eine Interdisziplinäre Architekturwissenschaft.

  4. 4.

    Die im Rahmen meiner ethnografischen Studie zur Architekturerfahrung im Arbeitsalltag entstanden sind (Neubert 2018).

  5. 5.

    Damit sind nicht nur Einzelpersonen gemeint, sondern auch Gruppen, Organisationen, Institutionen etc.

  6. 6.

    Damit schließe ich an Silke Steets an, die die Wissenssoziologie von Berger und Luckmann explizit auf diese körperliche und leibliche Komponente von Wissen verweist (vgl. Steets 2015, S. 210 f.).

  7. 7.

    Berger und Luckmann sprechen von Alltagswelt, nicht von einer „Lebenswelt des Alltags“, „um die Eingeschmolzenheit der kognitiven Komponente in ihre Grundschicht hervorzuheben“ (Vorwort von Helmuth Plessner in Berger und Luckmann 2004, S. XV), folglich, um das Faktum der bedeutsamen Vor-Erschlossenheit von Welt noch stärker zu betonen.

  8. 8.

    Auf die feinen Unterschiede zwischen ihnen kann an dieser Stelle nicht eingegangen werden. Zum Teil wurde das in Neubert 2018 getan.

  9. 9.

    Von einer Praktik spreche ich im Zusammenhang mit der empirischen Erforschung menschlicher Praxis und meine einen konkret beobachteten Tätigkeits- und Wirkungszusammenhang, an dem menschliche und nicht-menschliche Akteure teilhaben.

  10. 10.

    Die Beispielschilderung bezieht sich auf die Empirie meine qualitative Studie zur Architekturerfahrung in Arbeitsumgebungen und bündelt hier idealtypisch unterschiedliche Befunde (Neubert 2018).

  11. 11.

    Zu einer umfassenden Analyse künstlerischer (Seh-)Praxis siehe Schürkmann 2017.

  12. 12.

    Eine Aufspaltung unserer synästhetischen Wahrnehmung ist gleichwohl nur reflexiv möglich. Siehe dazu u. a. Hahn 2013. Einen Systematisierungsvorschlag über relevante alltagsweltliche Erfahrungen des Architektonischen habe ich in meiner Dissertation gemacht (Neubert 2018).

  13. 13.

    Damit meine ich in sozialtheoretischer Hinsicht das Definieren von Situationen (‚Definition der Situation‘, vgl. Thomas und Znaniecki 2004).

  14. 14.

    Ein dezidiertes Beispiel für die Mittelbarkeit architektonischer Erfahrungen im Alltag sind die in der Architektur verwendeten DIN-Normen. Mit der Anwendung dieser Normen in der architektonischen Praxis wird zugleich auf ein bewährtes und aufeinander abgestimmtes System von architektonischen Erfahrungen zurückgegriffen. Besonders deutlich wird das im Bereich Ergonomie, aber auch andere Erfahrungsqualitäten (visuelle, akustische, Lufthygiene etc.) werden mehr und mehr standardisiert (aufgrund der Abwägung der Erfahrung mehrerer Personen), wie etwa im Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) des Bundesinnenministeriums. Vgl. https://www.bnb-nachhaltigesbauen.de/bewertungssystem/bnb-bewertungsmethodik.html (zuletzt am 6.2.2019).

  15. 15.

    Gleichsam geht Schütz mitnichten davon aus, dass alles Handeln als rational zu bezeichnen sei oder auch nur voll und ganz rational sein könne. Schütz versteht unter Rationalität keinen speziellen Handlungstypus (wie Max Weber), sondern eine strukturelle Eigenschaft von Wissen und Alltagswissen, die grob gesagt die situativ anlaufende, aufeinander aufbauende Selektion von Sinndeutungen bezeichnet. Entsprechend spricht Schütz auch von der „Rationalität verschiedener Grade“ (Schütz 2004, S. 184).

  16. 16.

    Etwa nach den Regeln der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik, zentral basierend auf dem Prinzip der Sequenzialität sozialer Praxis und des sozialen (intersubjektiven) Sinns subjektiver Entäußerungen (vgl. Przyborski und Wohlrab-Sahr 2014, S. 253 ff.).

  17. 17.

    Die folgende Erläuterung lehnt an die Ausführungen in Neubert 2018, S. 179ff. an.

  18. 18.

    Zu leisten wäre das allenfalls in Zusammenarbeit mit Soziologinnen, deren strukturelle Einbindung in die Lehre und praktische Tätigkeit der Architektur ohnehin anzustreben ist. Es wird seit langem, etwa im Netzwerk Architekturwissenschaft, wissenschaftlich interdisziplinär und fundiert diskutiert, inwiefern ein solches, transdisziplinäres Verständnis architektonischer Praxis zu einer nachhaltigeren gebauten Umgebung beitragen kann.

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Neubert, C. (2020). Architektur für Jedermann. Alltagssoziologie als wissenstheoretischer und methodologischer Zugang zur Architektur. In: Berr, K., Hahn, A. (eds) Interdisziplinäre Architektur-Wissenschaft. Interdisziplinäre Architektur-Wissenschaft: Praxis – Theorie – Methodologie – Forschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29634-6_6

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