Zusammenfassung
Ausgangspunkt der Untersuchung zur Architektur und den Formen ihres Wissens ist die Annahme, dass nicht nur wissenschaftliches Wissen, sondern in einer ebenso großen Relevanz das Leben Orientierung und Maßstab im Umgang mit Architektur ist. Leider steht der Alltag bisher erst am Anfang der Forschung in der Architektur (vgl. Neubert 2017, S. 11). Bisher geschah dies vor allem unter dem Stichpunkt der „anwendungsbezogenen Forschung“ (Luhmann 1990, S. 642). Darum geht es hier nicht. Hier wird vielmehr mittels diverser philosophischer Theorien nach der Kompatibilität von akademischen und alltäglichen Wissensformen der Architektur gefragt. Unter Wissen wird hierbei nicht nur das diskursive Vorstellungswissen objektiver Erkenntnis, sondern auch das intuitive Wissen subjektiver Gewissheit, dass die Mannigfaltigkeit des Lebens auf einen Schlag manifestiert, verstanden. Da Architektur ein ‚Werkzeug‘ des Lebens ist, das ständig neue Strukturen der Realität erzeugt, wird danach gefragt, wie im Hinblick auf diverse Verfehlungen der Architektur das Gefühl als präbewusstes kognitives Vermögen im Kontext der Architektur als „Brücke“ (SW XI, S. 12) und Kriterium zwischen Wissenschaft und Leben fungieren kann.
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