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Grenzen und Grenzziehungen

Zusammenfassung

In der Konstruktion nationaler Identität/en spielen Grenzen unterschiedlicher Art eine zentrale Rolle. Zu diesen Grenzen bzw. Grenzziehungen, die der Abgrenzung des eigenen nationalen Wir von den Anderen dienen, zählen etwa die in Kap. 3 behandelten Bezüge auf Sprache – einerseits das Österreichische Deutsch im Unterschied zum deutschen Deutsch, andererseits die immer striktere Forderung an MigrantInnen, die Staatssprache Deutsch zu erlernen, um zu eben diesem Wir zu gehören. Die Grenzziehungen zwischen dem nationalen Innen und dem fremden Außen verlaufen dabei einerseits entlang des Staatsterritoriums, also des „nationalen Körpers“ im Sinne des geografischen Gebiets, andererseits aber auch entlang anderer als identitätsstiftend konstruierter Merkmale wie etwa Sprache, Kultur oder Religion und erzeugen so ein Innen und Außen auch innerhalb des Staatsgebietes.

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Notes

  1. 1.

    Der Begriff ist augenscheinlich problematisch, weil er auf die Abwesenheit einer inneren Qualität anstatt auf feststellbare Integrationskriterien abzielt. Ein genauerer Blick zeigt eine tieferliegende Problematik: Der Stamm „-willig“ bzw. „-willigkeit“ konnotiert einerseits mit Unterwerfung und Gehorsam in militärischen und anderen Befehlskontexten, andererseits mit Sexualität und Promiskuität. Im letzteren Kontext ist die Qualität „willig“ nahezu ausschließlich weiblich konnotiert. Dem gegenüber ist stets ein dominanter Part zu denken, seinerseits männlich konnotiert, der den entsprechenden Gehorsam als etwas einfordert, das ihm zusteht. Diese Prägung hat eine historische (vgl. Grimm und Grimm 1965) und literarische Dimension (vgl. Reddemann 2005), die sich aber im aktuellen Sprachgebrauch fortsetzt.

  2. 2.

    Musolff 2010; Vollmer 2017; Wodak 2015a, b; Rheindorf und Wodak 2018.

  3. 3.

    Die sogenannte „Schließung der Balkanroute“ spielte im Nationalratswahlkampf 2017 eine große Rolle, als Hauptslogan des damaligen Obmanns der „Neuen ÖVP“, Sebastian Kurz. Diese „Errungenschaft“ wurde bei jeder Möglichkeit ins Feld geführt und diente als Beweis für die erfolgreiche Migrationspolitik der ÖVP.

  4. 4.

    Unter deontischer Modalität werden jene sprachlichen Formen verstanden, die ein Müssen, eine Pflicht oder ein Verbot ausdrücken – etwa im Unterschied zu epistemischer Modalität, die ein Sein bzw. einen Zustand ausdrückt.

  5. 5.

    Von der Überlexikalisierung eines Bedeutungsfeldes kann gesprochen werden, wenn ungewöhnlich viele Bezeichnungen für ein- und denselben Sachverhalt verwendet werden. Dies geschieht unter anderem dann innerhalb kurzer Zeit, wenn gesellschaftlich tabuisierte Themen öffentlich diskutiert werden bzw. politische Vorstöße in diese Richtung erfolgen.

  6. 6.

    Unter Kollokationen werden alle in einem festgelegten Abstand zu einem bestimmten Wort auftretenden Wörter verstanden, etwa innerhalb von 5 Wörtern vor oder nach dem gewählten Begriff. Lassen sich in deren Auftreten bzw. der Frequenz ihres Auftretens bestimmte Muster erkennen, etwa eine häufige Verbindung zwischen „Flüchtling“ und „kriminell“, prägt dieses Kollokationsmuster die geläufigen Assoziationen des Begriffes „Flüchtling“.

  7. 7.

    Der Begriff Konkordanz bezeichnet den konkreten sprachlichen Kontext, in dem ein bestimmter Begriff steht und der mit Hilfe von Software auch in sehr großen Datenmengen systematisch ausgewertet werden kann.

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Rheindorf, M., Wodak, R. (2020). Grenzen und Grenzziehungen. In: Österreichische Identitäten im Wandel. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28701-6_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-28701-6_6

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-28700-9

  • Online ISBN: 978-3-658-28701-6

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