Zusammenfassung
Der Landtag von Nordrhein-Westfalen hat seit Gründung des Landes 1946 bisher in vier Gebäuden gearbeitet. Die ersten beiden Versammlungsräume wurden noch von der britischen Besatzungsmacht bestimmt und waren die einzigen benutzbaren Räumlichkeiten nach dem Krieg in der neuen Landeshauptstadt. 1948 bezog der Landtag das preußische Ständehaus am Hofteich für vierzig Jahre als Domizil, das aber den Anforderungen der parlamentarischen Arbeit von Anfang nur unzureichend genügte. Interessenunterschiede zwischen der Stadt Düsseldorf und dem Landtag sowie die Angst der jeweiligen Regierungspartei vor der Kostenperzeption in der Wählerschaft bewirkten, dass erst nach jahrelanger Debatte, drei Wettbewerben, außerparlamentarischen Protesten und erst durch einen externen Vorschlag, die Entscheidung für einen Neubau des Landtags in postmoderner Rundbauform (mit einem runden Plenarsaal als Kern und Mittelpunkt) am Rheinufer fiel, das zugleich Teil einer umfangreichen und vom Land mit finanzierten Stadtentwicklungspolitik in Düsseldorf war. Als dritter Neubau eines Landtags in der Bundesrepublik nach Hessen und Bremen galt der 1988 fertiggestellte neue Landtag als Mustertyp eines politischen Gebäudes demokratischer Prägung und gelungenes architektonisches Experiment, dessen Attraktivität sich auch in den hohen Besucherzahlen ausdrückt. Trotz großzügiger Planung hat sich der neue Landtag für die parlamentarische Arbeit inzwischen schon wieder als zu klein erwiesen, so dass weitere Anbauten geplant sind. Zwischen dem Anspruch auf Öffentlichkeit und Bürgernähe sowie der veränderten Sicherheitslage besteht ein Spannungsverhältnis.
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Kleinfeld, R. (2020). Am Ende gab es nur Gewinner – der lange Weg des nordrhein-westfälischen Landtags zu seinem Neubau am Rhein. In: Schwanholz, J., Theiner, P. (eds) Die politische Architektur deutscher Parlamente. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29331-4_13
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