Zusammenfassung
Migrationsbezogene Heterogenität sowie Mobilität im Zuge von Migrationsprozessen prägen Gesellschaft und Schule in Deutschland. Die Professionalisierung von Lehrkräften für die Ausübung ihrer Tätigkeit in dem von Vielfalt gekennzeichneten Klassenzimmer ist nach wie vor bedeutsam und rückt vermehrt in das öffentliche und wissenschaftliche Blickfeld. Vor diesem Hintergrund wurden N = 493 Lehramtsstudierende mit und ohne Migrationsgeschichte zu ihren diversitätsbezogenen Einstellungen befragt. Der folgende Beitrag hebt den Themenaspekt „diversitäts- und sprachsensible Unterrichtentwicklung“ hervor. Die pädagogische Professionalisierung aller Lehrkräfte, die Diversität als Querschnittsthema begreift, wird somit zur Förderung einer Ressourcenorientierung sowie zum Abbau von Bildungsbenachteiligung unerlässlich.
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Notes
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Hier werden die verschiedenen Differenzlinien wie Alter, Gender, sexuelle Orientierung, ethnische, soziale Herkunft, Religion und Weltanschauung, körperliche und geistige Beeinträchtigung, u. a. nicht als Nebeneinander begriffen. In ihrer Verschränkung und Zusammenwirkung können sie Mehrfachdiskriminierung hervorrufen.
- 2.
Der Begriff Migrationshintergrund wird bei den Erläuterungen von Studien verwendet, welche auf der Grundlage dieses Konstrukts durchgeführt wurden.
- 3.
Mit interkultureller Öffnung der Institution war eine diversitätsbezogene und antidiskriminierungsbewusste Schulentwicklung angedacht. Da es sich bei Interkultureller Öffnung um die geläufige verwendete Begrifflichkeit handelt, wurde diese Formulierung in der Befragung verwendet.
- 4.
An dieser Stelle gilt anzumerken, dass damit nicht alle Familiensprachen außer Deutsch gemeint sind. Es handelt sich insbesondere um Sprachen, die gesellschaftlich stigmatisiert und als defizitär wahrgenommen werden.
- 5.
„Translanguaging is the simultaneous use of two languages to convey meaning. The transition between languages is fluid and intentional. By employing both languages, deeper meaning is achieved. Both languages are required for the message to be understood in its entirety. Translanguaging allows students to use their entire linguistic repertoire in concert (in contrast to the separation of languages). It also allows teachers to negotiate the range of proficiencies in his/her class. Connections are made between all domains of a student’s life and the emphasis is on the overlapping of languages rather than the separation of languages. Teachers are cognizant of a student’s level of bilingualism. He/she takes the student’s range and limitations into consideration.“ (Creese und Blackedge 2010, S. 112).
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Bello, B. (2022). Diversitätsbezogene Einstellungen von Lehramtsstudierenden und ihre Rolle bei der Gestaltung von Schule in der Migrationsgesellschaft. In: Akbaba, Y., Bello, B., Fereidooni, K. (eds) Pädagogische Professionalität und Migrationsdiskurse. Pädagogische Professionalität und Migrationsdiskurse. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29043-6_4
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